BR-KLASSIK

Inhalt

"Spartacus" gegen "Die Tribute von Panem" Neun kolossale Gladiatoren-Soundtracks

Arena, Schwertkampf und Spektakel: Die Welt der Gladiatoren hat in der klassischen Musik eine lange Tradition. Man denke nur an das Torero-Lied aus George Bizets Oper "Carmen" (1875) oder Julius Fučíks "Einzug der Gladiatoren" (1899), auch bekannt als Zirkusmarsch. Heute begegnen wir Gladiatoren musikalisch vor allem in epischen Soundtracks zu Filmen, Serien und Games, etwa in der Filmmusik von Harry Gregson-Williams für "Gladiator II". Wir haben neun der monumentalsten Gladiatoren-Scores zusammengestellt.

Filmszene aus "Gladiator" | Bildquelle: Universal

Bildquelle: Universal

Hans Zimmer / Lisa Gerrard: "Gladiator" (2000)

Ridley Scotts "Gladiator" ist für viele DER Antikfilm aus den letzten Jahren. Neben Scotts Regie und Russell Crowes Performance bleibt vor allem die Filmmusik von Hans Zimmer und Lisa Gerard im Gedächtnis. Gekonnt übersetzte sie die Bildgewalt des Films in ebenso überwältigende Töne. Dafür mischte Hans Zimmer Orchestermusik mit synthetischen Klängen, Chor, ethnischen Instrumenten und Lisa Gerrards atmosphärischem Gesang.

Höhepunkte des "Gladiator"-Scores sind nicht unbedingt die wummernden Actionpassagen, die an manchen Stellen schamlos aus dem Satz "Mars, der Kriegsbringer" aus Gustav Holsts Orchestersuite "Die Planeten" kopierten. Eher sind es die lyrischen Stücke wie "Earth" oder "Now We Are Free", die Maximus' Sehnsucht zum Ausdruck bringen.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Now We Are Free

Miklós Rózsa: "Ben Hur" (1959)

Wenn es um Monumentalfilme made in Hollywood geht, ist "Ben Hur" nac  wie vor der unangefochtene Champion. Dafür bürgen nicht zuletzt seine elf Oscars, die er seinerzeit gewann. Dabei ging eine der Trophäen an den ungarisch-amerikanischen Komponisten Miklós Rósza, der nicht nur eine der prägendsten, sondern auch längsten Filmpartituren der Kinogeschichte schrieb.

Rósza stellte umfangreiche Recherchen an, um historisch akkurate Klänge der römischen, christlichen und jüdischen Musikkultur in seinen großorchestralen Score einzubauen. So schrieb er eine ganze Reihe von römischen Fanfaren, die den Klang des Sandalen- und Gladiatorenfilms maßgeblich definierten. Wie etwa das legendäre Stück "Circus Parade", welches den Einzug zum berühmten Streitwagenrennen in die Arena begleitet.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Circus Parade (Parade Of The Charioteers)

Masamichi Amano: "Battle Royale" (2000)

Jenseits des Antikfilms finden sich Gladiatorenkämpfe auch in anderen Genres – wie dem Survival Horror. Im japanischen Film "Battle Royale" von Kinji Fukasaku müssen Mittelschüler:innen auf einer verlassenen Insel sich auf den Tod bekämpfen, bis eine Person übrigbleibt.  

Musikalisch arbeitet Filmkomponist Masamichi Amano mit Kontrasten: Statt schroffen Dissonanzen wird das Blutbad mit Klassik (etwa "Dies Irae" aus dem "Verdi-Requiem") und dramatischer Orchestermusik unterlegt. Der Gegensatz aus Hochkultur und Barbarei unterstreicht die Grausamkeit, die menschlichen Zivilisationen innewohnt.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Battle Royale Soundtrack - 04 - The Game Begins

Alex North: "Spartacus" (1960)

Ein Jahr nach "Ben Hur" kam mit Stanley Kubricks "Spartacus" ein weiterer Meilenstein des Genres in die Kinos. Während jedoch „Ben Hur“ in Tradition der Bibelfilme auf religiöse Inhalte setzt, ist die Handlung in "Spartacus" um den Sklavenaufstand ganz und gar politisch. Auch musikalisch hebt sich Komponist Alex North von "Ben Hur" durch innovative Ideen ab.

Statt durch authentische Historienklänge in der Vergangenheit zu schwelgen, baut North eine musikalische Brücke zur Gegenwart: Er bricht den romantischen Hollywood-Sound auf und vermengt ihn mit Elementen der modernen Klassik. Effektiv, ungewöhnlich und neu – wie das wilde Musikstück "Gladiators Fight To The Death", welches neue Maßstäbe in der Vertonung von Kampfszenen setzte.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Gladiators Fight To The Death

James Newton Howard: "Die Tribute von Panem – The Hunger Games" (2012)

Ähnlich wie in "Battle Royale" sind auch in der Science-Fiction-Reihe "Die Tribute von Panem" junge Menschen zum Todeskampf in der Arena verurteilt – den Hungerspielen. Das imposante Chorstück "Horn of Plenty" zum Einzug der Todgeweihten in das Kapitol erinnert an Rószas Fanfaren aus "Ben Hur". Kein Wunder: Ist der Zukunftsstaat Panem doch an das römische Reich angelehnt.

"Horn of Plenty" wurde von der kanadischen Rockband Arcade Fire komponiert, der Rest der Filmmusik stammt von Filmkomponist James Newton Howard. Howard setzt dem pompösen Sound des Kapitols zurückgenommene Klänge gegenüber, um die menschlichen Momente hervorzuheben. Höhepunkt des Scores ist das mitreißende Stück "Rue’s Farewell", das den Tod des kleinen Mädchens Rue in den Hungerspielen beklagt.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Rue's Farewell

Tom Salta: "PUBG: Battlegrounds" (2017)

Auch im Gaming-Bereich tummeln sich die Gladiatoren. Neben klassischen Arena-Kampfspielen haben sich in letzter Zeit vor allem Online-Spiele aus dem Battle-Royale-Genre hervorgetan: Inspiriert durch den namensgebenden Film "Battle Royale" werden die Spieler:innen auf einem immer kleiner werdenden Areal ausgesetzt und müssen mit dem, was sie so finden, gegeneinander kämpfen.

Neben "Fortnite: Battle Royale" (2017) und "Apex Legends" (2019) ist "PUBG: Battlegrounds" (damals noch "PlayerUnknown’s Battlegrounds") das vielleicht prägendste Battle-Royale-Spiel. Für das musikalische Hauptthema des Spiels kombinierte Komponist Tom Salta breiten Orchesterklang mit elektronischen Tönen zu einem aufputschenden Soundtrack, der die Spieler:innen auf die Spiel-Challenge einstimmen soll.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

PlayerUnknown's Battlegrounds - Main Theme

Francesco De Masi: "Sieben gegen Alle" (1965)

Besonders in Italien der frühen 1960er Jahren war der Gladiatoren- und Sandalenfilm, auch Peplum genannt, äußerst beliebt. Bodybuilder-Stars verkörperten mythologische Muskelmänner wie Hercules oder Maciste in billig produzierten B-Movies mit dürftigen Plots und noch dürftigeren Outfits. Passend zum übertriebenen Gestus der Filme waren auch die Filmscores meist sehr ausladend.

So auch die Musik zu "Sieben gegen Alle", ein Film über rebellierende Gladiatoren und fiese Despoten. Geschrieben wurde der Score von Francesco De Masi – neben Ennio Morricone einer der wichtigsten Komponisten des italienischen Genrekinos. Sein mitreißendes Hauptthema zu "Sieben gegen Alle" erinnert in seinen galoppierenden Rhythmen an den Italo-Western, dem De Masi ebenfalls in zahlreichen Arbeiten seinen musikalischen Stempel aufdrückte.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Sette contro tutti 1

Mark Mothersbaugh: "Thor: Tag der Entscheidung" (2017)

Zugegeben, Marvels "Thor: Tag der Entscheidung" von Taika Waititi ist kein Gladiatorenfilm per se. Doch ist der Arenafight zwischen Thor und Avengers-Kollegen Hulk auf dem Planeten Sakaar definitiv die zentrale Attraktion des Films. Entsprechend zählt das begleitende Musikstück "Arena Fight" zu den Highlights in der Filmmusik von Komponist Mark Mothersbaugh.

In dem Stück krachen die zwei verschiedenen Musikstile von Mothersbaughs Score auf einander: Der orchestrale, romantisch-heldenhafte Klang von Thor auf der einen und der spaßige 80er-Retro-Synthie-Sound von Sakaar auf der anderen Seite. Für zweiteres konnte Mothersbaugh aus seiner Zeit als Soundpionier in der New-Wave-Band Devo schöpfen. Das Ergebnis ist eines der besten und unterhaltsamsten Musikstücke des gesamten Marvel Cinematic Universe:

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Arena Fight

Irmin Schmidt: "Das Millionenspiel" (1970)

Wie sähe der Gladiatorenkampf in unserer heutigen Zeit aus? Ein Film bringt es auf den Punkt: Als mörderische Fernsehshow mit jovialem Moderator, zu Tode gehetzten Kandidat:innen und einem schaulustigen Publikum, welches das blutige Geschehen live mitverfolgt und aktiv beeinflusst. Nein, die Rede ist nicht von "Die Tribute von Panem" oder "Running Man" (1987) mit Arnold Schwarzenegger, sondern dem deutschen Fernsehfilm "Das Millionenspiel" aus dem Jahr 1970.

Die als Mockumentary aufgezogene Mediensatire mit Dieter Thomas Heck als Moderator handelt von einer fiktiven TV-Show über einen Kandidaten, der von Killern vor laufender Kamera gejagt wird. Die reißerische Titelmelodie des Millionenspiels, zu dem surreale Balletteinlagen abgehalten werden, stammt von Komponist Irmin Schmidt und seiner Band Can. Ein besonderer Schmaus für Auge wie Ohr. 

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Das Millionenspiel WDR1970 Intro

Sendung: "Cinema" immer sonntags ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Bitte geben Sie höchstens 1000 Zeichen ein. (noch Zeichen)
Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar vor der Veröffentlichung erst noch redaktionell geprüft wird. Hinweise zum Kommentieren finden Sie in den Kommentar-Richtlinien.

Spamschutz*

Bitte geben Sie das Ergebnis der folgenden Aufgabe als Zahl ein:

Eins minus eins ergibt?
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

Mehr zum Thema

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player