Vom Alten Ägypten bis ins Fussballstadion: Die Trompete hat eine lange und bunte Geschichte. Gebogen oder gestreckt? Egal, Hauptsache nicht geschüttelt und gerührt. Was man sonst noch wissen muss? Hier kommt der Trompeten-Check.
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Gold ist ein Wort, das häufig auftaucht im Umfeld der Trompete. Klar, das hat mit der Farbe des Materials zu tun. Aber Obacht: es ist nicht immer alles Gold, was glänzt. Basis für alle Instrumente sind Kupferlegierungen, die je nach Beimischen von Zink zum klassischen Messing werden, das hell und goldgelb oder rötlich strahlt. Kommt noch Nickel dazu, wird sogenanntes Neusilber draus.
Das spielte am Anfang sicher keine Rolle. Seit den alten Ägyptern vor rund 3.500 Jahren ist die Trompete überliefert, allerdings als gerades Metallrohr. Bei den Kelten und Römern tauchen gebogene Instrumente auf, was mit der Kombination aus Rohr und Tierhorn als Schallbecher zu tun hat, vergleichbar der Entwicklung beim Horn. Längst gibt es auch Trompeten aus Plastik oder welche, die die Brücke zurück zu den Ursprüngen schlagen, denken wir an die Vuvuzela im Sportstadion. Die heute bekannte gewundene Form ist seit der Renaissance nachweisbar.
Franz Josef Traut und Andeas Marschberger | Bildquelle: BR / Flora Roenneberg Schon seit der Antike allerdings hat sich Bronze als Hauptlegierung durchgesetzt, perfekt geeignet, um aus dünnen Blechen Rohre zu schmieden, die dann am Ende eine Trompete ergeben, erzählt Andreas Marschberger. Er ist Instrumentenbaumeister in der Münchner Werkstatt Traut. Versteckt in einem Hinterhof im Gärtnerplatzviertel führt eine Treppe hinab in eine höhlenartige Schatzkammer, die bis auf wenige Modernisierungen noch so ausschaut wie zur Gründung des Geschäfts in den 1950er Jahren. Eng ist es, an den Wänden und Decken hängen Instrumente, überall stehen Werkzeuge herum: Von der wuchtigen Drehbank über Brenner, Hämmer und Schraubenzieher, verteilt auf Werkbänken, die schon zigtausende Trompeten gesehen haben.
Grundsätzlich kann man die Trompete jetzt nicht neu erfinden.
"Grundsätzlich kann man die Trompete jetzt nicht neu erfinden", sagt Marschberger, während sein Kollege Simon Ferstl, ebenfalls Meister, mit dem Brenner ein kleines Rohr erwärmt. "Es gibt renommierte Marken, Mensuren, an denen man sich orientiert, wenn nicht ein Sonderwunsch vorliegt."
Zu unterscheiden sind vor allem zwei Ventilformen und die damit zusammenhängende Technik: die Dreh- und die Périnetventile, die nach Francois Périnet benannt sind, ihrem maßgeblichen Entwickler im 19. Jahrhundert. Der Unterschied: Letztere werden direkt von oben nach unten gedrückt und damit die Luft umgeleitet. Bei den Drehventilen dreht sich der Kolben um 90 Grad und steuert so den Luftstrom. Beiden Ventilen gemeinsam ist ihre Aufgabe, die Naturtöne des gebogenen Blechs entsprechend zu teilen, um chromatisch spielen zu können.
Eine klassische Trompete hat eine Länge von etwa 1,30 Meter.
"Eine klassische Trompete hat eine Länge von etwa 1,30 Meter", so Marschberger, "dadurch ergibt sich auch die Grenze in der Tiefe, weil die von der Natur vorgegebene Frequenz erreicht wird." Die liegt etwa beim "kleinen Ges" (oder Fis) unterhalb des c1. Man könne zwar auch darunter noch Töne erzeugen, die würden dann aber eher als Brummen oder Knurren rüberkommen. Bei der Höhe ist die Grenze breiter, da hänge es auch von der Lunge und den Lippen ab, wie Marschberger schmunzelnd hinzufügt: "Sehr schwierig wird’s oberhalb dem c3. Aber es gibt auch Leute, die übers c4 rauspfeifen."
Eine Tonleiter setzt sich in der Musik aus Tönen zusammen, die in einem bestimmten Abstand aufeinander folgen. Die C-Dur Tonleiter beginnt mit einem "c". Das "c1" meint die Tonhöhe und markiert den Übergang vom Violinschlüssel zum Bassschlüssel. Das nächsthöhere "c" liegt eine Oktave höher und heißt "c2". Danach folgen "c3", "c4" und so weiter. Jeweils eine Oktave unterhalb des "c1" heißen die Töne kleines c, großes c, kontra c und subkontra c.
Die Trompeterin Selina Ott | Bildquelle: Oliver Kendl Apropos pfeifen: Wir rufen bei Selina Ott, der österreichischen Profimusikerin an, die nach einem kurzen Ausflug zur Querflöte mit 6 Jahren "ihr" Instrument gefunden hat: die Trompete. Seit ihrem fulminanten Gewinn beim ARD-Musikwettbewerb 2018 ist sie international gut vernetzt und kann in Sachen Höhe hinzufügen: "Es gibt schon welche, die da oben spielen, wobei das dann eher ein Quieken ist, keine richtigen Töne oder gar Melodien."
Wichtiger als das archaische Kräftemessen in "höher und weiter" ist sowieso Klang, Technik und Bandbreite. Und bei allem spielt das Mundstück eine tragende Rolle. "Es ist das Bindeglied zwischen Lippen und Blech, dass die schwingende Luft auf die Trompete übertragen wird", sagt Andreas Marschberger und nennt einige Details, wie man daran im doppelten Sinn feilen kann: "Das Kesselvolumen, die Form oder Radien, wie die Rundungen innen sind oder der engste Durchmesser vom Mundstück, man spricht auch von der 'Seele' sowie die Rückbohrung, wo der Konus wieder aufgeht."
Das Mundstück einer Trompete | Bildquelle: picture-alliance/dpa Selina Ott fügt hinzu, dass jeder und jede individuell für sich ein Mundstück suchen und finden muss, im Orchester am besten eines, "das hoch und tief kann und gut passt im Klang". Dafür gebe es viele Standart-Mundstücke von großen Herstellern, die man dann nochmal anpassen könne. Sie selbst habe rund 60 verschiedene Mundstücke, muss allerdings gleich lachend anmerken: "Erstens zusammen mit meinem Vater, der auch Trompeter ist, und zweitens sind die fast nie im Einsatz." Wirklich in Gebrauch habe sie dann doch nur drei, "eins für Piccolo, eins für Drehventil und eins für Périnet."
Da sind wir wieder bei den verschiedenen Bauformen. Piccolo ist eine Trompete speziell für Barockmusik, mit der man besonders hoch spielen kann. Auch die anderen beiden haben für Selina Ott vor allem mit Repertoire und Herkunft zu tun: "Ich spiele fast die gesamte Literatur für B-Trompete auf der Drehventil. Ich habe allerdings auch in Wien studiert, und da spielt kaum jemand Périnet. Aber Zeitgenössisches oder spezielle französische Literatur spiele ich lieber mit Périnet, weil das oft für eine solche geschrieben wurde und auch das Handling angenehmer ist."
Aber die unterschiedlichen Bauformen zeigen auch im Ton ihre Wirkung. "Meine Drehventil klingt eine Spur dunkler, meine Pèrinet strahlt besser." Das habe aber nicht zuletzt auch mit der Veredlung zu tun: "Grundsätzlich finde ich Silber eher dunkler, goldene Trompeten ein bisschen wärmer und heller."
Ob heller Streicherklang oder tiefes Blech, ob gezupft oder geschlagen: Wir stellen Ihnen verschiedene Instrumente vor – und räumen mit so machen Mythen und Klischees auf. Alle bisher vorgestellten Instrumente im Überblick
Wird eine Trompete über die Grundlegierung auch mit Gold oder Silber veredelt, bestimmt das natürlich auch den Preis. Grundsätzlich sei die Spanne aber riesig, das habe auch mit der Schwemme aus Fernost zu tun, meint Instrumentenbaumeister Simon Ferstl: "Da wird eine riesige Stückzahl gefertigt und das fängt dann schon bei rund 100 Euro an. Man kann aber auch 6.000 Euro ausgeben, je nach Goldpreis, ganz selten gibt es auch mal Ausreißer über 10.000. Aber eine gute, hierzulande hergestellte Standart-Trompete kostet zwischen 3.000 und 4.000 Euro."
Man kann aber auch 6.000 Euro ausgeben, je nach Goldpreis.
Anders als bei Streichinstrumenten, bei denen das Holz im Alter eher besser wird, ist Blech im Alter anfällig. "Es wird brüchig und reißt. Abgesehen von der Korrosion, die Messing betrifft, also da löst sich dann die Legierung auf", so Ferstl weiter, wobei "es auch mal 200 Jahre alte Instrumente gibt. Da hängen hier auch welche rum. Kommt immer auf die Lagerung an, ob es feucht war."
Gewann mit 20 Jahren einen 1. Preis beim ARD-Musikwettbewerb: Selina Ott | Bildquelle: Nancy Horowitz @Festspielhaus St. Pölten Selina Ott hat unlängst eine ihrer Trompeten wechseln müssen, sagt sie. Nach 15 Jahren im Profibereich "waren dann die Ventile durch, die eh schon ausgetauscht wurden. Aber es ging dann nicht mehr." Da hätten sie mehr Durchlauf als die Kolleginnen und Kollegen an den Streichinstrumenten. Wobei man es mit der Trompete auch deutlich entspannter angehen könne, was den Start und das Übepensum angeht, meint die Österreicherin: "In der Grundschulzeit anfangen reicht. Und dann auch nur eine viertel oder halbe Stunde am Tag. Also ich habe mit Zwölf auch erst eine Stunde pro Tag geübt. Nicht zu vergleichen mit den Streichern."
Sendung: "Allegro" am 18. Oktober 2023, ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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