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Instrumentenwissen Die Querflöte: Gut verkorkt ist halb gewonnen

Mozart soll sie nicht besonders gemocht haben – die Flöte. Heute ist sie unter den ersten zehn Musikinstrumenten, die Kinder lernen. Warum Butterbrot ein guter Snack für Flötisten ist und was ein Korken im Instrument zu suchen hat, erfahren Sie im BR-KLASSIK-Instrumentencheck.

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Glauben wir einem Brief W.A. Mozarts vom 14. Februar 1778 an seinen Papa Leopold, dann war Wolferl kein großer Fan der Querflöte. Ein Instrument, das er nicht leiden kann – davon ist in diesem berühmten Brief die Rede. Es sei aber erwähnt, dass Mozart zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt war und vielleicht seine Meinung über die Flöte noch geändert hat. Schließlich machte er ein Flöteninstrument zum Star in einer seiner berühmtesten Opern, der "Zauberflöte".

Links, rechts, quer? Zur Geschichte der Flöte

Der Musikarchäologe Arnd Adje Both zeigt den Nachbau einer 38000 Jahre alten Flöte aus Geierflügelknochen (l.) und eine Flöte aus Mammutelfenbein. | Bildquelle: picture alliance / dpa | Wolfgang Kumm Musikarchäologe Arnd Adje Both zeigt den Nachbau einer 38.000 Jahre alten Flöte aus Geierflügelknochen (l.) und eine Flöte aus Mammutelfenbein. | Bildquelle: picture alliance / dpa | Wolfgang Kumm Aber beginnen wir von vorne. Wann genau die erste Flöte quer bespielt wurde, lässt sich nicht so eindeutig sagen. Ein kleiner Exkurs in die Kunstgeschichte zeigt: Schon vor unserer Zeitrechnung gab es flötenartige Instrumente – in der Steinzeit in Europa und in Asien. Diese Vorläufer der Querflöte wurden übrigens noch linksherum gehalten. Erst eine Darstellung aus dem 11. Jahrhundert zeigt die Flöte vom Spieler nach rechts gedreht. Natürlich kann die Flöte aber heutzutage entweder rechts- oder linksherum gespielt werden – je nachdem, ob man Rechts- oder Linkshänder:in ist. In Europa verwendete man ab dem 13. Jahrhundert die quer gespielte Pfeife – auf Italienisch Piffero genannt – oder eine kleine Schnabelpfeife mit dem Namen Schwegel. Die war besonders beim Militär beliebt.

Vom Ensemble- zum Soloinstrument

War die Flöte in der Renaissance noch als Ensembleinstrument unterwegs, trat sie im Barock mehr und mehr die Solo-Rolle an. Neue dreiteilige und vierteilige Instrumente hatten mehr Strahlkraft und durch die von Johann Joachim Quantz hinzugefügte Dis-Klappe konnte schließlich in allen Tonarten gespielt werden – damals übrigens noch auf Instrumenten aus Holz und Elfenbein.

Theobald Böhm | Bildquelle: picture alliance / akg-images | akg-images Der "Vater" der modernen Querflöte: Theobald Böhm | Bildquelle: picture alliance / akg-images | akg-images Vivaldi, Bach, Händel und Telemann rückten die Traversflöte noch mehr ins verdiente Rampenlicht. Je größer aber die Orchester in der Klassik und in der Romantik wurden, umso lauter wurden auch die Rufe nach durchsetzungsfähigeren Instrumenten. Es wurde gebohrt, nachjustiert, Klappe um Klappe ergänzt – der Klang dieser Experiment-Flöten ähnelte für manchen Musikfan von damals sogar dem der Oboe! Bis schließlich der deutsche Flötenbaumeister Theobald Böhm eines Abends im Konzertsaal die zündende Idee hatte: Eine teils zylindrische, nicht mehr komplett konisch gebohrte Flöte sollte es richten – und tut‘s bis heute. Wie gut es klingt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wölbung der Mundlochplatte, Form und Schnitt des Anblasloches, aber auch wie das Kopfstück gebohrt ist. Und die Flötenfamilie hat natürlich auch mehrere Mitglieder: Die Stammeshäuptlinge wären da die Große, also "normale" Flöte, die Kleine Flöte (Piccolo) und die Altflöte (oft mit U-förmigem Kopfstück). Funfact: Das 1832 von Theobald Böhm erfundene chromatische Klappensystem wurde auch für andere Instrumente genutzt, zum Beispiel für die Klarinette.

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Flöten aus Silber, Gold und: Schafsdarm

Ja, richtig gelesen: Die Querflöte war nicht immer unbedingt vegan! Die Polster in den Klappen können nicht nur aus Karton, Filz oder Silikon bestehen, sondern auch aus dünnem Schafsdarm – auch Fischhaut genannt. Ob die moderne Flöte golden oder silbern sein sollte, ist Geschmackssache. Für Ivanna Ternay, seit 2011 Flötistin im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, ist die silberne Flöte etwas wendiger und auch farbenreicher. "Bei der Goldflöte dagegen ist dieser warme Ton, diese Brillanz, die so bestechlich ist, irgendwie da." Hochkaratige Goldflöten muss man laut Ivanna hüten wie den eigenen Augapfel: nicht nur vor Diebstahl, sondern auch vor zu großem Druck. Bei 24 Karat verformt sich das Material schneller.

Bier und Butterbrot: Zur Magie des Klangs

"Fenster" von Philipp Masius, Ivanna Ternay (Flöte) | Bildquelle: Astrid Ackermann / BR Ivanna Ternay, seit 2011 Flötistin beim BRSO | Bildquelle: Astrid Ackermann / BR Aber wie entsteht nun der perfekte Flöten-Sound? Glauben wir Ivanna Ternay, dann könnten wir den Ansatz auch abends in der Kneipe üben: "Wenn du beim Biertrinken eine leere Flasche hast und drüberbläst: Das ist ungefähr der richtige Ansatz für die Flöte." Ähnlich wie bei der Blockflöte bricht sich die eingeblasene Luft an einer Kante, gerät in Wirbel und wird in Schwingung versetzt. Bei der Querflöte muss die Luft von den Spielern dann auf der richtigen Kante platziert werden. Ist Ivanna Ternay einmal erkältet, dann heißt’s viel trinken – vielleicht lieber Tee als Bier. Und wie sieht’s mit Lippenpflege aus? Wasser, am besten keine Creme und Ivannas Geheimtipp, wenn’s allzu trocken wird: Butterbrot essen!

Zigarettenpapier und Korken: Zur Pflege der Querflöte

Die Pflege der Flöte ist eher Geschmackssache. Manch einer schert sich nicht groß um Fingerabdrücke, Ivanna Ternay poliert lieber. Ihre treuen Begleiter im Instrumentenkoffer: der Wischerstab, mit dem sie die Flöte innen sauber macht und Zigarettenpapier, um die Polster der Klappen trocken zu halten. Ein blinder Passagier an Bord der Flöte dankt es Ivanna, wenn’s schön sauber und trocken in der Flöte bleibt: ein Korken. Der versteckt sich kurz vor dem Schallloch hinter einer abschraubbaren Kappe. "Der Korken dichtet die Flöte ordentlich ab, sonst würde sie nicht so gut klingen. Und das ist der Grund, warum ich sie so gut putze, weil ich nicht möchte, dass der Korken feucht wird."

Geheimer Codex der BRSO-Flötisten

Ist die Flöte dann mehr oder weniger geputzt und sitzt der Ansatz, dann gibt’s doch noch eine Sache, die alle Flötist:innen vereint: ein geheimer Codex, kaum sichtbar von Publikumsplätzen aus. Ivanna Ternay erklärt, worum es geht: "Wenn wir im Orchester sitzen und jemand von uns ein schönes Solo gespielt hat, dann streichen wir mit unserer Hand ganz leicht über unser Hosenbein – als Zeichen unserer Anerkennung: Das hast du super gemacht!“

Sendung: Allegro am 08.11.2023 ab 06:05 Uhr

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