Wenn Klaus Maria Brandauer erzählt, stellen sich einem die Nackenhärchen auf. Nun ist er mit dem Mozarteumorchester und dem Bach-Chor Salzburg in der Isarphilharmonie als Sprecher in Mendelssohns Musik zu Shakespeares Sommernachtstraum zu sehen. Für ihn spielt Musik, Schauspiel und vor allem das Hören eine große Rolle.
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BR-KLASSIK: Herr Brandauer, Sie waren schon öfter auf der Opernbühne zu erleben, 2018 in Salzburg bei dieser Zauberflöte als erzählender Großvater, früher natürlich schon als Bassa Selim in der Entführung, Sie haben Oper und Operette inszeniert. Spielt die Musik eine größere Rolle in ihrem Leben jetzt als vor Jahrzehnten?
Klaus Maria Brandauer: Nein, ich kann es gar nicht trennen, sondern das ist mein Leben und es ist einfach auch davon geprägt. Also, ich bin mit Musik und Noten aufgewachsen. Was mich sehr, sehr, vielfältig beeindruckt hat, war, wenn meine Mutti mich in den Kirchenchor mitgenommen hat, und das hat mich sehr begeistert. Das hat mich auch sehr geprägt und hat mich eigentlich direkt, ohne dass ich es wusste, zur Schauspielerei gebracht, zum Theater.
BR-KLASSIK: Also, das Musikalische war bei Ihnen von vornherein da und wenn ich Sie richtig interpretiere, ist das Musikalische auch für das Metier unerlässlich, oder?
Klaus Maria Brandauer: Hören, Sprechen, aber vor allen Dingen natürlich Hören! Und man kann sogar mit den Augen hören. Das empfinde ich immer in der Natur bei uns zu Hause, wenn der Wald ein bissl rauscht und der Regen herunterplätschert, sodass man denkt, die Dachrinne wird kaputt. Also, ohne Töne geht es nicht. Schön sind die sanften, die leisen, aber auch ein richtiges Gewitter. Ob das nun über den Dachstein hereinbricht oder den Kilimandscharo, das ist ganz egal, es ist Ton, es ist Atem. Aufgeweckt durch die Welt zu gehen, ist die Aufgabe und das haben mir meine Eltern sehr früh beigebracht.
BR-KLASSIK: Am Sonntag treten Sie in der Isarphilharmonie als Sprecher in Mendelssohns Sommernachtstraum auf. Sie in allen Rollen, das Klassische: Lass mich den Löwen auch spielen?
Klaus Maria Brandauer: Naja, es ist alles von Mendelssohn auch vorgeschrieben, selbstverständlich, was zu sprechen und zu singen ist. Und natürlich ist das ein Singspiel, da beißt die Maus keinen Faden ab. Ich liebe dieses Stück. Es ist so aufregend und so nahe bei uns und eigentlich sind es wir alle. Das mit großartigen Leuten wie den Salzburgern und den Sängern von dort ist eigentlich ein richtiges Glück. Und das in dem für mich sehr merkwürdigen, eigentlich zunächst ganz dunklen Raum in der Isarphilharmonie. Das, was am Anfang so dunkel ist, als würde man in die Nacht hineingehen, wird plötzlich auch eine Umarmung.
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BR-KLASSIK: Am 22. Juni werden Sie 80 Jahre alt. Ich möchte hinzufügen: angeblich?
Klaus Maria Brandauer: Das ist aber sehr charmant von Ihnen!
Ich weiß genau, wie alt ich bin, und möchte noch älter werden.
BR-KLASSIK: Sie stehen bald 60 Jahre auf der Bühne. Sie sind auch mit Mozartbriefen wieder auf Tournee, am Burgtheater machen Sie "Fast ein Hamlet". Ist der Geburtstag mehr für Sie oder mehr für andere?
Klaus Maria Brandauer: Naja, er ist natürlich für mich. Ich habe da jetzt auch gar keine großen Erwartungen oder Pläne. Ich bin froh, dass ich es erlebe. Ich habe genug zu tun in meinem Beruf und mir geht es gut. Wie geht's dir, geht's dir auch so gut wie mir? Das haben wir immer gesagt als Abkürzung zu Hause. Ich freue mich, ich freue mich auf die Konzerte und weiß genau, wie alt ich bin, und möchte noch älter werden.
Sendung: "Allegro" am 19. Mai 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Samstag, 20.Mai, 09:16 Uhr
paul-ludwig voelzing
brandauer
ich möchte dem interviewer zum satz mit "angeblich" gratulieren. was ich mich frage, ob es nach diesem "angeblich" ein besseres satzzeichen gäbe!!