Die Anzahl möglicher Fassungen geht im Fall des "Sommernachtstraums" von Felix Mendelssohn Bartholdy gegen unendlich. Das liegt vor allem am Entstehungsprozess des Werks. Bereits als Jugendlicher hat sich der Komponist von Shakespeares Komödie zu seiner Ouvertüre für die Konzertbühne inspirieren lassen. 17 Jahre später hat er dann noch eine Bühnenmusik hinzu komponiert. Die ist allerdings von so hoher Qualität, dass sie ebenfalls eher auf den Konzertpodien zuhause ist. Hier haben wir die fünf schönsten Aufnahmen des "Sommernachtstraums" zusammengestellt.
Bildquelle: picture alliance/dpa | Patrick Pleul
Interpretinnen und Interpreten des "Sommernachtstraums" müssen darüber entscheiden, welche Abschnitte sie spielen wollen, in welcher Reihenfolge, Sprache und Besetzung. Diese für das 19. Jahrhundert ungewöhnliche Offenheit der Form spiegeln auch online sehr unterschiedliche Fassungen wieder. Dabei inspiriert Mendelssohns Musik auch ungewöhnliche und experimentelle Ansätze.
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Felix Mendelssohn Bartholdy - Suite aus "Ein Sommernachtstraum" | E. Gardner | WDR Sinfonieorchester
Das WDR Sinfonieorchester hat 2018 in der Kölner Philharmonie unter der Leitung von Edward Gardner die fünfsätzige Konzertfassung des "Sommernachtstraums" ohne Gesangs- und Sprechnummern aufgeführt. Der Mitschnitt dieses Livekonzerts wartet mit einer differenzierten Interpretation auf, die den schillernden Kosmos von Mendelssohns Schauspielmusik deutlich werden lässt und den populären Hochzeitsmarsch als auftrumpfendes Finale präsentiert.
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Felix Mendelssohn / "A Midsummer Night's Dream" / Israel Camerata Jerusalem
Ein feines, transparent und wunderbar ausbalanciertes Musizieren bietet The Israel Camerata Jerusalem Orchestra unter der Leitung von Avner Biron. Biron verzichtet auf Sprecher*innen und auf die Melodramen. Dafür haben die Sängerinnen dieses Live-Mitschnitts, Daniela Skorka und Dana Marbach die ätherische Leichtigkeit, die es für Mendelssohns Elfen braucht – und als Dreingabe einen hinreißend schelmischen Unterton.
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Mendelssohn - A Midsummer Night's Dream, Wedding March (Janet Baker, reference rec.: Otto Klemperer)
Eine Gesamtaufnahme der Mendelssohn'schen Schauspielmusik ist online schwer zu finden. Mit Ausnahme einiger älterer Schallplattenproduktionen, die Internet-Nutzer in jeweils unterschiedlicher Ton-Qualität auf ihre Kanäle hochgeladen haben. Besonders empfehlenswert ist dabei die Referenzaufnahme von Otto Klemperer mit dem London Philharmonia Orchestra aus dem Jahr 1960. Der Dirigent hat das Werk mehrfach aufgenommen und man spürt seinen Enthusiasmus, der sich auch auf das Orchester überträgt. Diese Interpretation zeichnet sich durch großen Atem und nicht nachlassende Intensität aus.
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ROBERTO BOLLE and Alessandra Ferri ~ Midsummer Nights Dream
Zu den berühmtesten Adaptationen des "Sommernachtstraums" zählt die Ballett-Version von George Balanchine, die zusätzlich auch noch andere Musiken von Mendelssohn einbezieht. Online findet man eine Handvoll verschiedener Aufführungen dieser Tanzfassung. Darunter auch eine der Mailänder Scala aus dem Jahr 2007. Der israelische Dirigent Nir Kabaretti hat bei dieser Produktion die Leitung und sorgt dafür, dass neben dem optischen Genuss auch ein hohes musikalische Niveau gewährleistet ist.
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Shakespeare & Mendelssohn: A Midsummer Night's Dream · Antwerp Symphony Orchestra & de Roovers
Gemeinsam mit dem Antwerp Symphony Orchestra hat Philippe Herreweghe an einer Konzert-Theater-Film-Fassung des "Sommernachtstraums" mitgewirkt. Herausgekommen ist ein Mix aus Schauspielszenen, Videosequenzen und Konzertmitschnitt. Ein wenig kurios ist es schon, wenn die Schauspieler Shakespeare auf Niederländisch rezitieren und wenn zu den Klängen des Hochzeitsmarsches Filmszenen einer ausgelassen feuchtfröhlichen Party zu sehen sind. Wen dieser experimentelle Ansatz nicht abschreckt, wird mit einem hervorragend musizierenden belgischen Ensemble und Herreweghes feinem Gespür für Mendelssohns Genie belohnt.
Sendung: "Interpretationen im Vergleich" am 21. Juni 2022, um 19:05 Uhr, auf BR-KLASSIK
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