Kannte der Barock Influencer? Bruno de Sá gibt sich jedenfalls der Vorstellung hin. Am Donnerstag singt der Sopranist zusammen mit Dorothee Oberlinger und ihrem Ensemble in Nürnberg Hits solcher "Barockfluencer". Wir haben vorab mit ihm gesprochen.
Bildquelle: Warner Classics / Laure Bernard
BR-KLASSIK: Bruno de Sá, wann haben Sie das letzte Mal etwas auf Social Media gepostet?
Bruno de Sá: Tatsächlich heute Morgen, als ich aufgewacht bin. Da habe ich Stories gepostet zum Konzert von gestern Abend. Mein PR-Team postet auch, wenn ich beschäftigt bin oder reise. Aber heute morgen war ich es selbst.
BR-KLASSIK: Social Media gehört heute dazu. Wie stehen Sie dazu?
Bruno de Sá: Wir müssen uns dem gesellschaftlichen Wandel anpassen. Alles ist so schnell geworden. Wir müssen versuchen, das Beste aus beiden Welten zu verbinden. Ein Leben auf Social Media ist wichtig. Denn so können auch Menschen was von mir sehen und hören, die nicht zu den Konzerten kommen können. Zum Beispiel meine Familie.
Ich nutze Social Media, um ihnen zu zeigen, was ich mache. Und auch um die Livekonzerte zu bewerben, ist das sehr wichtig. Ich bin ja auch eine öffentliche Person. Deshalb zeige ich mal was Privates und mal was von meiner Arbeit. Ich versuche da eine Balance zu finden in diesem verrückten Social-Media-Lifestyle.
Das Konzert von Bruno de Sá und Dorothee Oberlinger findet am 21. September im Rahmen der Reihe "Musica Antiqua" statt. Beginn ist um 20 Uhr im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Mehr Infos finden Sie hier.
BR-KLASSIK: Auch zum Barock gehört das Spektakel. Bei Ihrem Konzert in Nürnberg fehlt das. Inwiefern vermissen Sie oder kompensieren Sie das?
BR-KLASSIK: Das ist immer die Herausforderung, wenn wir reine Konzerte machen. Da singe ich ja einzelne Stücke aus großen Werken. Wenn das Spektakel fehlt, die Kostüme und das Bühnenbild, dann versuche ich die Figuren so gut wie möglich darzustellen. Mit Bewegungen und mit meiner Stimme. Das ist mein Job als Performer und der Job des Orchesters. Du machst Musik und entwickelst eine bestimmte Emotion. Und dann wird geklatscht und es kommt schon das nächste Stück. Das ist die Herausforderung, da schnell wechseln zu können.
BR-KLASSIK: Und wie schaffen Sie das, die Emotionen so schnell zu wechseln?
Bruno de Sá: Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir proben ja vorher. Und da überlege ich mir: Okay, bei diesem Stück geht’s hier lang, dort geht’s in eine andere Richtung. Ich kann mir das beim Üben schon gut vorstellen. Bei Konzerten gibt es aber auch die Chance, neue Dinge auszuprobieren. Im Konzert in Nürnberg begleitet mich die Flötistin Dorothee Oberlinger. Ich singe Arien, die aber nicht für Flöte geschrieben wurden, sondern etwa für Oboe. Wir haben dann miteinander gesprochen und uns gefragt: Warum spielt sie diesen Teil nicht mit der Flöte? Das ist dann wie ein Dialog zwischen Stimme und Flöte. Das hilft uns auch, die Emotionen zu wechseln.
Ich habe aber noch ein Geheimnis. Wenn ich fertig bin mit einem Stück, wechsle ich bereits mein Mindset, auch wenn noch das Nachspiel läuft. Dann kommt der Applaus und ich bin schon in der nächsten Stimmung. Ich behalte zwar meinen Gesichtsausdruck bei, aber innendrin bin ich schon woanders. So kann ich schnell wechseln.
BR-KLASSIK: Wie ist denn die Zusammenarbeit mit Dorothee Oberlinger?
Bruno de Sá: Sie ist mir Lichtjahre voraus, wenn es um Bühnenerfahrung geht. Und sie ist so umarmend. Wir haben schon viele Projekte zusammen gemacht. Es ist einfach eine tolle Partnerschaft mit ihr. Jedes Mal, wenn wir zusammenspielen, hört sie zu und ist offen für meine Vorschläge. Das geschieht immer auf Augenhöhe, nie von oben herab. Jedes Mal habe ich das Gefühl, dass ich etwas von ihr lerne, von ihrer Großzügigkeit und Musikalität.
Sendung: "Allegro" am 19. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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