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Blackfacing mit Perücke am Teatro Real Jamie Barton entschuldigt sich

Die Amneris in Verdis "Aida" war lange eine Traumrolle für Jamie Barton. Doch nachdem sie ein Foto von sich vor ihrem Rollendebüt am Teatro Real gepostet hatte, wurde die Mezzosopranistin heftig kritisiert. Jetzt entschuldigt sie sich und erklärt, warum die Perücke auch eine Form von Blackfacing ist.

Die Mezzosporanistin Jamie Barton | Bildquelle: Stacey Bode

Bildquelle: Stacey Bode

Jamie Barton hat sich entschuldigt. Die US-amerikanische Mezzosopranistin war in die Kritik geraten, nachdem sie ein Foto von sich gepostet hatte, dass sie als  Amneris in "Aida" am Teatro Real in der Maske zeigt – mit einer Perücke, die mit kleinen geflochtenen Zöpfen an afrikanische und afroamerikanische Frisuren erinnerte.

Ich höre zu, ich lerne, ich trete in Aktion. Ich werde nicht mehr mit Make-Up auftreten, das meine Race verändern soll.
Jamie Barton

In einem langen Statement erklärte Barton nun, dass sie zukünftig auch diese Form der Cultural Appropriation ablehnen werde: "Ich höre zu, ich lerne, ich trete in Aktion. Ich werde nicht mehr mit Make-Up auftreten, das meine Race verändern soll", schrieb sie. Ihr Manager wisse das und die Häuser, an denen sie engagiert werde, müssten das verstehen und akzeptieren. "Aber ich hatte nicht verstanden und klargemacht, dass ich auch keine Perücken tragen kann, deren Design dasselbe Ziel verfolgen", fügt sie an. Ihre Kritikerinnen und Kritiker seien im Recht, wenn sie sagten, dass die Zopf-Frisur immer noch eine Art von Blackness-Kostüm sei - nur in einer weniger offensichtlichen Form als das schon länger stark kritisierte Blackfacing. Zuletzt auch bei der Inszenierung von "Jonny spielt auf" am Münchner Gärtnerplatztheater.

Die Amneris in "Aida": ein lange gehegter Traum von Jamie Barton

Die 1981 in Georgia geborene Jamie Barton ist eigentlich aufmerksam, was kulturelle Aneignung und Rassismus auf der Bühne betrifft. Zuletzt kritisierte sie selbst das Blackfacing von Anna Netrebko als Aida in der Arena di Verona. Das kritisierte Foto von sich postete Barton eigentlich als positives Beispiel, da das Teatro Real auf Blackfacing als Kostüm- und Maskenpraxis verzichtete. Sie habe seit fast 20 Jahren davon geträumt, diese Rolle zu singen. Aber Singen sei eben nicht das wichtigste auf der Welt. "Ein guter Mensch zu sein, ist wichtig. Es war falsch, die Perücke zu tragen. Und ich entschuldige mich bei Euch allen", schreibt Barton. Das Teatro Real sei einverstanden gewesen, zukünftig auf die Perücke zu verzichten. Es sei das letzte Mal gewesen, dass Barton eine "unangebrachte Frisur" getragen hätte. "Das wird zukünftig in meinen Verträgen stehen", versichert sie in ihrem Entschuldigungs-Post auf Facebook und Instagram.

Sendung: "Allegro" am 26. Oktober 2022, ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (8)

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Freitag, 28.Oktober, 13:15 Uhr

Livia Laios

Und was ist mit Whitefacing für People of Colour

Und was nun, wenn eine Dame der PoC die Elsa von Brabant - keine noch so weitreichende Phantasie kann diese Gestalt der Sage als allzu kräftig gefärbt angeben - spielen und singen will? Gibt es dann ein whitefacing-Problem mit blonder Perücke (allseits beliebt für viele Wagnerheld*innen) auf dem naturdunklen Haupt der Sängerin? Oder was ist mit Lohengrin selbst? Zwar kennt die Gralswelt in der Fassung von Wolfram v. Eschenbach eine Gralrittergestalt "gescheckt" weiß und schwarz als Ergebnis einer Liebe zwischen den Farbgebungen und betont ausdrücklich, dass Kulturhintergrund keine Rolle spiele, weil Gott allein jedes Geschöpf guten Willens zum Gral berufen könne, aber dennoch - was nun? Gleiches Recht für alle: Niemand darf sich via Perücke unsere hellfarbige Kultur aneignen, oder?
Und: Haben wir wirklich keine anderen Probleme? Meinetwegen kann ein/e Sänger*in gerne ganz anderer Species sein als wir, singen muss man und überzeugend - mag sich die Regie mit den Unterschieden abgeben!

Donnerstag, 27.Oktober, 07:57 Uhr

Mat Lorey

Kapitulation vor der woken Bubble

Nun auch Jamie Barton....
Literaten, die das Gedicht einer schwarzen Poetin nicht übersetzen dürfen, weil sie "nicht schwarz" sind. Ausgeladene Musiker, weil sie Dreadlocks tragen oder Russen sind. Orchestermusiker, denen gekündigt wird, um Platz für Vielfalt zu schaffen. Fehlt nur noch die öffentliche Bücherverbrennung von Karl May... Auf welchem Weg sind wir eigentlich?
Es ist gut und wichtig, die Verfehlungen der Geschichte zu thematisieren. Dies gelingt jedoch keinesfalls durch Cancel Culture!!!

Mittwoch, 26.Oktober, 12:28 Uhr

Tim Theo Tinn

JAMIE BARTON ENTSCHULDIGT SICH

das ist ja nun ein echtes Dilemma, niemand soll durch Rassismus, kulturelle oder sonstige Aneignung externe Publikumskreise ausgegrenzt werden. Hier ist schon das ausgrenzende Thema schwul angesprochen worden - Aber nun ein mlgw. noch brenzlicheres Theman, was machen wir mit den Millionen Menschen mit kräftiger Statur bis zum Adipösen. Frau Barton ist ja auch in dieser körperlichen Situation mit kräftiger Statur ausgestattet zu sein. Wenn nun eine solche Statur auf der Bühne erscheint, ohne diese Optik zu unterbinden ist die ebenso ein Affront gegen jeden Menschen mit Übergewicht - Herrgott hilf - so darf Frau Barton nicht auf die Bühen, was kann man machen - ??????
Tim Theo Tinn

Mittwoch, 26.Oktober, 12:02 Uhr

Johannes Huber

'Aneignung'

Diese Bewertung und vorallem Überbewertung von 'Aneignung' verkennt völlig, daß jede - meist hoch gepriesene - Kultur das positive Ergebnis langzeitiger und regelmäßiger Aneignung ist!

Mittwoch, 26.Oktober, 08:06 Uhr

Fred Keller

JAMIE BARTON ENTSCHULDIGT SICH

Will sie nur auffallen, Ihr Rhadames trug doch auch so eine Perücke.......die gesamte Mannschaft bis zu Ballett, Komparsen etc

Mittwoch, 26.Oktober, 01:13 Uhr

Miroslaw Szacillo

Jamie Barton

Ich bin persönlich entschiedener Gegner jeder Form der Diskriminierung, was auch Rassismus beinhaltet. Ich verstehe aber gar nicht, was das mit der Anwesenheit von Maskenbild im Theater gemeinsam hat. Für mich ist der hier vertretene Standpunkt ein Ausdruck der stark übertriebenen political Correctness. Sollen wir es etwa zukünftig verbieten, das Gesicht von Otello schwarz zu bemalen? In der Geschichte des Theaters haben ein paar großartige Schauspielerinnen Hamlet gespielt. Bedeutet die heutzutage dominierende Gesinnung, dass diese Frauen in weiblichen Röcken über die Bühne laufen sollen haben? Na, Völker! Total aufgebauscht. Laßt das, bitte, den Aufführenden und ihrer künstlerischen Freiheit.

Dienstag, 25.Oktober, 21:21 Uhr

Mat Lorey

Ich bin schwul!

(wirklich!!!)
.... und ich verlange jetzt von allen, dass sie sich verdammt nochmal entschuldigen, dass sie nicht schwul sind. Ich muss euch ertragen, euch, die so ekelerregend "Mehrheit" seid. Ich selbst habe sonst nichts zu bieten, aber ich bin einzigartig durch mein Anderssein. Respektiert das doch endlich! Und schämt euch, dass ihr so unspeziell seid!!!

Dienstag, 25.Oktober, 18:09 Uhr

Renate von Törne

25. Oktober 2022,18:05 Uhr: Klassik-Stars

Sehr geehrte Damen und Herren,
nicht nur die Münchner Opernfans überkommt Wehmut, wenn an die wunderbare,
unvergleichliche Lucia Popp erinnert wird. Vielen Dank, dass Sie das heute tun!
Mit freundlichen Grüßen
Renate von Törne

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