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Jeneba Kanneh-Mason in München "Keine Musik an Weihnachten"

Die britische Pianistin Jeneba Kanneh-Mason kommt mit Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 nach München. Im BR-KLASSIK-Interview erzählt sie von ihrer Leidenschaft für dieses Werk. Und verrät, wie sie Weihnachten mit ihrer musikalischen Familie feiert.

Jeneba Kanneh-Mason | Bildquelle: John Davis

Bildquelle: John Davis

BR-KLASSIK: Internationale Karriere, Exklusivvertrag bei Sony – wie ist das für Sie? Müssen Sie sich manchmal noch zwicken oder sind Sie schon ganz in der Musikstarwelt angekommen?

Jeneba Kanneh-Mason: All das wirkt auf mich immer noch surreal. Allerdings gehört das Gefühl ständig aufzutreten doch sehr zu meinem Leben dazu. Ich mache das von klein auf. Und obwohl jede Aufführung an Bedeutung gewinnt, fühle ich mich immer noch wie dieselbe Person, die auf die Bühne geht und vor Publikum spielt. Es fühlt sich also sehr nach einem Teil von mir an.

Den eigenen Weg in einer musikalischen Familie finden

BR-KLASSIK: Wie schafft man es in einer so musikalisch-berühmten Familie seinen eigenen Weg zu finden? Gibt es ein Geheimrezept?

Jeneba Kanneh-Mason: Nein, ich denke, es liegt daran, dass wir alle sehr individuelle Persönlichkeiten sind. Wir haben uns gegenseitig beeinflusst und ich habe viel von meinen Geschwistern gelernt - und tue es immer noch. Sie sind meine Lehrquelle. Aber wenn ich spiele, fühle ich schon, dass es mein eigener Klang und meine eigene Interpretation ist. Und ich weiß für mich, wie meine Musik sein soll - ich spüre, dass ich meine eigene Stimme habe, während ich mich auch sehr von ihnen unterstützt fühle.

Leidenschaft für russische Romantik

BR-KLASSIK: Rachmaninow 2. Klavierkonzert – was fühlen, was hören sie in diesem Stück?

Jeneba Kanneh-Mason: Das ist eines meiner liebsten Klavierstücke. Ich liebe es, seit ich mich erinnern kann. Und ich spiele es, seit ich etwa 17 bin - also seit fünf Jahren. Was erstaunlich ist: Egal, wie oft ich es spiele oder höre, ich verliebe mich jedes Mal aufs Neue in das Stück, so als ob ich es fast mit frischen Ohren höre. Und es würde mir sehr gefallen, wenn das Publikum das Stück genauso lieben würde wie ich. Also auf diese erfrischende Weise, weil ich hoffentlich meine eigene frische Interpretation mitbringe.

BR-KLASSIK: Das will ich jetzt genauer wissen, warum haben Sie sich so verliebt in dieses Stück?

Jeneba Kanneh-Mason | Bildquelle: © CR. Mark Allan Bildquelle: © CR. Mark Allan Jeneba Kanneh-Mason: Jeder Satz hat einige der schönsten Melodien der klassischen Musik. Meiner Meinung nach ist jeder Satz ein eigenständiges Meisterwerk. Es gibt so viel Seele in dem Stück und so viele verschiedene Elemente. Es zeigt die ganze Schönheit des Klaviers und nutzt das gesamte Instrument bestmöglich. Ich liebe die Dichte der Partitur, und es gibt einige wunderschöne Momente mit Klavier und Orchester, mit Klavier und Flöte, Klavier und Oboe, Klavier und Klarinette. Die Orchestrierung ist großartig und wirklich komplex. Deshalb entdecke ich jedes Mal etwas Neues, wenn ich das Stück spiele. Und es gibt so viele innere Stimmen in der linken und rechten Hand. Es ist einfach toll, es zu erkunden und zu spielen.

In die richtige Stimmung vor dem Konzert kommen

BR-KLASSIK: Was passiert mit Ihnen in den Sekunden, bevor Sie die Hände auf die Tastatur legen und mit dem Spiel beginnen?

Jeneba Kanneh-Mason: Weil der Anfang so bekannt ist, wissen alle, dass dieser eine Akkord kommt. Man spürt, dass das Publikum wirklich, wirklich still ist und auf diesen F-Moll-Akkord wartet. Ich warte einfach auf den ruhigsten Moment - und dann fange ich an. Und ich erinnere mich, als meine Schwester es spielte, sagte sie, dass sie sich immer diese kalte, russische Straße vorstellte. Dieses Bild versuche ich auch in meinem Kopf zu haben. Es fühlt sich sehr kalt an. Und hilft mir, die Atmosphäre im Saal zu schaffen. Und dann bauen sich die Akkorde wirklich schön auf, und alle freuen sich auf diese Melodie, wenn die Streicher einsetzen.

BR-KLASSIK: Wenn Sie jetzt dieses Bild erwähnen, haben Sie Rituale, generell oder speziell bei Rachmaninow vor und nach dem Konzert?

Jeneba Kanneh-Mason: Besonders bei diesem Konzert ist es wirklich wichtig zu fühlen, dass deine Finger in Form sind. Weil es ein so großes Konzert ist und man Ausdauer braucht, um das ganze Stück durchzustehen. Also sorge ich dafür, dass meine Finger den ganzen Tag über aufgewärmt sind und ich definitiv genügend Zeit am Instrument verbracht habe. Und dann muss ich vor den Aufführungen viel essen. Das war schon immer so. Andererseits mag ich es nicht, zu viele Rituale zu haben, weil vor einer Aufführung alles passieren kann. Ich möchte nicht aus der Bahn geworfen werden, weil ich ein bestimmtes Ritual nicht abgeschlossen habe.

Weihnachten in einer musikalischen Familie

BR-KLASSIK: Waren Sie schon mal in München, haben Sie sich etwas vorgenommen?

Jeneba Kanneh-Mason: Ja, ich habe ein paar Tage frei zwischen den Proben und dem Konzert. Mir wurde gesagt, dass die Weihnachtsmärkte fantastisch sind. Also werde ich dort hingehen.

BR-KLASSIK: Haben Sie da eine bestimmte Vorliebe? Glühwein oder Weihnachtsgebäck?

Jeneba Kanneh-Mason: Ja, ich mag den Glühwein. Aber ich kenne noch keinen der Weihnachtsmärkte in München, habe nur gehört, dass sie richtig schön sind. Also ja, ich werde Glühwein oder heiße Schokolade oder so etwas trinken.

BR-KLASSIK: Wie verbringen Sie Weihnachten? Jammt da die ganze Familie zusammen?

Jeneba Kanneh-Mason: Wir spielen keine Musik an Weihnachten. Am Weihnachtstag versuchen wir, unsere Instrumente zu meiden, weil es unser einziger freier Tag ist. Aber wir treffen uns alle in Nottingham. Also sind alle neun von uns zu Hause, es gibt Spiele, viel Essen, und es ist einfach eine wirklich schöne Zeit des Jahres für uns.

Jeneba Kanneh-Mason live in München

Am Sonntag, den 15. Dezember 2024, spielt die Pianistin mit den Münchner Symphonikern um 11 Uhr in der Isarphilharmonie.

Sergej Rachmaninow: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-Moll op. 18
Peter Tschaikowsky: Symphonie Nr. 1 g-moll op. 13 "Winterträume"

Jeneba Kanneh-Mason, Klavier
Yue Bao, Leitung
Münchner Symphoniker

Weitere Informationen zum Konzert finden Sie hier.

Sendung: "Allegro "am 13. Dezember 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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