Was wären Musiker nur ohne das Metronom? Erfunden hat es ein Regensburger: Johann Nepomuk Mälzel. Der Tüftler wäre am 15. August 250 Jahre alt geworden. Ihm und seinen Erfindungen widmet das Historische Museum in Regensburg jetzt eine Ausstellung.
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Die Abkürzung "M. M." in Notenblättern verdonnert Musiker zum Tempohalten. Die Abkürzung steht für "Mälzels Metronom" – denn Johann Nepomuk Mälzel hatte das Metronom, so wie Musiker es heute kennen, erfunden und patentieren lassen. Der 1772 im Anwesen "Unter den Schwibbögen 7" in Regensburg geborene Mechaniker erfand noch zahlreiche weitere Musikmaschinen und arbeitete dabei mit Größen wie Ludwig van Beethoven zusammen. Die Ausstellung "Mensch Musik Maschine" im Historischen Museum in Regensburg widmet sich jetzt seinem Schaffen.
"Als man anfing, die Zeit auch in der Musik zu messen". Betrachtungen über den begabten Pianisten, vielseitigen Erfinder und umstrittenen Beethovenfreund von Stephan Ametsbichler. Ein Feature zum 250. Geburtstag von Johann Nepomuk Mälzel am 15. August um 17.05 Uhr auf BR-KLASSIK.
Dr. Michael Wackerbauer hat die Ausstellung "Mensch Musik Maschine" konzipiert. | Bildquelle: BR Konzipiert wurde die Ausstellung mit Hilfe von Dr. Michael Wackerbauer vom Institut für Musikwissenschaft an der Universität Regensburg. Einem 200 Jahre alten Exemplar von Mälzels bekanntester Erfindung hat er einen prominenten Platz in der Ausstellung ausgesucht. Das Metronom steht in einer Vitrine gleich am Anfang der Ausstellung und schimmert grün, es hat die klassische Pyramidenform, die Instrumentalschüler auch heute noch kennen. "Es ist aus Blech und wunderbar verziert mit Löwenfüßen und einer Lilienverzierung an der Spitze und trägt eine goldene Plakette, auf der Mälzel als Erbauer verzeichnet ist", erklärt Wackerbauer.
Um das Metronom gab es immer wieder Urheberrechtsstreitigkeiten. Die Idee für den Mechanismus an sich gab es nämlich schon vor Mälzel. Hatte er also einfach nur die Idee eines anderen Tüftlers geklaut? Nicht ganz, meinen Experten heute. Denn: Er hat das Gerät zur Serienreife gebracht und die Einheit "Schläge pro Minute" eingeführt, die bis heute gilt und so manchen Musikschüler quält.
Bildquelle: picture-alliance / akg-images / Beethoven-Haus Bonn Ein weiteres mechanisches Musikinstrument nach Mälzels Bauplan ist das Panharmonikon. Das riesige Gerät konnte ein ganzes Orchester imitieren. Ludwig van Beethoven hat sein Werk "Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria" extra für Mälzels Panharmonikon komponiert.
Und für diese Ehre hat sich Mälzel dann auch gebührend revanchiert. "Mälzel hat im Gegenzug für Beethoven Hörrohre gebaut", sagt Wackerbauer. "Vier Stück davon sind im Beethoven-Haus in Bonn verwahrt und ausgestellt und wir haben das große Glück, dass wir die Replik des Größten davon aus Bonn bekommen haben". Gäste der Ausstellung in Regensburg können also ein Bild davon bekommen, wie der fast taube Beethoven noch versucht hat, seine Gesprächspartner zu verstehen.
Mälzel war nicht nur Pionier für mechanische Musikinstrumente. So ging er etwa mit einem Schach-Automaten, auf dem sogar Napoleon gespielt haben soll auf Tournee und füllte mit sprechenden Puppen ganze Hallen.
Die Ausstellung in Regensburg will den Gästen auch Mälzels Vorreiterrolle in der Diskussion um das Zusammenspiel von Mensch und Maschine zeigen. Denn genau diese Überlegungen stieß Mälzel mit seinen "Robotern" bereits unter seinen Zeitgenossen an. "Man hat sich damals schon Gedanken über das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine gemacht", sagt Wackerbauer. In einem Zeitungsartikel von damals hatte der Autor, so erzählt es Wackerbauer, seine Leser danach gefragt, wozu man den Menschen dann noch "verbrauchen" könne, wenn Maschinen die Arbeit von Menschen übernehmen. Gedanken, die heute noch hochaktuell sind.
In der Ausstellung in Regensburg werden auch Maschinen gezeigt, die nicht selbst von Mälzel gebaut wurden. Aber: Sie atmen den Geist seiner Pionierarbeit. Die Ausstellung "Mensch Musik Maschine" zu Johann Nepomuk Mälzel und den mechanischen Musikinstrumenten im Historischen Museum in Regensburg läuft noch bis 6. November 2022.
Sendung: "Leporello" am 12. August 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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