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Musikunterricht in Bayern Verantwortung nicht an Schulen auslagern!

Wie viel Musikunterricht Kinder bekommen, sollen Bayerns Grundschulen selbst entscheiden. So der Plan der Landesregierung. Eine freche Ausrede, um den Musiklehrermangel zu kaschieren, findet unsere Redakteurin Ursula Adamski-Störmer - und wendet sich direkt an Kultusministerin Anna Stolz.

Kinder spielen Schulchor | Bildquelle: picture alliance / Westend61 | Leander Baerenz

Bildquelle: picture alliance / Westend61 | Leander Baerenz

Liebe Frau Staatsministerin Stolz,

ich verstehe ja Ihre Freude und Ihren Stolz darüber, gerade 140 "Musikbegeisterte Grundschulen" ausgezeichnet zu haben. Aber darin lese ich ebenso, dass Sie die verbleibenden 2278 Grundschulen in Bayern nicht ausgezeichnet haben. Ja warum nur? Sollte es hier wohl Defizite im Musikunterricht geben? Sollten hier möglicherweise fachfremde Quereinsteiger die raren Musikunterrichtsstunden übernommen haben und der Musikunterricht gar nicht so qualifiziert sein, wie Sie behaupten? Absehbar ist, dass es in den meisten Fällen weniger Musikunterricht geben wird, weil der Umfang vor Ort entschieden wird und Mangel an dafür ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern herrscht.

Es herrscht Mangel an ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern für Musik.
Ursula Adamski-Störmer

Jetzt haben Sie also gedacht, damit ist die leidige Debatte um mehr Mathematik- und Deutschunterricht zulasten der kreativen Fächer in den Grundschulen vom Tisch. Nein, das ist sie nicht und das darf sie auch nicht sein. Und daran ändern auch Ihre Aussagen nichts, dass hier Missverständnisse vorliegen und gar nichts zusammengelegt werden soll, sondern Kunst, Musik, Werken und Gestalten eigenständige Fächer bleiben.

Anna Stolz | Bildquelle: StMUK Kultusministerin Anna Stolz hat gerade 140 "Musikbegeisterte Grundschulen" in Bayern ausgezeichnet. Gleichzeitig herrscht Musiklehrermangel. | Bildquelle: StMUK Sie flüchten sich in geschmeidige Unverbindlichkeit und schieben den schwarzen Peter den Lehrkräften und den Schulleitungen zu, die ja am besten wissen, wie mit mehr Gestaltungsspielraum im Stundenplan umzugehen sei. Genau da liegt der argumentative Fehler. Es herrscht Mangelverwaltung an deutschen und auch an bayerischen Grundschulen. Und deshalb darf die Entscheidung, ob noch Platz für eine wöchentliche Musikstunde mehr ist oder nicht, nicht von Verhältnissen vor Ort abhängen. Wenn es, wie Sie sagen, "das Ziel ist, immer wieder zu betonen, welche Bedeutung die kreativen und musischen Fächer haben", dann muss Musikunterricht nicht nur im Stundenplan stehen, sondern auch tatsächlich unterrichtet werden.

Die Entscheidung, ob noch Platz für eine wöchentliche Musikstunde mehr ist oder nicht, darf nicht von Verhältnissen vor Ort abhängen.
Ursula Adamski-Störmer

Denn wann gelingt Lernen nach allem, was wir heute längst wissen und was in Hunderten von Studien immer wieder eindeutig bewiesen ist, am besten? Wenn es mit Emotionen verknüpft ist. Und davon gibt's im Musikunterricht reichlich!  Nachgewiesenermaßen haben musizierende Kinder höhere kognitive Fähigkeiten, die wiederum das Lernen von Sprache z.B. nachweislich erleichtern. Deshalb kommt dem Musikunterricht auch eine hohe inklusive Funktion zu, da er Kindern auf spielerische Weise Chancengleichheit ermöglicht. Egal, aus welchem sozialen Milieu sie stammen.

Also, liebe Frau Staatsministerin Stolz! Verwalten Sie nicht den Lehrermangel, gestalten Sie ihn! Lassen sie den Musikunterricht nicht zur Verhandlungsmasse vor Ort in den Schulen verkommen. PISA wird es Ihnen in den kommenden Studien danken – und zwar mit Eins, sogar mit Sternchen!

Ursula Adamski-Störmer

Sendung: "Allegro" am 7. März 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Freitag, 08.März, 17:35 Uhr

Dieter Weberpals

Musikunterricht an Grundschulen in Bayern

Ich gebe Frau Adamski-Störmer in jedem Punkt recht. Qualifizierter Musikunterricht ist an Schulen unverzichtbar, wobei "qualifiziert" in Bayern ja schon sehr tief hängt, nachdem wegen Lehrermangel händeringend nach "Quereinsteigern" gesucht wird (und zwar nicht nur in Musik). Die vielen "Vertretungsstunden", die keinen qualifizierten Unterricht bieten, gehören abgeschafft, anstatt den Musikunterricht auszudünnen, wie zu befürchten ist.

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