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Komponist Gustav Mahler Im Herzen ein Münchner?

Gustav Mahler und Bayern – das ist keine ganz enge Beziehung. Intensiv ist sie trotzdem. Er hätte sich vorstellen können, in München zu leben – dazu gekommen ist es nicht. Wenn er dort war, hat er im Hotel gewohnt. Aber drei seiner großen Werke wurden in München uraufgeführt.

Komponist Gustav Mahler | Bildquelle: imago/Leemage

Bildquelle: imago/Leemage

Diese Straße hat er nicht verdient: Parkplätze, eine Ladestation für Elektroautos, ein paar gesichtslose Häuser, ein bisschen vernachlässigtes Grün – und, jetzt kommt’s: gerade mal 137 Meter lang! Die Stadt München hat sich bei ihrer Gustav-Mahler-Straße in Freimann mit der Erinnerung an den großen Komponisten nicht gerade übernommen. Dabei hatte Mahler ein Faible für die Stadt.

Komponisten-Spuren in Bayern

Was Max Reger, Johann Pachelbel, Richard Strauss, Dora Pejačević oder Gustav Mahler gemeinsam? Sie alle haben Spuren in Bayern hinterlassen. Wir stellen sie vor und reisen von Garmisch zum Starnberger See, von München nach Ingolstadt, von Bayreuth nach Weiden.

Das herrliche Münchner Klima

"Wenn es so weitergeht", so schreibt Gustav Mahler im Oktober 1908 aus dem Hotel "Vier Jahreszeiten" an seine Frau Alma, "so sind diese Tage für mich nur eine Erholung. München hat ein herrliches Klima, und ich befinde mich hier jedesmal riesig wohl, wenn nicht außerklimatische Umstände mich herunterbringen."

Zu den außerklimatischen Umständen gehört seine komplizierte Ehe. Der Tod der ersten Tochter im Sommer 1907 hat die Eltern nicht zusammengeschweißt – im Gegenteil. Nach München kommt er allein – Alma fährt lieber zur Kur. Doch Gustav gibt nicht auf, schreibt ihr, seinem "geliebten, wahnsinnig geliebten Almschili", Telegramm um Telegramm.

Hotel mit Badezimmer - allerliebst und nicht teuer

Gustav Mahler, 8. Symphonie Mahler, Gustav Komponist und Dirigent, 1860-1911. Werke: 8. Symphonie (1906/07). - Programmzettel der Urauffuehrung am 12. September 1910 in Muenchen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Programmzettel der Uraufführung der 8. Sinfonie von Gustav Mahler am 12. September 1910 in München. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Im selben Jahr noch gibt er seinen Posten als Wiener Hofoperndirektor auf. Er scheidet im Groll. Spätestens nachdem das Publikum eine "Tristan"-Vorstellung auspfeift, hat er genug von den Ignoranten, die das Neue, das er ihnen anbieten will, mit Füßen treten.

"Immer mehr und mehr mache ich mich mit dem Gedanken vertraut, eventuell vielleicht nach München zu übersiedeln. Was meintest du dazu? Um 3.000 Mark kann man hier ein Schloss mit einem Park bekommen, und das Leben ist hier faktisch um die Hälfte billiger als in Wien. Mit unserem Einkommen lebt man hier wie ein Fürst." Auch die Wohnung, die er im Hotel habe, sei wieder "allerliebst" – und gar nicht teuer.

Gustav Mahler: "Überall ist es wohnlicher als in Wien"

1897 ist Gustav Mahler zum ersten Mal an die Isar gekommen, vier Jahre später hebt er hier seine vierte Sinfonie aus der Taufe. Der Erfolg ist zwar mäßig, aber es bleibt nicht seine einzige Münchner Uraufführung. Er mag die Stadt "mitten in Europa – nach allen Seiten die wundervollsten Verbindungen!" Und später sagt er tatsächlich: "Überall ist es hübscher und wohnlicher als in Wien." Da hat er wohl den bayerischen Föhn noch nicht zu spüren bekommen.

In München wird Gustav Mahler zum Poeten. Seine Briefe fließen über vor Behaglichkeit und Wohlbefinden: "Im besten Wohlsein eingetroffen – dann munter ins Hotel geloffen, gebadet und Kaffee gesoffen."

Mahler triumphiert in München mit seiner "Sinfonie der Tausend"

Gustav Mahler probt 8.Symphonie / Foto Mahler, Gustav; Komponist und Dirigent; 1860-1910. - Muenchen, Ausstellungshalle, September 1910: Gustav Mahler leitet eine Probe zur Urauffuehrung seiner Achten Sympho- nie. - Fotoreproduktion. Aus: Bildband der Stadtchronik Muenchen, 1910/I, Nr.15. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Gustav Mahler probt seine 8. Sinfonie 1910 in München. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Mahler lernt den Konzertagenten Emil Gutmann kennen, der von Wien nach München gezogen ist. Mit ihm feiert er am 12. September 1910 seinen größten Münchner Triumph – die Uraufführung seiner achten Sinfonie, die er seiner Frau widmete, in der neuen, riesigen Musik-Festhalle auf der Schwanthaler Höhe. Heute ist die Halle eine Außenstelle des Deutschen Museums. Die gigantische Besetzung mit über 1.000 Mitwirkenden wird für die 3.000 Zuhörer und Zuhörerinnen zum erschütternden Erlebnis: der schon schwer herzkranke Gustav Mahler steht selber am Pult und stemmt das Mammutwerk mit letzter Kraft und schier übermenschlicher Energie. Nach dem letzten Ton ergriffene Stille – dann jubelt das Publikum, darunter Richard Strauss, Max Reinhardt, Thomas Mann, Arnold Schönberg und viele andere, eine halbe Stunde lang.

Mahler ist selig und will auch sein "Lied von der Erde" in München uraufführen. Am 20. November 1911 ist es so weit. Bruno Walter leitet dieses, wie er sagt, "letzte Bekenntnis eines vom Tode Berührten." Gustav Mahler ist nicht mehr dabei – er ist im Mai gestorben.

Sendung: "Leporello" am 15. Oktober 2024 um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Dienstag, 15.Oktober, 19:18 Uhr

Uwe Lotzgeselle

Wer kennt schon des Herzens Abgründe?

Sehr geehrte Münchnerinnen und Münchner,
Einspruch! Maler war im Herzen kein Münchner, sondern natürlich ein Kasseler. Hier war er Chorleiter und Kapellmeister bis 1885. Und er war über beide Ohren verliebt in Johanna Richter, eine Kasseler Sopranistin. Ok, ich gebe zu: Es war keine glückliche Liebe. Johanna mochte ihn nicht - aber er sie umso mehr. Und er schrieb ihr Gedichte, die er im Liederzyklus „Lieder eines fahrenden Gesellen“ vertonte, seine ganz persönliche Winterreise:
„Wenn mein Schatz Hochzeit macht, fröhliche Hochzeit macht, hab' ich meinen traurigen Tag! Geh' ich in mein Kämmerlein, dunkles Kämmerlein, weine, wein' um meinen Schatz, um meinen lieben Schatz! ...Die zwei blauen Augen von meinem Schatz, die haben mich in die weite Welt geschickt (München?). Da mußt ich Abschied nehmen vom allerliebsten Platz (Kassel)!"
So richtig unglücklich glücklich war Mahler nur in Kassel. ;-)

Dienstag, 15.Oktober, 18:42 Uhr

Hildegard Meister

Wo ist das Aktuelle?

Die Geschichten über die Komponisten in Bayern sind ja ganz nett ... besonders, wenn sie von Herrn Atzinger sind.
Aber ich vermisse in den letzten Wochen aktuelle Themen und Interviews sehr! Soll das der so großspurig angekündigte neue Vormittag sein? Schade ... wieder eine Neuerung, die mich nicht anspricht.
Und: die Anzeige mit dem Huhn in den Zeitungen ist ja grauenhaft

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