Joana Mallwitz trumpft in ihrer ersten Saison mit dem Konzerthausorchester Berlin nicht nur mit 36 Konzerten auf. Es gibt zudem "Nightsessions", eine Tanznacht und eine Mallwitz-Week. Jetzt hat die Dirigentin ihre erste Berliner Saison vorgestellt.
Bildquelle: Simon Pauly
Alles ist auf sie ausgerichtet. Die Plakate, die Fotos, das "Mallwitz Magazin". Die 37-jährige neue Chefdirigentin wird als Superstar im Konzerthaus am Gendarmenmarkt präsentiert. Sie passt dazu. Vor zehn Jahren, mit 27, war Mallwitz die jüngste Generalmusikdirektorin in Europa, in Erfurt, später hat sie das Publikum in Nürnberg begeistert, 2019 wählte die Opernwelt Mallwitz zur Dirigentin des Jahres. Jetzt Berlin.
Das ist ein einzigartiges Klima, das gibt es nirgendwo auf der Welt wie in Berlin.
Eine Stadt mit vielen bedeutenden Orchestern und einer Konkurrenz, die eine Joana Mallwitz anspornt. "Hier brennt ein kreatives Feuer, es brodelt vor Inspiration und Kreativität, vor Kunst, vor Musik", erklärt Mallwitz. Sie habe ganz stark das Gefühl, "dass wir alle, die wir hier Kunst und Musik in der Stadt machen, uns gegenseitig inspirieren und einander pushen. Das ist ein einzigartiges Klima, das gibt es nirgendswo auf der Welt wie in Berlin."
Die großen Werke der Sinfoniegeschichte wird sie in den nächsten fünf Jahren präsentieren. Solange geht erst einmal ihr Vertrag. In der kommenden Saison gibt sie 36 Konzerte. Das ist ungewöhnlich viel, aber "ich werde nicht umkippen", lacht sie.
Mit den Expeditionskonzerten hat Mallwitz schon in Nürnberg Furore gemacht. Ab dem Nachmittag lädt sie das Publikum ein, das Werk in seiner Entwicklung zu erleben, sie erklärt Rhythmen, Melodien, Strukturen, sie will begeistern. "Manchmal gehen wir ins Detail und horchen in verschiedene Stellen des Werkes hinein und entdecken Details. Vielleicht geht es mal um alles, was dieses Werk inspiriert hat, was für den Komponisten wichtig war. Es geht am Ende darum, ganz große Ohren zu bekommen und diese pure Freude am Hören allen Menschen zugänglich zu machen."
Bildquelle: Sima Dehgani Einen musikalischen Schwerpunkt legt Joana Mallwitz bei den frühen sinfonischen Kompositionen von Kurt Weill. Im neuen Format Nightsessions ab halb zehn Uhr abends moderiert sie ihre Konzerte mit einem klassikfernen Gast, einem Schauspieler, einem Kochkünstler oder einem DJ. Und ganz nahe kennenlernen kann man die Künstlerin in einer Woche, die "Mostly Mallwitz" heißt. "Das ist eine Woche, in der ich mit dem Konzerthausorchester in ganz unterschiedlichen Arten präsent sein werde und wo man die Chance hat, mich von einer anderen Seite kennenzulernen, wenn man das möchte", erklärt die Musikerin. Der Höhepunkt dieser Woche wird ein Tag sein, an dem das ganze Haus geöffnet wird. "Das ganze Haus tanzt. Das ist die Idee und wir werden sowohl sinfonische Tanzmusik aus unterschiedlichsten Bereichen auf der großen Bühne spielen, es wird aber auch Tanzmusik von finnischem Tango, über Salonmusik, bis hin zu Jazz in anderen Sälen geben. Es wird auch gewandert und darf an verschiedenen Orten getanzt werden. Und am Ende steigt die richtige Tanzparty bei uns im Foyer."
Fürs Kind ist in Berlin ein Kitaplatz gefunden. Mallwitz wird als Gast in der Staatsoper den "Rosenkavalier" dirigieren und überall in europäischen Metropolen und in den USA gastieren. Hält ihr Mann, der Tenor Simon Bode ihr den Rücken frei nach dem umgekehrten Motto: Hinter jeder erfolgreichen Frau steckt ein starker Mann? "Man müsste sagen, hinter jedem erfolgreichen Menschen steckt ein tolles Team und so ist das bei uns auch", sagt Mallwitz.
Sendung: "Leporello" am 7. Juni ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (4)
Sonntag, 11.Juni, 13:38 Uhr
Fred Keller
Mallwitz - Superstar ?
Ich bitt' sie wie kommt die Schreiberin zu der grellen, lächerlichen Überschrift? Eigentlich eine peinliche Formulierung. Vor allem wenn kein Superstar aus dem Beitrag zu erlesen ist.
Samstag, 10.Juni, 08:19 Uhr
Bernhard Bockleitner
@trappe: Wenn es wenigstens "feministisch" gewesen wäre, aber der Hinweis darauf, dass es auch für die erfolgreichste und kompetenteste Frau die größte Leistung sei, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen (völlig wurscht, ob die Person hauptberuflich Space Shuttles fliegt, Orchester dirigiert oder der NATO vorsteht) hat leider mit Gleichberechtigung nichts zu tun. Wie gesagt, die Johanns, Thorstens und Bernhards fragt man ja auch nicht, ob das Kind einen Kitaplatz hat. Da setzt man voraus, dass ein Orchesterchef genug Grips hat, um auch die Kinderbetreuung zu regeln. Bzw. da macht das logischerweise "die Frau".
Freitag, 09.Juni, 10:53 Uhr
trappe
Peinlich
Welch peinliche Überschrift. Noch keinen Ton in Berlin dirigiert und dann die Bezeichnung "Superstar". Das sind Bezeichnung des Boulevards, die aufgrund der Ahnungslosigkeit vieler Kritiker und Schreiber peinlich anmuten. Zudem darf eine feministische Ausführung am Ende eines Artikels nicht mehr fehlen, wie lächerlich.
Lasst sie einmal ankommen und erst mal sehen, was sie musikalisch vollbringen wird. Das ist es, was bei Kundigen zählt und nicht, ob da eine Frau oder ein Mann steht.
Freitag, 09.Juni, 09:12 Uhr
Bernhard Bockleitner
Hätten Sie den glücklicherweise klar gemachen "Kitaplatz fürs Kind" und die Ehehälfte, die den Rücken freihält, auch bei einem Johann Mallwitz erwähnt? Nein. Hätten Sie nicht. Merken Sie selber?