Will Kunst, Politik und Gesellschaft nicht trennen: Der ungarisch-britische Pianist András Schiff hat bekanntgegeben, all seine geplanten US-Konzerte abzusagen. Die Reihe europäischer Künstlerinnen und Künstler, die diesen Schritt gehen, wird größer.
Bildquelle: Joanna Bergin
Nach Christian Tetzlaff und der Pianistin Schaghajegh Nosrati hat nun auch András Schiff bekannt gegeben, alle bisher bestätigten Konzerttermine in den USA abzusagen. Aus politischen Gründen. "Das war keine einfache Entscheidung", schreibt er in seiner Erklärung, doch er könne nicht mit gutem Gewissen einfach weiterspielen und so tun, als wäre nichts. Für 2025/26 hatte Schiff Auftritte in Los Angeles, Philadelphia und New York City geplant.
Schiff, der eine Zeit lang selbst in New York gelebt hat, erklärt weiter: "Das amerikanische Volk hat gesprochen – und wir haben es gehört." Es gebe nun einen "new sheriff in town", der das Land komplett verändere. Diese Veränderungen seien so groß, dass manche die USA nun nicht mehr besuchen wollen würden, sagt Schiff, und verweist auf Kolleginnen und Kollegen, die sich ebenfalls zu diesem Schritt entschieden haben. Neben Tetzlaff und Nosrati etwa auch der Cellist Jean-Guihen Queyras, der seine Haltung gegenüber Trumps Ukraine-Politik deutlich gemacht hat – auch wenn der einen anderen Weg wählt und seine Einnahmen aus geplanten US-Konzerten schon im Vorfeld an eine Stiftung des ukrainischen Präsidenten gespendet hat.
Wir leben nicht in einem Elfenbeinturm, in dem die Künste von der Gesellschaft unberührt bleiben können.
Der gebürtige Ungar András Schiff, der seit längerem die britische Staatsbürgerschaft besitzt, gehört schon lange zu prominenten Kritikern, auch des ungarischen Staatschefs und Trump-Unterstützers Viktor Orbán. "Wir leben nicht in einem Elfenbeinturm, in dem die Künste von der Gesellschaft unberührt bleiben können", erklärt er, Kunst, Politik und Gesellschaft seien für ihn nicht zu trennen. "Haben wir nichts aus dem Lauf der Geschichte gelernt?", fragt er und vergleicht die aktuelle Situation mit Europa in den 1930er Jahren. Für ihn gilt: "Als Künstler müssen wir auf die Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten in der Welt reagieren."
Sendung: "Allegro" am 20. März 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Freitag, 21.März, 06:07 Uhr
Beate Schwärzler
"Als Künstler müssen wir...
...auf die Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten in der Welt reagieren."
Lieber Sir András Schiff,
ich könnte Sie küssen ! S i e nun also auch !
Da bricht bei mir trotz zunehmender Schwäche noch einmal das Temperament durch !
Ihre Absage aller Konzerte in den USA sei keine einfache Entscheidung gewesen,
sagten Sie.
D a s ehrt Sie noch mehr.
So wird der glückhafte Eindruck, den ich von Ihnen und Ihrem Tun gewann vor Wochen
Sonntagvormittags im Fernsehen mit einem Portrait von Ihnen noch verstärkt. Danke !