"One World! Musica antiqua grenzenlos" lautet das Motto der Langen Nacht der Alten Musik am 30. April 2022 in Nürnberg. Mit dabei: "Orpheus XXI NRW", ein Ensemble, das seinen Anfang in einem Flüchtlingslager in Calais nahm – auf Initiative von Jordi Savall.
Bildquelle: ©Eckehard Pistrick
Das Flüchtlingslager in Calais, eine wild in der Landschaft errichtete Zeltstadt, hat traurige Berühmtheit erlangt als "Dschungel von Calais" wegen der dort herrschenden Überfüllung und den unhygienischen Zuständen.
2016 besuchte der katalanische Gambist und Dirigent Jordi Savall das Flüchtlingslager und beschloss, geflüchteten Musiker*innen zumindest eine künstlerische Perspektive zu bieten. Sie sollten die Gelegenheit bekommen, die Musik ihrer Heimat, aus Nordafrika oder dem arabischen Raum, zu spielen und der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Einen Ableger dieses Projekts gibt es in Nordrhein-Westfalen. Eckehard Pistrick koordiniert die Gruppe namens Orpheus XXI NRW. Der Musik-Ethnologe spricht von einem interkulturellen Projekt: "Das heißt grenzüberschreitend, genreüberschreitend, verschiedene musikalische Ästhetiken überschreitend. Die Musiker haben auch verschiedene professionelle Levels, also einige sind wirklich herausragende internationale Musiker*innen, andere sind eben semiprofessionell unterwegs und haben noch andere Jobs. Das finde ich auch faszinierend, dass wirklich Musik eine Passion ist in diesem Projekt."
Zum 6. Mal lädt die "Lange Nacht der Alten Musik" zum Flanieren durch die Musikwelten vergangener Jahrhunderte ein. "One World! Musica antiqua grenzenlos" lautet das Motto in diesem Jahr. Los geht es am 30. April um 17:00 Uhr.
Orpheus XXI NRW wird bei der Langen Nacht der Alten Musik in Nürnberg auftreten, unter anderem mit Musik, die im 17. Jahrhundert in Aleppo entstanden ist – der Stadt im Norden Syriens, die von der russischen Luftwaffe und den Soldaten Assads vollkommen zerstört wurde. Im Konzert des Ensembles werden Instrumente zu hören sein wie die Oud – eine orientalische Laute – oder das Holzblasinstrument Duduk – aber auch Tahrir, ein persischer Jodelgesang. Profis und Nicht-Profis üben und spielen zusammen, verhandeln in den Proben, ob sie nach Noten spielen oder nach Gehör. Es geht um das Voneinander lernen. Deshalb gehören zu Orpheus XXI NRW auch Workshops, damit Kinder aus Kriegsregionen eine Möglichkeit erhalten, sich mit der Kultur ihrer Heimat vertraut zu machen – eine Möglichkeit, die sie an einer deutschen Musikschule nicht hätten.
Europäische Stücke mit orientalischen Klängen
In der Langen Nacht der Alten Musik in Nürnberg spielen und singen die Musikerinnen und Musiker Werke aus dem arabischen Kulturkreis, aus Syrien oder Jordanien, ebenso gehören kurdische oder traditionell persische Stücke zum Repertoire. Aber auch ein italienisches Werk von Francesco Landini aus dem 14. Jahrhundert ist dabei. "Die europäischen Stücke sind Experimentierstücke mit orientalischen Klängen", erläutert Eckehard Pistrick, "da kommt dann eine Duduk in einem italienischen Stück. Da muss man offene Ohren haben. Das ist die Innovation der Alten Musik, die man in diesen Stücken hören kann." Orpheus XXI und ihr Programm passen perfekt zum Motto der Langen Nacht der Alten Musik. Es lautet schließlich: "One World!" Es gibt nur eine Welt für alle Völker und mit einem immerwährenden kulturellen Austausch.
BR-KLASSIK überträgt die "Lange Nacht der Alten Musik" von 17:00 Uhr bis 0:00 Uhr im Video-Livestream auf br-klassik.de/concert, außerdem live im Radio.
Kommentare (2)
Samstag, 30.April, 20:45 Uhr
Helga Dominika Burger
Lange Nacht der alten Musik
Ein wunderbares Musikerlebnis, danke!.
Samstag, 30.April, 17:49 Uhr
Fatemeh
Kompliment
Wünderschöne Band!!!! Mojtaba hat tolle Stimme!!!
Man hört die Band wie von Paradies ????????????????