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Studie zu Machtmissbrauch Musikhochschule München mit 7-Punkte-Plan

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie "Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierte Gewalt an der HMTM" wurden vorgestellt. Die Hochschule für Musik und Theater München hatte die Untersuchung im letzten Jahr in Auftrag gegeben. Als Reaktion präsentierte sie nun in München einen 7-Punkte-Plan.

Die Hochschule für Musik und Theater in der Arcisstraße in München. | Bildquelle: BR/Fabian Stoffers

Bildquelle: BR/Fabian Stoffers

Musikhochschulen sollen Orte der Entfaltung, der Inspiration, des Lernens sein. Aber leider sind sie auch oft Orte der Diskriminierung, Orte, wo Machtmissbrauch stattfindet bis hin zu sexualisierter Gewalt. Im Rahmen einer Pressekonferenz an der Hochschule für Musik und Theater München präsentierten die Geschäftsführerin Helga Dill und Soziologin Dr. Tinka Schubert die Studie zu dem Thema heute der Öffentlichkeit. Das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP München), das die Studie durchgeführt hat, attestiert zusammengefasst: "Hochschule insgesamt auf gutem Weg, aber alle drei untersuchten Felder weiterhin relevantes Thema für die Menschen an der HMTM."

Studie als Reaktion auf Vorfälle an der Hochschule

Siegfried Mauser | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Sina Schuldt Ehemaliger Hochschulpräsident Siegfried Mauser wurde wegen sexueller Nötigung verurteilt. | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Sina Schuldt Die Untersuchung ist die erste Vollerhebung in ganz Deutschland über Machtmissbrauch an einer Musikhochschule mit repräsentativem Anspruch. Die HMTM hat eine schwere Hypothek, wenn es um das Thema geht: Ex-Präsident Siegfried Mauser wurde 2019 vom Bundesgerichtshof in letzter Instanz zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt - wegen sexueller Nötigung in drei Fällen. Darum sei es für die Musikhochschule eine dringende Verpflichtung, maximale Transparenz herzustellen und die Prävention vor Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierter Gewalt offensiv anzugehen.

Zur Studie vom IPP München

Die gesamte Studie finden Sie hier.

Aktuellen Stand in München erfassen

Die Münchner Hochschule hat die Studie, unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, im Februar 2023 beim IPP München in Auftrag gegeben, um den aktuellen Stand der Erfahrung von Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten der Hochschulverwaltung mit den Themenfeldern Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierter Gewalt zu erfassen. Neben qualitativen Interviews fand eine Vollerhebung per Fragebogen unter allen Hochschulangehörigen statt. Insgesamt nahmen 512 Personen bzw. 27,8 % der Hochschulangehörigen an der Vollerhebung teil, darunter rund 23,7 % aller Studierenden, 10,7 % der Jungstudierenden, 37,7 % der Lehrenden und 51,6 % der Beschäftigten in der Hochschulverwaltung. Auffällig ist, dass sich wenig internationale Studierende beteiligt haben. Für die Hochschule ein Anlass ihr "International Office" umzustrukturieren, um mehr Integrationsangebote für ausländische Studierende zu schaffen.

Fast alle Studierenden kennen Machtmissbrauch

Die Erhebung zeigt, dass ein Großteil der Befragten, nämlich knapp 90 %, Machtmissbrauch selbst erlebt, gesehen oder mitbekommen hat. Dazu gehören konkret Dinge wie Personen anschreien, körperliche oder psychische Gewalt ausüben, genauso aber auch, dass Zuständigkeiten übergangen werden. Auch wenn jemand weniger Gehalt bekommt als andere, die die gleiche Tätigkeit ausüben, fällt dies im Rahmen der Untersuchung unter den Begriff des Machtmissbrauchs.

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie

  • Machtmissbrauch wird als hervorstechendes Problem benannt.
  • Strukturelle Diskriminierung wird berichtet.
  • Sexualisierte Gewalt und Grenzverletzungen sind an der HMTM weiterhin ein Thema.
  • Die HMTM hat in den letzten Jahren bereits viele Maßnahmen ergriffen und ist daher insgesamt auf einem guten Weg. Es bedarf aber weiterer Anstrengungen in den verschiedensten Bereichen.

Kein Thema der Vergangenheit

Die Präsidentin der Hochschule für Musik und Theater München Prof. Lydia Grün. | Bildquelle: Adrienne Meister Die derzeitige Präsidentin der HMTM: Prof. Lydia Grün | Bildquelle: Adrienne Meister "Wir sehen deutlich und erkennen an, dass es Strukturen gibt, die Machtmissbrauch begünstigen", sagt die derzeitige Hochschulpräsidentin Prof. Lydia Grün. Auch Diskriminierung und sexualisierte Gewalt seien an der Münchner Hochschule kein Thema der Vergangenheit. "Dass Menschen immer noch Leid erfahren müssen und belastende Situationen erleben, ist alarmierend und macht uns stark betroffen." Die HMTM soll dauerhaft zu einem sicheren und respektvollen Ort werden. Enttabuisierung, konsequente und klare Beschwerdeverfahren, sowie Transparenz seien laut der Hochschulpräsidentin zentral.

Zum Interview

Prof. Lydia Grün: Die Zukunft der Musikhochschulen

Maßnahmen und Handlungsfelder für die Zukunft

Die Musikhochschule reagiert auf die Ergebnisse der Studie nun mit einem 7-Punkte-Plan, der in sieben Handlungsfelder unterteilt ist und zahlreiche Maßnahmen bereithält. Die Handlungsfelder sind: Verantwortung, Strukturen, Jungstudierende, Körper, Psyche und Gesundheit, internationals@home, Interne Kommunikation sowie Erinnern und Lernen. Die Hochschule will das Zentrum "Kunst & Gesundheit" gründen, um den Fokus auf körperliche und mentale Gesundheit zu legen. Bereits 2015 hat die HMTM Maßnahmen ergriffen, darunter den Aufbau von umfassenden Beschwerdewegen mit einem Netzwerk von Vertrauenspersonen.

Stellungnahme der Studierendenvertretung

Felix Starzonek von der Studierendenvertretung sagte, dass es an der Zeit sei, konsequent zu handeln. "Es muss ein Studienumfeld geschaffen werden, das nicht weiter alte Strukturen toleriert und reproduziert, sondern ausgehend von den Hochschulen die Musikwelt zu einem offenen und respektvollen Raum macht." Als Studierendenvertretung wolle man diesen Veränderungsprozess weiter intensivieren und daran mitwirken.

Sendung: "Leporello" am 18. April 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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