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In der Vergangenheit sind zahlreiche Fälle von Machtmissbrauch an Musikhochschulen ans Licht gekommen. Nicht zuletzt hat der Fall des ehemaligen Hoschulpräsidenten Siegfried Mauser in München für viel Aufsehen gesorgt. Er wurde wegen sexueller Nötigung verurteilt. Nun stehen die Ergebnisse einer umfangreichen Studie aus - in Auftrag gegeben von der HMTM.

Längst ist klar: Die Musikhochschule ist ein Ort, wo Machtgefälle besonders sichtbar werden, wo Abhängigkeiten von Professor:innen zu demütigenden Situationen führen können bis hin zu sexualisierter Gewalt. Was seit Jahrzehnten hinter verschlossenen Türen der Hochschulen passiert, wird dank #metoo und dank vieler mutiger Betroffener, die ihre erschreckenden Erfahrungen mit der Öffentlichkeit teilen, immer mehr ans Licht gebracht. Es gibt andererseits diejenigen, die das Geschehene bagatellisieren. Gleichzeitig werden Schritte unternommen, um die Situationen an Musikhochschulen im deutschsprachigen Raum aufzuarbeiten. Nicht zuletzt, weil sich Studierende gegenseitig unterstützen und gemeinsam an die Öffentlichkeit gehen.

Online-Umfrage zu Machtmissbrauch an Musikhochschulen

Der studentische Zusammenschluss "Initiative gegen Machtmissbrauch" hat eine anonymisierte Online-Befragung durchgeführt. Ein Artikel im SPIEGEL vom 16. März 2024 gibt detaillierte Einblicke in die erschütternden Berichte von Studierenden. Auf der einen Seite haben sie einen der raren Studienplätze bei einem renommierten Professor gewinnen können, auf der anderen Seite werden sie kurze Zeit später im Unterricht gedemütigt und beleidigt. Es fallen Sätze wie "Wie kann man so jung und so langweilig sein?" oder Äußerungen über frühere Studierende wie: "Die musste erst mal vögeln und dann ist sie gutgeworden." Die Veröffentlichung der Umfrage zeigt: Das Ausmaß von Machtmissbrauch an Musikhochschulen ist weitreichender, als bisher gedacht, und es sind viele der deutschen Institutionen betroffen.

München: Der Fall Siegfried Mauser

Mit Blick auf Bayern wiegen die Missbrauchsfälle an der Münchner Musikhochschule schwer. Ex-Präsident Siegfried Mauser wurde vom Bundesgerichtshof in letzter Instanz im Oktober 2019 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt - wegen sexueller Nötigung in drei Fällen. Nach Verzögerungen hat er die Haft im Februar 2022 in der Justizanstalt Salzburg in Puch bei Hallein angetreten. Laut Berichten der österreichischen Kronen-Zeitung ist Mauser wegen guter Führung nach 20 Monaten im Dezember 2023 entlassen worden. Auch der Münchner Musikprofessor Hans-Jürgen von Bose wurde in drei Fällen der Vergewaltigung angeklagt. Er ist freigesprochen worden. Die Münchner Musikhochschule kümmert sich indessen um die Aufarbeitung der Vorfälle. 2016 hatte bereits die Arbeitsgruppe "Sexuelle Belästigung, Diskriminierung und Gewalt" eine Umfrage durchgeführt. Die Ergebnisse sind aber nie veröffentlicht worden. Nun hat die Hochschule einen neuen Anlauf unternommen.

Vollerhebung zum Thema Machtmissbrauch an der HfMTM

2023 hat die Hochschule für Musik und Theater in München das Institut für Praxisforschung und Projektberatung mit einer wissenschaftlichen Befragung beauftragt. Unter dem Thema "Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Diskriminierung" wurden im Sommer 2023 alle Hochschulangehörigen befragt. Ziel war es, bisher umgesetzte Maßnahmen auf ihre Wirkung zu überprüfen. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem die Entwicklung eines internen und externen Beschwerde- und Beratungsnetzwerkes oder auch die Schaffung von Regelungen bezüglich des professionellen Nähe- und Distanzverhältnisses, zum Beispiel dem Verbot von Unterricht in Privaträumen. Finanziert wird die Befragung vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Forschung. Die Ergebnisse werden am 18. April 2024 im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit präsentiert.

Sendung: "Leporello" am 17. April 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK