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Eine Kampfpilotin als Opernheldin: Mit "Grounded" bringt die Met in New York zeitgenössische Konflikte aus weiblicher Perspektive auf die Bühne. Am 19. Oktober ist die Inszenierung deutschlandweit im Kino zu sehen.

Jess ist eine erfolgreiche F-16 Kampfpilotin der U.S. Air Force im Irak-Krieg. Sie liebt ihren Beruf: das Fliegen, die Gefahr, das Gefühl der Freiheit. Eine ungeplante Schwangerschaft kommt dazwischen. Sie heiratet den Vater des Kindes, einen Ranger aus Wyoming. Nach fünf Jahren Erziehungspause meldet sie sich zurück, wird aber statt zu ihrem Jagdgeschwader zum Drohnendienst in die Wüste von Nevada versetzt: Von der Basis aus soll sie eine Reaper navigieren, eine mit Raketen ausgerüstete Drohne, die irgendwo viele tausend Kilometer entfernt, auf Knopfdruck Menschen tötet. Soldatin sein und jeden Abend zu Mann und Kind nach Hause kommen. Die perfekte Vereinbarkeit von Krieg und Familie oder der direkte Weg in die Persönlichkeitsspaltung?

Kompositionsauftrag für Jeanine Tesori

Michael Mayer hat das Stück für die Metropolitan Opera in New York inszeniert. Im Auftrag des Hauses hat die Broadway-Komponistin Jeanine Tesori den ungewöhnlichen Stoff vertont. "Grounded" behandelt ein "unsichtbares Trauma", wie Jeanine Tesori es ausdrückt, es geht um "die Psyche von jemandem, der keine Befehle gibt, sondern sie ausführt und am Ende den Knopf drücken muss. Zentral ist die Frage, was wir diesen Menschen abverlangen. Für mich ist es eine Oper über ein moralisches Erwachen".

Yannick Nézet-Séguin ist begeistert

Jeanine Tesori, die preisgekrönte Musicals wie "Kimberly Akimbo" und "Shrek" geschrieben hat, legt mit "Grounded" ihre vierte Oper vor. Met-Chefdirigent Yannick Nézet-Séguin ist begeistert von ihrer ausdrucksstarken, genreübergreifenden Musik: "Jeanine Tesori ist eine dieser wirklich vielseitigen Musikerpersönlichkeiten, die für Theater und Film arbeiten. Das ist ein wunderbarer Hintergrund für die Komposition einer Oper, besonders heutzutage, wo wir kleinliches Schubladendenken endlich überwunden haben. Ein genialer Geist wie Jeanine ist die Verkörperung dieses Denkens", schwärmt der Dirigent.

Emily d'Angelo als Pilotin Jess

Pilotin Jess zerbricht am Ende an der seelischen Belastung durch das, was ihr anfangs als soldatische Pflichterfüllung erschien. Sie navigiert in der cleanen Optik eines Computerspiels Waffen, die brutal töten – nicht nur die sogenannten "Zielobjekte", sondern auch Zivilisten und Kinder wie ihr eigenes. Im entscheidenden Moment verweigert sie den Dienst und landet vor dem Militärgericht. "Into the Blue" – ihr Traum von der Unendlichkeit des Himmels ist zerbrochen. Für Mezzosopranistin Emily d’Angelo eine fantastische Herausforderung: "Es ist eine großartige, menschlich berührende Geschichte über eine unglaublich real wirkende Person. Diesen Charakter spielen und Musik von Jeanine Tesori singen – so ein Angebot kann man nicht ablehnen!"

Sendung: Allegro am 18. Oktober 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK