Die Stadt Eichstätt gleicht einem barocken Freilichtmuseum. Beste Kulisse also für Alte Musik in authentischen Sälen. In diesem Jahr gibt es beim Musikfest Eichstätt unter anderem überdimensionierte Bass-Instrumente und festliche Musik zum Ende der Pest.
Bildquelle: BR/Herbert Ebner
Unerwartet Monströses bietet das Musikfest Eichstätt beim "Kampf der Giganten": Lange wie ein Elefantenrüssel ist etwa das Blasinstrument, das am Samstagvormittag gegen eine Großbassvioline antreten wird. Diese Musik-Riesen bilden eine eigene Liga innerhalb der Barockinstrumente und werden den Spiegelsaal der Residenz mit ihrem tiefen Frequenzen zum Vibrieren bringen, freut sich Heidi Gröger, die musikalische Leiterin des Musikfests: Man müsse bedenken, dass "Groß" in der Barockzeit eine andere Dimension habe als heutzutage, erklärt sie.
Denn meisten Instrumente damals waren im Gesangsregister, hatten also den selben Tonumfang wie die menschlichen Gesangsstimmen. "Aber dann hat man ausgetestet und geschaut, was kann ich noch über die Gesangsstimme hinaus oder hinunter setzen? Und da wurden Instrumente erfunden, wie zum Beispiel der Großbasspommer, der wie eine Orgel ein 16 Fuß-Register darstellen kann", berichtet Gröger.
Am Sonntag überträgt BR-KLASSIK live ab 12:05 Uhr musikalische Zuckerl, dargeboten von Musikern, die an diesem Wochenende in Eichstätt auftreten. Ab 19:05 Uhr folgt dann das Abschlusskonzert "Festa della Salute".
Bildquelle: Ida Zenna Wohltemperiert gestaltet sich dagegen der Samstagabend. Johann Sebastian Bach im Zauber der Polyphone heißt es ab 19 Uhr. Neben Präludien und Fugen aus dem "Wohltemperierten Clavier" präsentiert Laurence Dreyfus mit seinem Ensemble "Phantasm" dabei auch Orgelvorspiele. Allerdings werden sämtliche Tastenwerke hier auf Streichinstrumenten interpretiert.
Das goldene Zeitalter der Renaissance-Traversflöte lässt hingegen das Quintett "Attaignant consort" im Holzersaal der Sommerresidenz aufleben. Das Abschlusskonzert am Sonntagabend gestalten das Gesangsensemble "Vox Luminis" aus Belgien und die berühmte Lautten Compagney Berlin. In der Klosterkirche Rebdorf inszenieren sie gemeinsam ab eine Feier, wie Venedig wohl vor rund 400 Jahren nach dem Ausgang der Pest gefeiert hat, eine sogenannte Festa della Salute. "Das heißt ein großes musikalisches Fest aus Dankbarkeit mit freudigen Terz Klängen", erklärt Heidi Gröger. Zu hören sind lauter Italiener - konkret lauter Venezianer: Monteverdi, Cozzolani und auch Biagio Marini. Letzterer war sogar auch im Nachbarort von Eichstätt tätig. "Wir bringen alle zusammen, die da in Venedig damals was zu sagen hatten. Und stellen dadurch ein Konzertprogramm zusammen", fasst es die musikalische Leiterin Heidi Gröger zusammen.
Sendung: "Allegro" am 12. Mai 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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