Die Ausbildung von Lehrkräften im Fach Schulmusik soll attraktiver werden, das möchte der Deutsche Musikrat. Er hat deshalb die Initiative "Zukunft braucht Musik, Zukunft braucht Dich!" gestartet.
Bildquelle: Volker Beushausen
BR-KLASSIK: Frau Valentin, warum ist es für Sie so besonders, in einem musikpädagogischen Beruf zu arbeiten?
Antje Valentin: Es ist unglaublich erfüllend, weil man die Menschen wirklich ganzheitlich erreicht. Musik berührt Emotionen, fördert kognitive Fähigkeiten und stärkt die Feinmotorik. Man bewegt den ganzen Menschen. Es ist immer wieder ein Erlebnis, zu sehen, wie Kinder, Jugendliche, Erwachsene und auch Seniorinnen und Senioren auf Musik reagieren und dabei lebendiger werden.
BR-KLASSIK: Der Deutsche Musikrat will mit der Initiative "Zukunft braucht Musik, Zukunft braucht Dich!" den Zugang zur musikpädagogischen Ausbildung erleichtern. Was passiert im Rahmen dieser Initiative?
Antje Valentin: Die Initiative ist eine Kampagne, die sich speziell an junge Menschen richtet, die noch auf der Suche nach ihrer beruflichen Zukunft sind. Wir wissen, dass Musik für viele Jugendliche eine große Rolle spielt. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, dass immer mehr junge Menschen selbst aktiv Musik betreiben. Das ermutigt uns, den Blick auf musikpädagogische Berufe zu lenken, denn viele wissen oft nicht, wie vielfältig die Möglichkeiten in diesem Bereich sind. Es geht nicht nur um Musikunterricht in Schulen, sondern auch um Musikschulen, freie Berufe oder eine Kombination mit eigenen Bühnenauftritten. Wir haben eine Website erstellt, die eine umfangreiche Sammlung von Links und Informationen zu Studienmöglichkeiten bietet.
BR-KLASSIK: Welche weiteren Maßnahmen gehören zu dieser Kampagne?
Antje Valentin: Wir haben auch eine Social-Media-Kampagne gestartet, vor allem auf Instagram, TikTok und YouTube. Es gibt auch die Möglichkeit, sich für einen Newsletter anzumelden, um regelmäßig über Info-Tage an Musikhochschulen, Eignungsprüfungen und ähnliche Veranstaltungen informiert zu werden.
Kommentar: Kürzung des Musikunterrichts: Ignorant, widersinnig, ungerecht
BR-KLASSIK: Es wurde untersucht, dass die Zahl derer, die musikpädagogische Berufe anstreben, zurückgegangen ist. Ein Grund dafür war, dass die Aufnahmeprüfungen als zu anspruchsvoll empfunden wurden, insbesondere aufgrund der klassischen Expertise. Nun sind auch Studierende mit einem Pop- oder Jazz-Hintergrund willkommen. Hat das bereits einen Erfolg gezeigt?
Musikunterricht an einer Schule in Postdam. | Bildquelle: DPA Antje Valentin: Es ist noch etwas zu früh, um konkrete Ergebnisse zu sehen, da wir die Kampagne erst im Dezember gestartet haben. Aber in einigen Bundesländern gibt es schon länger entsprechende Initiativen. Aus Baden-Württemberg zum Beispiel wurde mir berichtet, dass die Nachfrage nach musikpädagogischen Studienplätzen wieder steigt. Es scheint also zu wirken. Ein Problem war, dass viele Menschen die Aufnahmeprüfungen oft mit denen für klassische Orchesterinstrumente verwechseln. In der Musikpädagogik geht es jedoch um viel mehr. Natürlich spielt man ein Hauptinstrument, hat ein Nebeninstrument, ist bereit zu singen und kann mit Gruppen arbeiten. Die Anforderungen variieren von Universität zu Universität, und genau darauf wollen wir aufmerksam machen. Ein Beispiel: In Münster kann man Musikpädagogik mit dem Schwerpunkt auf Music Production studieren. Es kommen Keyboards zum Einsatz, Sampling und computergenerierte Musik.
BR-KLASSIK: Ein weiteres Hindernis, das in der Studie genannt wurde, ist, dass viele Musikstudierende ihre eigene Musikkarriere fortsetzen möchten, aber das im Berufsalltag nicht möglich ist. Etwa wenn man als Musiklehrer an einer Schule arbeitet. Wird sich da etwas ändern?
Antje Valentin: In einigen Bundesländern gibt es schon Veränderungen. In Nordrhein-Westfalen wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass Musiklehrer auch Teilzeitstellen annehmen können, was die Möglichkeit eröffnet, weiterhin selbst Musik zu machen oder auf der Bühne zu stehen. Es gibt schon viele Beispiele von Musiklehrkräften, die beides miteinander kombinieren. Wenn man einen sicheren Beruf hat und trotzdem Zeit für eigene Auftritte oder musikalische Projekte findet, ist das natürlich eine ideale Kombination.
BR-KLASSIK: Wenn wir in die Zukunft blicken, wo sehen Sie die Musikpädagogik in fünf bis zehn Jahren?
Antje Valentin: Ich denke, wir werden eine noch vielfältigere musikpädagogische Kultur erleben. Musikerinnen und Musiker aus unterschiedlichen Bereichen, etwa aus der Band- und Hip-Hop-Szene, werden verstärkt in die Musikpädagogik einfließen. Sie bringen ihre authentische Musik in Schulen und Musikschulen und können junge Menschen damit begeistern. Aber natürlich wird auch die klassische Musik weiterhin einen wichtigen Platz einnehmen. Es ist ermutigend zu sehen, dass immer mehr Jugendliche musikübergreifend arbeiten und zum Beispiel im Jazz improvisieren, Pop spielen und trotzdem auch Beethoven und Bach beherrschen. Musik gehört einfach zu uns Menschen, und das wollen wir weiterhin fördern.
Hier finden Sie Informationen des Deutschen Musikrats zur Initiative "Zukunft braucht Musik, Zukunft braucht Dich!". Es geht dabei darum, wie man Musik zum Beruf machen kann, und um Ausbildungswege für Menschen, die musikpädagogische Berufe anstreben.
Sendung: "Allegro" am 29. Februar ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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