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Bald kein Musikunterricht an Grundschulen? Reaktionen aus der Community

Die Entscheidung des Bayerischen Kultusministeriums, Musik zukünftig nur noch in einem Fächerverbund an Grundschulen zu unterrichten, stößt auf heftige Kritik. Nicht nur Chorverbände und der Bayerische Musikrat sprechen sich klar dagegen aus, sondern auch in den Kommentaren der BR-KLASSIK-Community auf Facebook und unserer Website wird eindeutig Stellung bezogen.

Musikunterricht in der Grundschule | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Die Mitteilung der Bayerischen Kultusministerin Anna Stolz vom Montag schlägt hohe Wellen. Die Politikerin der Freien Wähler hat angekündigt, dass es ab dem nächsten Schuljahr an bayerischen Grundschulen einen Fachverbund aus Musik, Kunst und Werken geben soll. Musik würde damit als eigenständiges Fach wegfallen. Eine Kürzung des Musikunterrichts wäre faktisch die Folge, stellte der Präsident des Bayerischen Musikrats, Dr. Helmut Kaltenhauser, im Interview klar. Die Bayerische Staatsregierung verweist auf die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie. Sie möchte auf mehr Mathematik- und Deutschunterricht setzen, weshalb musische Fächer an Grundschulen in ihrer Gesamtstundenzahl reduziert werden müssen. Der Tonkünstlerverband Bayern hält dies für eine fatale Fehlentscheidung: "Der Berufsstand der Musiklehrer:innen wird erneut unter dieser Verunsicherung leiden."

Klare Positionen auf Facebook

Die Kritik in der BR-KLASSIK-Community ist ebenfalls groß. "Kulturelle Bildung wird durch diese Entscheidung einfach mit Füßen getreten", schreibt Thomas K. auf Facebook. "Vielmehr sollte man sich Gedanken darüber machen, wie durch kreative Unterrichtsmethoden, musische und sportliche Fähigkeiten mit Lernfächern sinnvoll verknüpft werden können." Der User spricht damit vielen aus dem Herzen: Es ist einer der Kommentare zur aktuellen Diskussion, der am meisten Likes bekommen hat. Ähnlich wie der Kommentar von Klaus W., der sich auf Forschungsergebnisse bezieht: "Es ist vielfach wissenschaftlich belegt, dass vor allem die kreativen Fähigkeiten für die spätere Entwicklung der Kinder von enormer Wichtigkeit sind. Über diese nicht nachvollziehbare Entscheidung der bayerischen Staatsregierung kann man nur den Kopf schütteln."

Lesen Sie unseren BR-KLASSIK-Kommentar:

Kürzung des Musikunterrichts: Ignorant, widersinnig, ungerecht

Die Kinder müssen unter Entscheidung leiden

Unter dem Artikel von BR-KLASSIK-Autor Bernhard Neuhoff, in dem er die Entscheidung des Kultusministeriums deutlich kritisiert, verweisen Nutzerinnen auf die, die diese Umstellung unmittelbar betrifft: die Schülerinnen und Schüler. "Wenn man Kindern nicht den Raum gibt, um sich zu entwickeln, werden sie krank", schreibt eine Userin. Christina Maria W. findet eine Reduzierung der musischen Fächer für Kinder sehr bedauerlich: "Diese Fächer machen Lust auf Schule." In ihrem Kommentar weist Ekatarine E. auf einen anderen Aspekt hin: Weil der Alltag vieler Kinder und Jugendlichen bereits mit dem Spielen am Computer belegt ist, sei es umso wichtiger, dass Kunst und Musik im Unterricht als Teil des Lebens erfahren werden können. Deshalb sollten diese Fächer "einen noch größeren Platz in den Schulen einnehmen."

Wird eine "Lost Generation" heranwachsen?

Die BR-KLASSIK-Userin Sabine P. kritisiert: "Bildung soll Kompetenzen vermitteln. Das hat Bayern nicht verstanden und wird es auch nicht." Und Thomas S. sieht nicht viel Hoffnung dafür, dass mit den Maßnahmen des Kultusministeriums bessere PISA-Ergebnisse erzielt werden können, in dem Mathe und Deutsch verstärkt unterrichtet werden: "Es ist sinnlos, Kinder, deren Gehirn noch in der Entwicklung ist, mit Inhalten zu überfrachten und zu überfordern." Die musischen Fächer seien seiner Meinung nach sehr wichtig, weil sie ein wichtiger Baustein in der zerebralen Entwicklung der Kinder sind. Der User Schneider sieht die bildungspolitische Entwicklung düster, spricht von einer verlorenen Generation, die heranwächst: "Diese Entscheidung wird zur Folge haben, dass mindestens eine Generation Musikliebhaber (im klassischen Bereich) verlorengeht und dieselbe Generation auch im Hinblick auf manuelle Geschicklichkeit und kleine Bastel- und Handarbeitstechniken zu den Verlierern gehören wird."

Sachliche Argumente, aber auch Empörung

Die Kommentare auf der Website von BR-KLASSIK und auf Facebook sind durchgehend kritisch gegenüber der Entscheidung für die Grundschulen. Neben dem Austausch sachlicher Argumente, gibt es auch viele in der Community, die schlichtweg empört sind. "Was für ein unglücklicher, undurchdachter, unausgereifter Entschluss", schreibt Stephanie K. Und Thomas B. ergänzt: "Wieder erfolgt ein Schritt, der an Ignoranz und Arroganz kaum zu toppen ist". Isabella K. spricht von einem kopflosen Rundumschlag, während es Frank B. es als einen "Skandal gegenüber den Grundrechten von Kindern, Eltern und der Gesellschaft auf Bildung" empfindet.

Kritik zielt klar in Richtung der Bayerischen Staatsregierung

Gegen die Bayerische Staatsregierung richtet sich dabei der Unmut, wie zum Beispiel bei Ludwig H.: "Schnellschüsse und populistische Entscheidungen sind der Regierung ihr Ding, nicht Weitsicht und Behutsamkeit." Der User Markus B. fürchtet, dass das Kultusministerium für andere Bundesländer sogar Vorbildcharakter haben könnte und diese sich an der Entscheidung für bayerische Grundschulen ein Beispiel nehmen werden. Auch Carolin W. setzt die Debatte in einen größeren Kontext: "Ein gewichtiger Baustein gegen Bildungs- und Chancengerechtigkeit und für gesellschaftliche Spaltung." Dass kulturelle und musische Bildung durch getroffene Entscheidungen immer stärker den Kindern aus finanzstarken und bildungsaffinen Familien vorbehalten sei, sei ein politisches Armutszeugnis.

Klick-Tipp

Lesen Sie hier den Hintergrundartikel: Musik-, Kunst- und Werkunterricht wird an Bayerns Grundschulen zusammengelegt

Lehrkräfte von Entscheidung unmittelbar betroffen

In seinem Kommentar bringt der User Anamor den Aspekt der Finanzmittel ein: "Ausbildung von Musiklehrern ist teuer wegen des vielen Einzelunterrichts." Er bezieht sich dabei auf die Ausbildung von Lehrkräften. Ein anderer User verweist auf langfristige Auswirkungen für den Unterricht, denn auch wenn zunächst einmal die Lehrkräfte an Grundschulen betroffen seien, wirke sich das künftig auch auf den Unterricht an weiterführenden Schulen aus. Mit diesen Berufsperspektiven werden sich wohl viele zweimal überlegen, ob sie eine Laufbahn als Musiklehrer oder -lehrerin einschlagen, schreibt Georg H.: "In Anbetracht eines mindestens fünfjährigen Studiums, eines zweijährigen Referendariats und Staatsexamina ist das eine absolute Ignoranz der Musiker." In Anbetracht dieser Aussichten sei es umso wichtiger, aktiv zu werden und gegen die Entscheidung zu protestieren, findet Guido M.: "Politische Beschlüsse können revidiert werden, wenn es entsprechenden Gegenwind gibt. Werfen wir also die Windmaschine an!"

Sendung: "Leporello" am 29. Februar ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Samstag, 02.März, 16:11 Uhr

Beate Schwärzler

Musik + Kunst + Werken = EGAL ???

Ja, lieber Guido M.
(vorletzte Zeile rechtsaußen + letzte 2 Zeilen ganz) ::: Einverstanden.
:::
Hätt' ich nur einen Blasebalg... - bei d e n Entscheidungen der Bayerischen Regierung geht mir die Puste aus.

Weil: D a s d a r f n i c h t s e i n !, daß Kinder ohne Musik aufwachsen !

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