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Grundschulen in Bayern Musik-, Kunst- und Werkunterricht als "Fächerverbund"

Kultusministerin Anna Stolz hat weitere Details zur PISA-Offensive Bayern bekannt gegeben. Der Plan: mehr Deutsch- und Mathematikunterricht an Grundschulen. Das hat allerdings Auswirkungen auf den Musikunterricht.

Die siebenjährige Raghad (l-r), die siebenjährige Lamar und die neunjährige Malak nehmen am 26.10.2017 am Musikunterricht im Rahmen des Projekts "Musaik" in Dresden-Prohlis (Sachsen) teil. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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In einer früheren Version dieses Artikels vom 27. Februar 2024 haben wir geschrieben, dass der Musik-, Kunst- und Werkunterricht an Grundschulen künftig zusammengelegt wird. Inzwischen hat das Bayerische Kultusministerium klargestellt, dass mit "Fächerverbund" keine Zusammenlegung der Einzelfächer gemeint war. Musik-, Kunst- und Werkunterricht wird es auch in Zukunft als Einzelfächer an Grundschulen geben.

An bayerischen Grundschulen sollen ab dem kommenden Schuljahr die musisch-kreativen Fächer (Kunst, Musik, Werken und Gestalten) in einem "Fächerverbund" zusammengefasst. Das teilte die Bayerische Kultusministerin Anna Stolz am 27. Februar in München mit.

Musik, Kunst und Werken im Fächerverbund

Wie viele Schulstunden für die musisch-kreativen Fächer künftig zur Verfügung stehen sollen, erwähnte Stolz nicht explizit. Doch insgesamt wird es an den bayerischen Grundschulen ab dem kommenden Schuljahr weniger Musik-, Kunst- und Werkunterricht in den Jahrgangsstufen 3 und 4 geben. Laut neuer Stundentafel 4 statt 5 Stunden. Dafür sollen die Schülerinnen und Schüler "mehr Zeit für Deutsch und Mathematik" bekommen, so Stolz.

Hintergrund sind die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie, weswegen im Rahmen eines Maßnahmepakets an bayerischen Grundschulen wieder mehr "Zeit und Raum für Lesen, Schreiben und Rechnen geschaffen werden" soll. Der neue Stundenplan sieht nun jeweils eine zusätzliche Stunde Deutsch pro Jahrgangsstufe vor, außerdem in der ersten und dritten Klasse jeweils eine zusätzliche Stunde Mathematik.

"Verheerend": Bayerischer Musikrat kritisiert Reformpläne

Der Bayerische Musikrat kritisiert die geplanten Kürzungen des Musikunterrichts an Grundschulen scharf: "Dies ist verheerend für die Entwicklung unserer Kinder", heißt es in einem aktellen Presseschreiben. "Das Musizieren stärkt neben sozialen Fähigkeiten auch die Konzentrations- und Lernfähigkeit und ist äußerst hilfreich für die Entwicklung von Sprachfähigkeiten und beim Lernen neuer Wörter." Musikstunden zu kürzen sei deshalb kontraproduktiv zu den angestrebten Zielen des Ministeriums, so der Bayerische Musikrat.

Ein Kürzen von Musikstunden ist kontraproduktiv zu den vom Ministerium angestrebten Zielen.
Bayerischer Musikrat

Durch den geplanten Fächerverbund sind die einzelnen Stunden für Musik, Kunst und Werken nicht mehr fixiert, sondern können flexibel gehandhabt werden. Helmut Kaltenhauser, Präsident des Bayerischen Musikrats, befürchtet, dass durch diese Regelung der Musikunterricht so teilweise komplett ausfallen könnte. Deshalb will sich der Bayerische Musikrat dafür stark machen, dass die Musikausbildung der zukünftigen Lehrkräfte weiter verbessert wird, so Kaltenhauser im Gespräch mit BR-KLASSIK. "Damit Musik im Fächerverbund wenigstens nicht untergeht." Mit einem Umdenken des Bayerischen Kabinetts rechnet der Präsident des Bayerischen Musikrats nicht.

Bayerische Chorverbände: Protest gegen Kürzung des Musikunterrichts

Bereits Ende Januar hatten die vier bayerischen Chorverbände mit einem offenen Brief gegen die geplanten Kürzungen der Musikstunden an Bayerns Grundschulen protestiert.

Sendung: "Leporello" am 27. Februar 2024 ab 16:05 Uhr auf BRKLASSIK

Kommentare (9)

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Samstag, 02.März, 15:47 Uhr

Wiesent Renate

Keine Kürzungen für Musik, Kunst und Werken

Wer hier mit Kürzungen droht, hat es einfach nicht begriffen. Musik, Kunst und Werken sind enorm wichtig, weil das Lernen Dreidimensional funktioniert.
Der Erfolg von Kindern im Schulsystem findet genau hier sein Potential.
Lernen an sich so zu betrachten, müssten die zuständigen Politiker eigentlich als selbstverständlich sehen

Freitag, 01.März, 21:41 Uhr

Dahlia Shehata

Wem nutzt eigentlich die Wissenschaft?

Als Wissenschaftlerin und Universitätsdozentin werde ich von obersten Stellen immer wieder angehalten, mehr wissenschaftliche Erkenntnisse an die Öffentlichkeit zu vermitteln. Aber was bringt es, wenn selbst die Entscheider in der Politik sich nicht einen deut dafür interessieren. Die Entscheidung des Kultusministeriums wirkt geradezu wie eine schnelle unbedachte kleingeistige Rechnung: einfach mehr von dem was nicht gut läuft. Anstatt mal eine echte Bildungswende zu schaffen, die auf fundierter Wissenschaft beruht. Von solch einer Ignoranz regiert zu werden ist nicht nur traurig, sondern regelrecht alarmierend. Mich schauderts, wenn tatsächlich so in Bayern
Zukunft gestaltet wird: mehr vom Alten und bloß nichts Neues!

Freitag, 01.März, 13:11 Uhr

Eckhard Schulz

Kürzung des Musikinterrichts

Diesen Bericht entnehme ich, als (studierter) Musiklehrer, das in der Bayerischen Staatsregierung Leute sitzen, die zwar viel Geld verdienen, aber fachlich keine Ahnung haben - sehr, sehr peinlich!?!?!?

Ich habe mit Wissenschaftlern von Weltrang zusammengearbeitet, habe 5(!?) Berufe: was soll so ein Mist!?!?!?

Traurig!!!!!...

Eckhard Schulz, Vechta

Donnerstag, 29.Februar, 23:30 Uhr

Christina

Strukturelle Veränderung längst überfällig

Dass nach der neuesten Pisastudie eine Konsequenz folgen musste, war ja klar - aber statt wirklich struktureller Reformen nun dieses klägliche und traurige Ergebnis zum Leid der Kinder und unserer zukünftigen Gesellschaft. An diesem Vorschlag, der Damen und Herren des Kultusministeriums zeigt sich, wie und warum es zum Ergebnis dieser Pisa Studie kam: volle Überzeugung bei absoluter Planlosigkeit. Zum Glück sind meine drei Kinder gerade in einem anderen Land schulpflichtig. Armes Land der Bayern!

Donnerstag, 29.Februar, 14:46 Uhr

Kösling-Schultze Elisabeth

Zusammenlegung der Fächer Musik, Kunst und Werken

Vollkommener Blödsinn! Stattdessen gehört Englisch in der Grundschule komplett gestrichen, höchstens als Wahlfach angeboten und katholische Religionslehre in allen Klassenstufen auf zwei Stunden verkürzt. Der Kommunionunterricht in den 3. Klassen wird sowieso von den Kommunionmüttern übernommen. Wozu drei Stunden Religion???

Mittwoch, 28.Februar, 13:29 Uhr

Isabella Kopp

Kürzung der musischen Fächer in der Grundschule

Ein kopfloser Rundumschlag!
Es wäre wesentlich, den Lehrplan in Deutsch und Mathematik sinnvoll zu kürzen und zu ändern!

Warum soll ein Grundschüler das Einmaleins nicht mehr auswendig lernen!??
Stattdessen werden mit viel Aufwand Sachaufgaben gerechnet, die Kinder weder ansprechen noch sinnvoll sind.
Etc.
Warum ist der sogenannte Grundwortschatz samt seiner Nachschriften abgeschafft worden? Sicher war der auch nicht optimal, aber die Grundschüler konnten wenigstens ein paar Wörter richtig schreiben!
Etc.

Der Unterricht sollte viel mehr auf das einzelne Kind ausgerichtet sein!
Aber das beginnt schon damit, dass zu wenig Lehrer zum Differenzieren zur Verfügung stehen.
Und es geht weiter damit, dass die Klassenstärken für die heutige Zeit enorm hoch sind. Und scheitert daran, dass die Räumlichkeiten in den meisten Schulen zu knapp bemessen sind.
Etc.
Warum orientiert man sich nicht einfach an den Ländern, die bei Pisa besser abgeschnitten haben? Also an nahezu allen anderen?!?

Mittwoch, 28.Februar, 08:33 Uhr

Stephanie Knauer

Weniger Musen

Abgesehen davon, dass die Musen - gerade Musik - sich nachweislich positiv auf soziale, geistige und körperliche (Stichwort Feinmotorik) Fähigkeiten eines Kindes auswirken (fragen Sie Ärzte!) und dass diese nun `gekürzt werden sollenden´ Fächer den Kindern zudem einfach besonders FREUDE bereiten, eine Kürzung allein deswegen also grundschade ist - wie stellen sich die Entscheider das künftig im Studium vor? Ich unterrichte an der Augsburger Universität die künftigen Grundschullehrer, die Musik ODER Kunst studieren. Werden jetzt ganz Studienfächer aufgelöst, Fakultäten vermengt zu einem Einheitsfach KuMuWerk? Was für ein unglücklicher, undurchdachter, unausgereifter Entschluss.

Dienstag, 27.Februar, 23:53 Uhr

Marco

Kürzung des Musikunterrichts

Wie lann ich dagegen Vorgehen. Das betrifft in erster Linie ja die Grundschullehrer aber in einigen Jahren wirkt sich das natürlich auf die weiterführenden Schulen aus. Wie und wo ist Kritik angebracht

Dienstag, 27.Februar, 20:42 Uhr

Christine Maria Walde

Kürzung der musischen Fächer

Es ist bedauerlich, dass gerade die musischen Fächer in der Grundschule gekürzt werden sollen. Diese Fächer machen Lust auf Schule. Auch gibt es entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen, dass z.b. Kinder die ein Instrument lernen sich wesentlich leichter in Mathematik tun. Sollten derartige Tatsachen im Kultusministerium unbekannt sein?

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