Berühmt wurde sie als Einspringerin für Maria Callas. Da war Renata Scotto gerade 23 Jahre jung. Sie überzeugte - und startete eine Karriere, die fast 50 Jahre dauern sollte. In der Nacht zum Mittwoch sei die italienische Sopranistin im Alter von 89 Jahren in ihrem Geburtsort Savona gestorben. Das teilte der Bürgermeister von Savona, Marco Russo, heute über Social Media mit.
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Renata Scotto stellte sich immer kompromisslos in den Dienst des Musiktheaters. Jeder ihrer Partien verlieh sie den unbedingten Ausdruckswillen der großen Sängerdarstellerin. So wirkte es fast wie ein Wink des Schicksals, dass ihre Karriere 1957 mit einem Einspringen für Maria Callas beim Edinburgh Festival begann. Seitdem galt die damals 23-jährige Italienerin vielen als "die andere Callas".
BR-KLASSIK widmet Renata Scotto am 20. August eine Sonderausgabe der Sendung "Après-midi". Zu erleben ist sie in Oper-Ausschnitten von Giuseppe Verdi, Francesco Cilea und Giacomo Puccini.
Als Nachfolgerin der "Assoluta" empfahl sich die Scotto auch durch ihr Repertoire: Sie sang die romantischen Belcanto-Partien, brillierte mit Verdi und übertraf sich selbst als Diva des Verismo. Ihr agiler Sopran besaß Leuchtkraft, aber auch eine leicht metallische Tongebung und eine gewisse Schärfe in der Höhe. Wie Renata Scotto diese Stimme jedoch zum Instrument eines farbenreichen, psychologisch raffinierten und beklemmend intensiven Ausdrucks machte, darin lag das Geheimnis ihres jahrzehntelangen Erfolgs.
Mit Landsmann Luciano Pavarotti am 12. Oktober 1976 auf der Bühne der New Yorker Metropolitan Opera | Bildquelle: picture-alliance/dpa "Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen Miss Scotto und dem New Yorker Publikum"” – schwärmte die Presse 1965, nach ihrem Debüt als Madama Butterfly an der Metropolitan Opera. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn Renata Scotto – bislang gefeierte Primadonna in London und Mailand, ließ sich samt Familie in New York nieder. An der "Met" wurde sie zum Publikumsliebling und war zwei Jahrzehnte lang in 26 Partien zu erleben – als Desdemona, Lady Macbeth, Vitellia, Manon Lescaut und Francesca da Rimini- oder auch in allen drei Sopranpartien von Puccinis "Trittico".
Im Herbst ihres Sängerlebens wagte sie sich noch an unerwartete Partien wie Strauss‘ Marschallin, Wagners Kundry oder Poulencs Monodram "La voix humaine". 2002 trat Renata Scotto nach fast 50-jähriger Karriere von der Bühne ab – einer legendären Karriere voller Neugier und Kunstverstand, Leidenschaft und Risikofreude. "More than a diva" ist der Titel ihrer Autobiographie, der ihr künstlerisches Credo zum Ausdruck bringt: Belcanto liegt nicht in der Makellosigkeit der Stimme, sondern in der Botschaft des Gesangs!
Sendung: "Leporello" am 16. August 2023, ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 16.August, 18:31 Uhr
Fred Keller
Renata Scotto
R i P Renata!
Eine der letzten großen Diven ist mit ihr gegangen.
Mimi, Musetta, Gioconda, Marschallin, komplettes Tryptichon, Norma, Gilda, Eyridike, Adriana, Macbeth......