Naoka Aoki hat Spaß an Herausforderungen. Seit drei Jahren ist die 32-jährige Japanerin Konzertmeisterin bei den Münchner Philharmonikern. Jetzt steht ihr Debüt als Solistin an - mit einem der berüchtigtsten Violinkonzerte der Musikgeschichte.
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Als Frau die Stelle eines Konzertmeisters zu ergattern, das ist auch im 21. Jahrhundert noch nicht selbstverständlich. Der in Tokyo geborenen und dort aufgewachsenen Naoka Aoki ist es gelungen. Seit drei Jahren bekleidet sie den Posten in München - als erste Konzertmeisterin in der Geschichte der Münchner Philharmoniker.
Viel Orchestererfahrung brachte Naoka Aoki nicht mit. Aber eine riesige Portion Ehrgeiz und die Fähigkeit, verdammt gut Geige zu spielen. Mit bereits drei Jahren ging es los auf dem Instrument, das sie nun schon bald dreißig Jahre spielt. Und das jeden Tag. Meistens so um die vier Stunden, sagt sie. Sie erinnert sich noch gut, erzählt sie im BR-KLASSIK-Interview, wie sie mit der Familie mal einen Ausflug nach Disneyland machte. Ein Traum für die damals Neunjährige. Aber während die Geschwister bis zum Abend bleiben durften, musste Naoka zurück ins Hotel: zusammen mit der Mutter üben.
"Ich war ein wirklich nettes Kind", sagt Naoka, und dass sie auch früh schon verstanden hätte, dass sie jeden Tag üben musste. "Wenn ich morgens aufwachte, fing ich gleich an zu üben. Dann ging ich zur Schule, wieder zuhause wurde bisschen geübt. Und nach dem Abendessen auch noch ein bisschen - vor dem Schlafengehen." Der Entschluss, das Geigespielen zum Beruf zu machen, stand fest, als sie mit 17 einen Wettbewerb in Japan gewann. Danach ging es zum Studium nach London und später nach München.
17. Mai 2024, 19:30 Uhr, Isarphilharmonie
18. Mai 2024, 19:00 Uhr, Isarphilharmonie
Programm:
Jean Sibelius: Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. 47
Dmitrij Schostakowitsch: Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 47
Seit 2021 Konzertmeisterin bei den Münchner Philharmonikern: Naoka Aoki | Bildquelle: Tobias Hase Dass Naoka Aoki weiß, was sie will, merkt man auch im Interview. Sie wählt ihre Worte mit Bedacht, überlegt lieber mal länger, bevor sie etwas erzählt. Zum Beispiel, wie es war, den Posten der Konzertmeisterin zu übernehmen: schon ein Sprung ins kalte Wasser. Das Probejahr mit immerhin 14 Monaten bezeichnet sie im Nachhinein als eine lange Reise, auf der sie auch kämpfen musste. Schließlich konnte Naoka anfänglich noch kaum Deutsch. Und sie hatte zuvor noch in keinem professionellen Orchester als Konzertmeisterin gespielt. Mittlerweile sei sie angekommen. Auch dank der vielen tollen Kolleg:innen, die ihr viel beigebracht hätten.
Die Rolle der Solistin bei den Münchner Philharmonikern ist nun ein Debüt. Und es werde doch spannend, wie sich das dann auf der Bühne anfühlen wird. Aber kein Problem, weil sie weiß, dass sie sich 100 Prozent auf das Orchester verlassen kann. In einem Interview hat Naoka Aoki einmal gesagt, dass sie sich als Mutter ihres Orchesters fühle. Wie sie das meint angesichts eines Klangkörpers, in dem sie eine der jüngsten Musikerinnen ist? Ganz einfach: Sie will jemand sein, auf den man sich verlassen kann - wie auf eine Mutter. Jemand, der sich kümmert. Was die junge Konzertmeisterin sich für die Zukunft erträumt? Das sei schwierig zu sagen. Aber sie würde sich wünschen, dass Kinder oder junge Musiker:innen, die mit der Geige anfangen, sagen: Ich will sein wie Naoka!
Sendung: "Allegro" am Mittwoch, 15. Mai ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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