In Dortmund wurden die "Oper! Awards" verliehen. In vier Kategorien geht die Auszeichnung an Bayerische Häuser. Doch auch hier überschattet der Krieg in der Ukraine die Feierstimmung mit einem ergreifenden Auftritt von Oksana Lyniv.
Bildquelle: Oper Awards
Preisverleihungen sind ja oft etwas Bewegendes, ja etwas Rührendes. Doch die diesjährige Preisverleihung der 2019 gegründeten "Oper! Awards" in Dortmund übertrifft viele Dankesreden und Laudationes. In 20 Kategorien wird dieser einzige internationale Opernpreis Deutschlands vergeben. Eine davon ist der "Preis für herausragendes Engagement". Er geht in diesem Jahr an Oksana Lyniv. Fast zeitgleich mit dem Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine findet die Preisverleihung am Abend des 27. Februar statt.
Und so tritt eine schwarz gekleidete Okasana Lyniv auf die Bühne, ernst, nicht strahlend. Ruhig, nicht überschwänglich. Sie sei die erste Frau am Pult in Bayreuth gewesen, die erste Musikdirektorin an einem großen italienischen Opernhaus, sie sei längst zu einem leuchtenden Vorbild geworden, liest Jury-Mitglied Björn Woll aus der Begründung der Jury vor. Ein Vorbild, auch in ihrem gesellschaftlichen Engagement. Und natürlich auch für die Ukraine.
Die ersten Worte in Bologna an mich waren Worte des Beileids.
Oksana Lyniv bei einem Konzert in Bologna kurz nach Kriegsbeginn. | Bildquelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Guido Calamosca Und dann berichtet Lyniv von dem Tag als sie ihr künstlerisches Engagement in Bologna antrat. Nämlich genau an jenem 24. Februar 2022 als Russland ihr Heimatland angriff und der Krieg begann. Alle seien in Bologna zusammengekommen, die Musikerinnen und Musiker, die Theaterleitung, der Bürgermeister von Bologna. "Die ersten Worte in Bologna an mich waren Worte des Beileids", sagt Lyniv. Ernst. Nicht bitter. Man habe sie gefragt, was man jetzt tun solle: "Wir sollen spielen", habe sie damals gesagt, "weil das, was Putin will, ist, dass wir aufhören. Dass es uns nicht mehr gibt." Angesichts solcher Sätze relativiert sich der Glamour einer Preisverleihung. Doch sie zeigen auch, wie wichtig gerade auch Kultur und Musik in solchen Zeiten ist. Das Publikum im Opernhaus Dortmund applaudiert Oksana Lyniv stürmisch.
Am 27. Februar sind die Preise dort verliehen worden, weil die Oper Dortmund die Auszeichnung "Bestes Opernhaus" erhalten hat, wie die Jury schon vorher bekannt gegeben hatte. Unter Intendant Heribert Germeshausen sei das Haus in "vorbildlicher Weise mit innovativen Formaten wie ,We DO Opera!' auf die Stadtgesellschaft zugegangen und hat sich zugleich zum Thema und Ziel von nationalen wie internationalen Fachleuten und Opernfreunden gemacht", heißt es in der Jury-Begründung.
Als beste Sängerin wurde die US-amerikanische Sopranistin Lisette Oropesa, die in Salzburg 2022 die Lucia sang, ausgezeichnet, Michael Volle, der etwa in Tscherniakovs Inszenierung des Berliner "Rings" mitwirkte, bekommt den Preis als bester Sänger. Der Zürcher Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda wurde zum herausragenden Dirigenten gekürt, Bester Regisseur wurde Claus Guth. Das ehrt auch München, war Guth doch 2022 während des "Ja, Mai"-Festivals der Bayerischen Staatsoper für die Inszernierung von "Bluthaus" verantwortlich. Mit der Auszeichnung von Krzysztof Pendereckis "Die Teufel von Loudun" an der Bayerischen Staatsoper als "Beste Aufführung 2022" und Konstantin Krimmel (seit 2022 im Ensemble der Bayerischen Staatsoepr) als bester Nachwuchskünstler gehen zwei weitere Preise nach München. "Gewagt und gewonnen hat Staatsintendant Serge Dorny mit seiner Programmauswahl und der idealen Besetzung des abgründigen Penderecki-Erstlings "Die Teufel von Loudun" , begründet die Jury ihre Wahl. Auch der Preis für die beste Nachhaltigkeitsinitiative geht nach Bayern: Das Theater Regensburg wird für seine Bemühungen um einen nachhaltigen Theaterbetrieb geehrt.
Sendung: "Allegro" am 28. Februar 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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