Orpheus als Frau? Na klar! Axel Ranischs moderne Filmversion des antiken Mythos' feiert am Samstag Weltpremiere in München — ein Highlight für Kino- und Opernfans. Die Hauptrolle singt eine Sopranistin aus Estland.
Bildquelle: Filmfest München
Eine Theaterbühne wird zur Kinoleinwand: Am 17. September feiert die neue BR-Koproduktion "Orphea in Love" im Münchner Nationaltheater Weltpremiere, in Zusammenarbeit mit dem Filmfest München. Regisseur Axel Ranisch hat seinen bild- und klanggewaltigen Opernfilm als moderne Neuinterpretation des antiken Mythos von Orpheus und Eurydike angelegt. "Ich wollte einfach meine Lieblingsmusik und das, was Oper für mich bedeutet, in eine andere Form gießen", erklärt Ranisch im Gespräch mit BR-KLASSIK. Wo in Kinofilmen normalerweise Musical- bzw. Popsongs eingestreut werden, sind es hier anspruchsvolle Opernarien und Tanzchoreografien. "Wir haben mit dem Film mehr oder weniger ein eigenes Genre kreiert", schwärmt der Regisseur. "Es gibt Musik- und Tanzeinlagen aus vier Jahrhunderten Operngeschichte: von Monteverdis 'L'Orfeo' bis zu John Adams."
Schwer verliebt: die gesangsbegeisterte Nele (Mirjam Mesak) und der tanzende Kleinkriminelle Kolya (Guido Badalamenti) | Bildquelle: Filmfest München In Ranischs Film wird Orpheus sozusagen zur Orphea: Die junge Nele träumt davon, als Sängerin auf der Bühne zu stehen. Sie verliebt sich in den Kleinkriminellen Kolya, ein echtes Tanztalent. Während Nele ihre Gefühle mit glasklarem Sopran zum Ausdruck bringt, stellt Kolya sein Innenleben mit ausdrucksstarkem Tanz dar. Doch dann kommt der Geliebte plötzlich ums Leben. "Nele muss eine Höllenfahrt antreten, um ihn wiederzukriegen", fasst Axel Ranisch den Plot zusammen. "Da haben wir uns sehr frei an den Motiven der Sage bedient." Die Hauptfigur Nele wird von der brillanten estnischen Sopranistin Mirjam Mesak verkörpert. Sie ist in ihrer Heimat längt ein Star und singt derzeit im Ensemble an der Bayerischen Staatsoper. In der Rolle des Ganoven Kolya ist der Tänzer Guido Badalamenti zu erleben, Mitglied der Ballettkompagnie des Münchner Gärtnerplatztheaters.
Am 17. September 2022 um 20:30 Uhr feiert Axel Ranischs "Orphea in love" im Münchner Nationaltheater seine Premiere. Der Film entstand in Koproduktion mit arte und dem Bayerischen Rundfunk und wird in Kooperation mit dem Filmfest München gezeigt. Weitere Infos finden Sie hier.
Axel Ranisch fand die Dreharbeiten mit den Sängerinnen und Sängern sehr bereichernd. "Ich habe gemerkt: Wenn Sänger singen, ist die gesamte Muskulatur im Körper angespannt und geordnet. Beim Schauspiel ist oft das Gegenteil nötig: eine physische Lockerheit und Durchlässigkeit, um für jeden Impuls gewappnet zu sein und reagieren zu können." Vor einem Dreh nimmt sich der Filmregisseur im Idealfall genug Zeit, um mit den Darsteller*innen die Rollen zu analysieren: "Wer sind die Figuren? Woher kommen sie, mit welcher Haltung gehen die rein?" Das sei bei einem Schauspielteam nicht anders als bei einem Sängerensemble.
Hören Sie hier das ausführliche Interview mit dem Filmregisseur: "Meine Musik mit Axel Ranisch" am 17. September 2022 ab 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Axel Ranisch dreht nicht nur Filme, sondern inszeniert auch regelmäßig für die Bühne. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Neben seinen Filmprojekten inszeniert der 39-jährige Axel Ranisch regelmäßig für die Bühne, zuletzt Engelbert Humperdincks Märchenoper "Hänsel und Gretel" an der Staatsoper Stuttgart. Seinen ersten eigenen Opernabend gestaltete er 2013 für die Bayerische Staatsoper. Sein neuer Films "Orphea in love" kommt am 30. März 2023 in die deutschen Kinos. Unbedingt vormerken!
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