Der Pianist Hayato Sumino experimentiert liebend gerne. Vor allem auf YouTube probiert er als "Cateen" neue Klangfarben auf dem Klavier aus und kombiniert zusätzliche Instrumente. Im Interview mit BR-KLASSIK berichtet der 29-Jährige, was ihn antreibt und wie er auf dem Klavier so untypische Klänge wie einen Snare-Sound erzeugt. Am 18. Januar ist er im Prinzregententheater in München zu hören.
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BR-KLASSIK: Sie haben zwei Namen. Außer Hayato Sumino nennen sie sich auch "Cateen". Was ist die Geschichte dazu?
Hayato Sumino: Manche nennen mich Hayato, manche Cateen. Für mich spielt das keine Rolle. Cateen benutze ich seit der Schulzeit. Der Name ist willkürlich gewählt. Früher habe ich ihn im Internet oder beim Gaming als Spielnamen benutzt. In der Highschool habe ich noch viel gespielt, inzwischen fehlt mir aber leider die Zeit dafür. "Cateen" ist heute mein YouTube-Name.
BR-KLASSIK: Es scheint, als ob Sie sich eine große Experimentierlust erhalten hätten. Sie spielen oft auf zwei Klavieren. Für Ihren Christmas-Mix haben Sie ein E-Piano auf dem normalen Klavier stehen. Was reizt Sie daran?
Hayato Sumino: Ich bin neugierig auf jede Art von Klang. Ich kann jede Art Keyboard spielen, also warum nicht? Damit angefangen habe ich während der Corona-Zeit, als wir alle zu Hause bleiben mussten. Da habe ich eine Menge Instrumente gekauft und angefangen, sie zusammen mit dem Klavier zu benutzen. Die Leidenschaft, viele Instrumente zu spielen, habe ich immer noch. Und ich hoffe, dass sie in Zukunft zu Orchesterwerken führen wird.
BR-KLASSIK: Wäre Dirigent eine Option für Sie?
Hayato Sumino: Ich hatte zweimal Gelegenheit zum Dirigieren. Eine japanische Fernsehsendung bat mich, "Rhapsody in Blue" zu spielen und zu dirigieren. Das war sehr interessant. Ich hatte das Gefühl, Musik mehr wirklich gemeinsam mit den Orchestermitgliedern kreieren zu können, wie bei einer Jamsession. Es hat Spaß gemacht und war interessant. Bei "Rhapsody in Blue" ergibt es Sinn. Aber Dirigent werde ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht.
BR-KLASSIK: Wenn Sie mit zwei Instrumenten spielen, müssen Sie auch mit zweimal 88 Tasten zurechtkommen. Wie behalten Sie da den Überblick?
Hayato Sumino: Wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es nicht so schwierig. Aber es braucht etwas Zeit. Ich interessiere mich dafür und es macht mir Spaß. Bei Ravels "Boléro" zum Beispiel fand ich es interessant, zwei Klaviere zu verwenden, um die Klangvielfalt des Original-Boléro zu reproduzieren. Ich habe einen Weg gefunden, diesen Snare-Sound auf dem Klavier zu erzeugen, indem ich die Saiten stummgeschaltet und Dinge wie Muttern zwischen die Saiten gelegt habe, um gleichzeitig ein Cello, ein Horn und eine Piccoloflöte zu erzeugen. Es geht ums Experimentieren. Das genieße ich.
BR-KLASSIK: Wie funktioniert das live? Nutzen Sie Aufnahmen?
Hayato Sumino: Ich kann es live spielen und habe das schon oft gemacht. Jeder fragt mich dann, ob alles von mir gespielt wird oder ob ich einen Looper oder ein automatisch spielendes Klavier benutze, aber nein, ich kann alles gleichzeitig selbst spielen. Das gibt mir das Gefühl, dass ich ganz allein alles kontrollieren kann. Das ist schon sehr befriedigend.
BR-KLASSIK: Nicht nur Klassik-Freaks kennen Sie, sondern auch Menschen, die mit Klavier nicht viel zu tun haben. Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie auf YouTube oder in einem Konzertsaal spielen?
Hayato Sumino: Es ist im Grunde das Gleiche. Ich teile meine Musik und das, wovon ich glaube, dass es für Menschen interessant und schön ist. Aber die Art und Weise kann sich unterscheiden. Im Internet kann ich experimenteller oder entspannter sein. Ich muss nicht so viel Verantwortung für das übernehmen, was ich tue. Anders als im Konzertsaal: Dort muss ein Konzert perfekt sein und das Publikum zufriedenstellen.
BR-KLASSIK: Welches musikalische Experiment für Social Media würde Sie reizen?
Hayato Sumino: Ich würde sehr gerne Synthesizer in Strawinskys Musik verwenden. Es ist aber aufgrund des Urheberrechts noch problematisch und schwierig, Arrangements von Strawinsky zu machen. Das wäre aber vielleicht ein Projekt in der Zukunft.
Bach: Präludium und Fuge C-Dur BWV 870
Bach: Partita Nr. 2 c-moll BWV 826
Kapustin: Eight Concert Etudes op. 40 (Auswahl)
Skrjabin: Sonate Nr. 5 op. 53
Ravel / Sumino: Boléro
Ausgewählte Werke von Hayato Sumino
Sendung: "Leporello" am 10. Januar 2024 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
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