Sein Mentor ist niemand Geringeres als Igor Levit. Die gemeinsame Arbeit hat sich gelohnt: 2022 gewann Lukas Sternath den ersten Preis beim ARD-Musikwettbewerb im Fach Klavier. Jetzt startet der ehemalige Wiener Sängerknabe voll durch. Diese Woche gastiert er bei den Bamberger Symphonikern.
Bildquelle: Daniel Delang
BR-KLASSIK: Lukas, Du warst mal Sängerknabe. Ich habe mich gefragt, wie oft kommst Du denn mittlerweile noch zum Singen?
Lukas Sternath: Momentan eigentlich nur unter der Dusche, um ehrlich zu sein.
BR-KLASSIK: Mit welchem Repertoire?
Lukas Sternath: Von Schubert-Liedern bis Verdi-Arien. Also im Ernst: Das Singen war immer ein sehr, sehr wichtiger Part in meinem Leben, und ich habe einfach viel gelernt durch die Zeit bei den Sängerknaben. Nach dem Stimmbruch hat sich das so ein bisschen mehr aufs Klavier verlagert. Aber ich singe nach wie vor gern Chorlieder oder Motetten. Das ist das größte Glück, was wir in der Musik wahrscheinlich haben: die menschliche Stimme.
BR-KLASSIK: Ich habe das nicht zuletzt deswegen gefragt, weil die Vergleiche von Gesang und Klavier ja oft gezogen werden. Man möchte versuchen, auf dem Klavier zu singen. Kannst Du Dich mit dem Bild anfreunden?
Lukas Sternath: Ja, definitiv kann ich mich damit anfreunden. Also, es ist vielleicht nicht immer das Gesangliche im Vordergrund. Ich meine, das hängt immer davon ab, was man spielt.
Das ist das größte Glück, was wir in der Musik wahrscheinlich haben: die Menschliche Stimme.
BR-KLASSIK: Wie schaut's denn bei Ludwig van Beethovens fünftem Klavierkonzert aus?
Lukas Sternath: Gerade beim fünften Klavierkonzert in dem wunderschönen zweiten Satz ist das so ziemlich das Kantabelste, was man kriegen kann.
BR-KLASSIK: Und gibt es da irgendwelche Tricks? Hast Du irgendeine Geheimkiste, in die Du dann reingreifst, um eben dann diese kantablen Linien zu erreichen?
Bildquelle: Daniel Delang Lukas Sternath: Ich glaube, es passiert viel im Kopf und in der klanglichen Vorstellung, auch weg vom Instrument. Zum Beispiel, in dem man Sängern zuhört. Ich habe das Glück, dass meine Partnerin auch Sängerin ist. Und da können wir natürlich viel Liedgesang machen. Davon nehme ich sehr viel mit, wenn ich dann zum Beispiel so ein Beethoven-Klavierkonzert spiele.
BR-KLASSIK: Und wo treibt es Dich dann konkret hin, was hast Du da für Bilder und Vorstellungen?
Lukas Sternath: Ich arbeite weniger mit irgendwelchen Bildern, während ich spiele. Ich versuche, mich auf den Moment einzulassen, mich von der Musik umarmen zu lassen. Die ist wie so eine Sonne, eine Wärme, in die man sich fallen lassen darf. Es ist immer wieder aufs Neue ein wahnsinnigschönes Erlebnis.
BR-KLASSIK: Neben der Tour mit den Bamberger Symphonikern, spielst Du auch mal ein Solorezital oder Kammermusik. Du bist immer wieder in anderen Städten. Das ist ja jetzt noch vergleichsweise neu für Dich. Wie geht es Dir bei dem ganzen Trubel?
Lukas Sternath: Es ist wirklich sehr großes Privileg, dass ich diesen Traum leben darf. Zuerst war Klavierspielen nur ein Hobby, und irgendwie hat das immer sehr viel Spaß gemacht. Davon leben zu können, ist ein Traum, der in Erfüllung geht. Ich freue mich auf alles, was da noch so auf mich zukommt.
BR-KLASSIK: Wie gut kennst Du Bamberg? Wie vertraut bist Du als Wiener mit Hopfen und Malz?
Lukas Sternath: Ich war noch nie in Bamberg. Hopfen und Malz werde ich vielleicht nach einem Konzert mal probieren. Ich glaube, es geht dann am Tag drauf auch schon weiter.
Ich versuche mich auf den Moment einzulassen, mich von der Musik umarmen zu lassen.
Schauen Sie hier: Lukas Sternath spielt das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 g-Moll von Serhej Rachmaninow. Er wird begleitet vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Joshua Weilerstein.
BR-KLASSIK: Was tust Du, um nicht zu sehr in diesem Tunnel der Konzerte zu geraten?
Lukas Sternath: Also, um ganz ehrlich zu sein, bin ich eigentlich sehr gerne in diesem Tunnel, weil es sich gut anfühlt, in diesem Flow zu sein. Trotzdem ist ein Ausgleich wichtig, momentan laufe ich ganz gern. Ich finde das bereichert das restliche Leben. Das ist ein anderes Lebensgefühl.
BR-KLASSIK: Und gibt es irgendein Ritual direkt vorm Konzert?
Lukas Sternath: Ich habe früher sehr viele durchprobiert. Aber das habe ich über die Jahre alles ablegen können. Es ist immer wieder was Neues und so gerät man nicht in altbekannte Schienen. Ich bin ganz froh, dass das jetzt so ist.
Am 19. Januar 2024 spielt Lukas Sternath mit den Bamberger Symphonikern unter Leitung von Jakub Hrůša im Joseph-Keilberth-Saal. Das Konzert ist bereits ausverkauft. Danach folgen weitere Konzerte in Deutschland.
Sendung: "Allegro" am 18. Januar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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