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Enjott Schneiders "Creatio" Uraufführung des Münchner Motettenchors

Seit 65 Jahren gibt es den Münchner Motettenchor bereits. Im Rahmen der aktuellen Jubiläumssaison steht am 22. Februar eine Uraufführung auf dem Programm: Enjott Schneiders Werk "Creatio". BR-KLASSIK hat dazu mit dem Leiter des Motettenchors, Benedikt Haag, gesprochen.

Konzert vom Münchner Motettenchor im Herkulessaal München | Bildquelle: © Daniel Schvarcz

Bildquelle: © Daniel Schvarcz

BR-KLASSIK: Wie läuft das bei so einer Auftragsarbeit zu einem Jubiläum? Was haben Sie dem Komponisten Enjott Schneider an die Hand gegeben? Was war Ihnen wichtig?

Benedikt Haag: Ich muss vorwegschieben, dass die Idee von Enjott Schneider kam. Er ist mit ganz viel eigener, kreativer Idee daran gegangen. Ich habe eigentlich nur die Hand aufgehalten und gesagt, dass ich da Lust drauf habe, und es für eine fantastische Idee gehalten. Ich finde, das ist ein großartiges Projekt.

BR-KLASSIK: Der Titel "Creatio" deutet es bereits an. Wie spiegeln sich die vier Grundelemente in der Musik wider? Können Sie das Werk ein wenig beschreiben oder das Handlungsgerüst skizzieren?

Benedikt Haag: Die Struktur ist eine universelle Schöpfungsgeschichte. Und mit "universell" meine ich, dass sie nicht nur die christliche Tradition umfasst, sondern auch Bezüge zu anderen Religionen, Mythologien und Naturwissenschaften herstellt. Und tatsächlich sind die vier Elemente als Symbol für das Materielle enthalten. Das heißt, wir hören Luft, Wasser, Feuer und Erde. Die vier Elemente Die vier Elemente stehen symbolisch für das Materielle und sind musikalisch klar erlebbar. Ich glaube, die Zuhörenden spüren sofort, um welches Element es gerade geht. Enjott Schneiders Ansatz war es, neben diesen vier Elementen noch eine fünfte Komponente hinzuzufügen: die Liebe. Sie ist der Kitt, der alles verbindet, unser Leben bestimmt und uns täglich beschäftigt.

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Die vier Elemente treffen auf rezitierte Texte

BR-KLASSIK: Es werden auch Texte rezitiert - unter anderem von Miroslav Nemec. Welche Texte sind das, und woher stammen sie?

Benedikt Haag: Die Texte sind ganz unterschiedlich. Manche erklären das, was man hört, andere stammen aus literarischen oder religiösen Quellen – etwa Verse aus der Bibel. Es gibt aber auch freie, philosophische Texte. Die Rolle des Sprechers ist entsprechend vielseitig.

BR-KLASSIK: Das Werk wurde speziell für den Münchner Motettenchor zum 65. Jubiläum komponiert. Sie selbst sind seit über zehn Jahren dabei. Was zeichnet dieses Ensemble besonders aus?

Benedikt Haag - Münchner Motettenchor | Bildquelle: © Astrid Ackermann Bildquelle: © Astrid Ackermann Benedikt Haag: Der Münchner Motettenchor ist sehr vielseitig und hat eine starke Verankerung in der klassischen Chormusik. Die Klassiker, also Johann Sebastian Bach oder Felix Mendelssohn Bartholdy sind quasi unser Zuhause. Gleichzeitig haben wir eine große Affinität zur Neuen Musik, zu Uraufführungen und zu Programmen jenseits des Mainstreams. Gerade das macht die Arbeit so spannend: Wenn wir ein Werk erarbeiten, das noch niemand kennt, gibt es im Chor keine Gruppe von Sängerinnen und Sängern, die es bereits in- und auswendig beherrscht. Wir müssen es alle gemeinsam erforschen und uns erschließen. Und das Ensemble ist so leistungsfähig, dass wir diese unterschiedlichen Projekte parallel bewältigen können.

Zusammenarbeit mit Komponist Enjott Schneider

BR-KLASSIK: Es ist immer etwas Besonderes, mit lebenden Komponistinnen und Komponisten zu arbeiten. Wie läuft die Zusammenarbeit mit Enjott Schneider?

Benedikt Haag: Enjott Schneider ist jederzeit ansprechbar, was unglaublich hilfreich ist. Er ist in den Proben präsent und kann direkt erklären, welche Intention hinter den einzelnen Passagen steckt und wie er sich den Klang vorstellt. Das ist für mich eine große Unterstützung, weil ich nicht allein auf den Notentext angewiesen bin, sondern ihn als ständigen Ansprechpartner habe. Auch während des gesamten Kompositionsprozesses war ich eng eingebunden. Jedes Mal, wenn ein neuer der zwölf Sätze fertig war, erhielt ich eine digitalisierte Fassung und konnte mir sofort einen Eindruck verschaffen. Oft hat er mich angerufen und erzählt, was ihn gerade beschäftigt und wie er das musikalisch umsetzen möchte. So war ich als Außenstehender tatsächlich sehr involviert in diesen kreativen Prozess.

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Besetzung mit mathematischem Kalkül

BR-KLASSIK: Wie ist das Werk besetzt? Handelt es sich um ein reines A cappella-Stück?

Benedikt Haag: Nein, es ist keine reine A-cappella-Komposition, sondern eine spannende, experimentelle Besetzung. Neben dem Chor kommen Saxofonquartette, Schlagwerk und weitere Instrumente zum Einsatz. Besonders interessant ist die Balance: Der Chor hat eine zentrale Rolle, denn er ist – neben der Sopranistin und dem Sprecher – der einzige Klangkörper, der Text transportiert. Enjott Schneider hat für alle Beteiligten bedeutende Parts geschaffen und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Klangfarben erreicht. Auch die Orgel hat einen prominenten Part. Ein weiteres spannendes Detail: Die Besetzung basiert auf drei Quartetten – drei mal vier ergibt zwölf, eine Zahl, die im Universum eine besondere Bedeutung hat.

BR-KLASSIK: Zum 65. Jubiläum des Chors – wie blicken Sie in die Zukunft?

Benedikt Haag: Ein 65-jähriges Jubiläum verbindet man oft mit dem Eintritt in den Ruhestand – für unseren Chor trifft das aber definitiv nicht zu. Im Gegenteil: Wir haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viel Wertvolles geschaffen und eine wichtige Rolle im Münchner Kulturleben eingenommen. Ich bin in große Fußstapfen getreten, aber der Chor ist lebendig und voller Energie. So soll es weitergehen!

Infos zum Konzert

Das Konzert vom Münchner Motettenchor findet am 22. Februar in der Kirche St. Matthäus am Sendlinger-Tor-Platz in München statt. Beginn ist um 19 Uhr. Weitere Informationen finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 19. Februar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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