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Edgar Reitz wird 90 Jahre Musik gestaltet die Zeit

Der Filemacher Edgar Reitz ist eine Ikone für die Erinnerungskultur der deutschen Filmlandschaft und Mitbegründer des Autorenfilms. Seine Filmreihe "Heimat", eine Erfolgsgeschichte. Sie gibt Einblicke in das Leben vom ersten Weltkrieg bis zum Tag der Wiedervereinigung, die für viele Zuschauer eine Reise in die Vergangenheit darstellt. Eine lange Reise. Auch für Reitz selbst. Dieser feiert am 1. November seinen 90. Geburtstag. Zeit, ein Synonym für Edgar Reitz' Schaffen. Musik, ein wichtiger Wegbegleiter.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Porträt

Regisseur Edgar Reitz wird 90

Musik und Film hat unglaublich viel miteinander zu tun. Es sind beide Zeitkünste, sie gestalten die Zeit.
Edgar Reitz

Er ist der Sohn eines Uhrmachers. Zeitgeschichte nicht nur durchleben, sondern erinnern und verstehen. Das ist Edgar Reitz besonders wichtig. Das Ergebnis: das mehrteilige Epos "Heimat".

Auf Misserfolg und Sinnkrise folgt ein Welterfolg

Reitz persönliche Heimat liegt im Hunsrücker Morbach. Dort wurde er am 1. November 1932 geboren, begann sich bereits im Schulalter für Schauspiel zu interessieren und machte mit 21 Jahren erste Erfahrungen als Kamera-, Schnitt- und Tonassistent. Nachdem Reitz in seinem Filmstudio erst die Projekte anderer Regisseure realisierte, veröffentlichte er 1978 seinen ersten eigenen Film "Der Schneider von Ulm". Aus dem finanziellen Misserfolg und einer daraus folgenden Sinnkrise wurde die Idee für den Welterfolg "Heimat" geboren.

Dreh und Angelpunkt der Trilogie ist eine Dorfschmiede in der fiktiven Gemeinde Schabbach. Edgar Reitz konzentrierte sich bei der Familiensaga auf eine chronologische und möglichst realitätsnahe Wiedergabe des Lebens vom ersten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung. Eigene, bedeutsame Erinnerungen nehmen einen großen Platz in der Geschichte ein. Wenn sich Reitz an seine Kindheit erinnert, fallen ihm in erster Linie Szenen aus seinen eigenen Filmen ein. Eine Parallelwelt, mit der sich viele Zuschauer identifizieren können.

Musik als Verbindungsstück zwischen der Realität und anderen Welten

Maria Simon (Marita Breuer) sieht lächelnd zu einem Fenster hinaus. Hinter ihr steht ein Mann in grüner Uniform. | Bildquelle: WDR/Edgar Reitz Filmstiftung Szene aus der Filmreihe "Heimat" von Edgar Reitz | Bildquelle: WDR/Edgar Reitz Filmstiftung Der Welterfolg ist übrigens nicht so geplant gewesen. Es ging Reitz vor allem darum, aus Erinnerungen ein Bild der Zeit- und Lebensläufe zu beschreiben. Das war es, was die Menschen so berührt hat. Das ist es, was die Filme so zeitlos macht. Dabei ist der Blick nach innen der Ausgangspunkt für sein künstlerisches Wirken, wie Reitz anmerkt: "Wer einen Film macht, der ist unter dem permanenten Einfluss von ganz vielen Meinungen und Forderungen. Das Handwerk als solches ist so verzweigt und so auf Kooperation angewiesen, dass man das schon fast nicht mehr vergleichen kann mit dem, was in andern Künsten geschieht; also wenn ein Maler ein Bild malt oder ein Dichter ein Gedicht schreibt. Das sind alles ganz einsame introspektive Tätigkeiten. Wo ist das bei einem Filmemacher noch möglich?" Wo es insbesondere noch möglich ist, ist in der Musik. Sie ist ein Verbindungsstück zwischen der Realität und anderen Welten. 

Wenn es überhaupt für uns Menschen eine Begegnung oder eine Berührung mit einer anderen einer geistigen, einer spirituellen Welt gibt, dann findet sie für mich durch die Musik statt.
Edgar Reitz

Musik als Lebenselixier

Musik gehörte für den Regisseur schon immer zum Leben. Er lernte Klavier, war ein großer Mozart-Fan, in seiner Familie wurde viel gesungen. Musik und Film sind für Edgar Reitz untrennbar. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass einer der Hauptcharaktere in "Heimat" Schabbach verlässt, um Musik zu studieren. Ganz nach dem Motto: Raus in die weite Welt. Musik als Wegweiser im Ungewissen. Auch Edgar Reitz' Frau nahm sich diesen Satz zu Herzen. Salome Kammer wirkte in der Trilogie mit, sang und spielte sich in die Herzen vieler Menschen.

Reitz besonderes Augenmerk galt dem Soundtrack seiner Filme. Das Thema der Titelmusik des zweiten Heimatfilms wurde in allen Fortsetzungen verwendet. Ein imposanter Einstieg, druckvolle Pulsklänge und ein Chor, der die Schicksale der Menschen zum Ausdruck bringt.

Sendung: "Allegro" am 31. Oktober 2022 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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