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Ravi Shankar zum 100. Geburtstag – eine Playlist zum Anschauen Mit der Sitar um die ganze Welt

Er war einer der berühmtesten Musiker des 20. Jahrhunderts. Er beeinflusste die Beatles ebenso wie klassische Musiker – mit seinem Spiel auf einem indischen Saiten-Instrument: der Sitar. Mit ihr wurde Ravi Shankar, geboren am 7. April 1920 als Sohn einer bengalischen Brahmanen-Familie, zu einem der Ahnen dessen, was man später Weltmusik nennen sollte. Er hat zwei Töchter, die sein Erbe auf unterschiedliche Art souverän fortsetzen: die Sitar-Spielerin Anoushka Shankar und die Folk- und Jazz-Sängerin Norah Jones. Diese fünf Videos mit ihm beziehungsweise seiner Musik sollte man sich anschauen.

Ravi Shankar | Bildquelle: Tim Somerset

Bildquelle: Tim Somerset

Unterricht für George Harrison

Nicht mit den Beatles fing es an, sondern mit einer anderen Popgruppe: "The Byrds". Deren Mitglied David Crosby, später bekannt auch bei "Crosby, Stills Nash & Young", hatte in Los Angeles in einem Studio eine Aufnahme-Session mit Ravi Shankar an der Sitar miterlebt. Crosby erzählte 1965 dem für neue Einflüsse besonders offenen Beatle George Harrison davon. Harrison war angetan – und verwendete noch im selben Jahr eine Sitar in dem Song "Norwegian Wood" (veröffentlicht im Dezember 1965). Crosby wiederum verarbeitete zur gleichen Zeit indische Einflüsse in dem Song "Why", der im März 1966 erschien. Im Jahr 1966 traf George Harrison mit Ravi Shankar zusammen und nahm schließlich auch Unterricht bei ihm. Eine Inspiration, die in herausragenden Popsongs wie "Within you, without you" Niederschlag fand.

Shankar, wie man in diesem dokumentarischen Ausschnitt an seiner Stimme aus dem Off hören kann, war zunächst skeptisch. "Als George Harrison zu mir kam, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Aber ich merkte, dass er wirklich lernen wollte." Befremdlich sei es, sagte er auch, Popmusiker mit einer Sitar zu sehen. Es habe so wenig "mit unserer klassischen Musik zu tun". Doch der feinfühlige Schüler George Harrison öffnete viele Ohren für die klassische indische Musik.

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George Harrison - sitar lesson with Ravi Shankar | Bildquelle: pulpobeatle (via YouTube)

George Harrison - sitar lesson with Ravi Shankar

Auf dem Monterey Pop Festival

Am 18. Juni 1967 spielte Ravi Shankar beim "International Pop Festival" im kalifornischen Monterey. Drei Tage lang wurde dort Musik geboten, unter anderem von The Who, Grateful Dead, The Byrds, Simon & Garfunkel und vielen anderen – open air natürlich. Shankar trat zusammen mit dem Tabla-Spieler Alla Rakha auf. Obwohl das Festival heute in dem Ruf steht, der Auftakt der sogenannten Hippie-Kultur gewesen zu sein, sieht man in diesem Video noch auffällig viele Leute mit ganz normalen Wind-Blousons, auch mal mit Jackett und Krawatte. Bemalte Gesichter, junge Leute mit Blumen im Haar und Accessoires wie bunte Strickmützen sind noch in der Unterzahl.

Der Ausschnitt beginnt mit jungen Leuten, die aus Schlafsäcken schlüpfen, führt auf einen Rundgang durchs Gelände – und zeigt einmal im Publikum als gespannte Zuhörer auch die beiden Gitarristen Jimi Hendrix und Mike Bloomfield, die ebenfalls bei dem Festival auftraten. Erst nach einer ganzen Weile schwenkt die Kamera zur Bühne, wo die Musik gemacht wird, die man schon die ganze Zeit im Hintergrund hört. Eine ganz hohe Intensität lässt sich im Spiel Ravi Shankars und seines Partners hier feststellen – und der stehende Applaus des Publikums ist entsprechend begeistert.

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Ravi Shankar at Monterey Pop (June 1967) | Bildquelle: Afwan Floyd (via YouTube)

Ravi Shankar at Monterey Pop (June 1967)

Ravi Shankar und Yehudi Menuhin

"Ich habe nie sonst eine solche Bescheidenheit erlebt – bei keinem anderen westlichen Musiker, und auch nur selten bei indischen Musikern." So spricht Ravi Shankar hier im Off über einen Musiker, der für die Bekanntheit des indischen Sitar-Spielers wohl ähnlich wichtig war wie der Beatles-Gitarrist George Harrison: Gemeint ist der Geiger Yehudi Menuhin. Die beiden waren einander schon 1952 bei einem Indien-Besuch Menuhins vorgestellt worden. Menuhin lud Shankar in die USA zu einer Veranstaltung über klassische indische Musik ein, doch der Besuch Shankars war aus privaten Termingründen nicht möglich – worauf Shankar seinen Kollegen Ali Akbar Khan an seiner Stelle schickte.

Es dauerte, bis die beiden zusammenarbeiteten. 1966 nahmen sie nach einem Auftritt beim "Bath Music Festival" im südenglischen Ort Bath die berühmt gewordene Platte "West Meets East" auf, die 1967 erschien und 1968 einen Grammy als beste Kammermusik-Performance erhielt. Der Ausschnitt zeigt auch Momente aus einem gemeinsamen Konzert Menuhins, Shankars und des Tabla-Spielers Alla Rakha. Alle drei kauern im Schneidersitz auf dem Boden finden zu kraftvoller musikalischer Kommunikation.

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Ravi Shankar plays with Yehudi Menuhin | Bildquelle: medici.tv (via YouTube)

Ravi Shankar plays with Yehudi Menuhin

Ein Sitar-Konzert von Ravi Shankar mit den Berliner Philharmonikern

Der Sitar-Spieler Ravi Shankar hatte einen immensen Einfluss auf unterschiedlichste Musiker der ganzen Welt – von Popmusikern bis hin zu Musikern aus der Klassik-Szene. Aber auch die europäische klassische Musik beeinflusste den indischen Virtuosen. Er komponierte deshalb auch symphonische Musik. Hier ist ein Ausschnitt aus seinem Sitar-Konzert Nr. 2 zu sehen, gespielt von den Berliner Philharmonikern und der Solistin Anouska Shankar, Ravi Shankars Tochter. Die Aufnahme entstand am 5. März 2017 in der Berliner Philharmonie, Dirigent war Zubin Mehta. Das ganze Konzert ist im digitalen Konzertangebot der Berliner Philharmoniker zu sehen.

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R. Shankar: Sitar Concerto No. 2 / A. Shankar · Mehta · Berliner Philharmoniker | Bildquelle: Berliner Philharmoniker (via YouTube)

R. Shankar: Sitar Concerto No. 2 / A. Shankar · Mehta · Berliner Philharmoniker

Ravi Shankars Töchter

Hier sind beide Töchter in einem Musikvideo vereint: die 1981 in London geborene Sitar-Spielerin Anoushka Shankar und die zwei Jahre ältere, in New York geborene Sängerin und Pianistin Norah Jones, die im Jahr 2003 fünf Grammys für ihr Album "Come Away With Me" erhielt. Das ist das Promotion-Video für eine gemeinsame Aufnahme der beiden beim Label Deutsche Grammophon. Zu hören ist dazu der Song "Traces of You", in dem die hauchzarte und sofort wiedererkennbare Stimme von Norah Jones umrankt wird von Tonfolgen, die Anoushka Shankar auf der Sitar spielt. Ein kleiner Ausschnitt aus dem immensen musikalischen Erbe ihres Vaters Ravi Shankar, der am 11. Dezember 2012 im Alter von 92 Jahren starb, aber musikalisch eindrucksvoll weiterlebt.

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Anoushka Shankar & Norah Jones – Traces Of You | Bildquelle: Deutsche Grammophon (via YouTube)

Anoushka Shankar & Norah Jones – Traces Of You

Ravi Shankar auf BR-KLASSIK

Sonntag, 5. April, 23:05 Uhr
Musik der Welt

Zum 100. Geburtstag von Ravi Shankar
Von Ulrike Zöller

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