Sie sind Vorzeigegeschwister der französischen Kulturszene. Der Geiger Renaud und der Cellist Gautier Capuçon haben beide eine Weltkarriere hingelegt. Wenn es der Zeitplan erlaubt, spielen sie auch mal gemeinsam.
Bildquelle: Benjamin Decoin, Laurent Louvrais/Radio Classique; Montage: BR
Bei der Wiedereröffnung der fast zerstörten Kathedrale von Notre Dame in Paris im Dezember 2024 waren einige Klassikgrößen zu Gast. Aber die Zeremonie eröffnen durften die Capuçons – ein Ritterschlag bei diesem Heiligtum. Da sah und spürte man es wieder, dieses blinde Verständnis zwischen den Brüdern.
Wenn sie gemeinsam Musik machen, fließt und tänzelt alles, die Körper wiegen sich manchmal zueinander, aber direkt anschauen müssen sie sich nie. "Ein Geschenk", kommentiert Gautier, der Cellist. Das könne man nicht erklären. Gleiches Blut, gleiche Ausbildung, gleiche Kultur, das sei etwas sehr Besonderes.
Der Geiger Renaud Capuçon ist fünf Jahre älter als sein Bruder, der Cellist Gautier Capuçon. | Bildquelle: © François Darmigny
Fünf Jahre sind die beiden auseinander. Der Geiger Renaud ist der Ältere, und es gibt in der Familie auch noch eine Schwester, die Klavier spielt, wie Renaud mal erzählt hat. Interessanterweise hat auch Gautier zuerst mit der Geige angefangen, die Eltern hätten ihm das Instrument in die Hand gedrückt, erinnert er sich. "Ich war vielleicht vier Jahre alt und hab's gehasst." Negativer Bruder-Einfluss?
Die Eltern – übrigens laut Kinderauskunft ziemlich unmusikalisch – dachten sich vermutlich: Was beim Einen gut war, kann beim Anderen nicht schaden. Dabei war die Geige witzigerweise für Renaud auch nur Zufall, wie er erzählt: Die Frau im Kinderchor meinte damals, er hätte ein gutes Gehör und sollte doch mal Geige ausprobieren. Aber was, wenn diese Frau Saxophon gesagt hätte…?
Gautier Capuçon sollte als Kind eigentlich Geige spielen, entschied sich dann aber schnell für das Cello. | Bildquelle: Fabien Monthubert Erato
Zurück zu Gautier: Nach dem Wechsel von der Geige zum Cello lief es für ihn dann besser. "Es war Liebe auf den ersten Blick, das war mein Instrument." Und seitdem klar war, dass beide Profis werden, gab's offenbar nie Streit. Immer wieder betont Gautier im Interview die gleiche Wellenlänge und gegenseitige Bewunderung.
Klingt also schon sehr harmonisch. Und wenn man sich die Gesichter der Brüder in dem Video von der Notre Dame-Wiedereröffnung nochmal genau anschaut, ahnt man, was Gautier meint, wenn er hier von den kleinen Fehlerchen erzählt, die niemand bemerkt, außer die beiden Lächelnden selbst.
Sendung: "Allegro" am 21. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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