Mit Macbeth und seiner Frau hat William Shakespeare vor mehr als vierhundert Jahren eines der furchterregendsten Paare der Weltliteratur geschaffen. 250 Jahre später hat Giuseppe Verdi daraus eine gespenstische, nachtschwarze Oper gemacht. Die Salzburger Festspiele haben sie heuer aufs Programm gesetzt – in der Regie von Krzysztof Warlikowski und mit Asmik Grigorian in der Rolle der Lady Macbeth. Am Pult: Philippe Jordan. BR-KLASSIK war bei den Proben dabei.
Bildquelle: © SF/Bernd Uhlig
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Drei Hauptrollen habe "Macbeth", seine Oper über den schottischen Königsmörder, hat Giuseppe Verdi gesagt: Macbeth, Lady Macbeth und die Hexen. Unheils-Schwestern, satanische Priesterinnen, die Nachtseite der menschlichen Seele. Bei Regisseur Krzysztof Warlikowski kommen sie ganz gemütlich im offenen Käfig auf die Bühne gefahren, in Kostüm und Pumps, mit schwarzen Sonnenbrillen und Blindenarmbinden.
"Unser größtes Problem zu Beginn war die Frage: In welchem Raum zeigen wir Macbeth?" Das sagt Bühnenbildnerin Malgorzata Szczesniak. Macbeth in seinem Schloss, in seiner Machtzentrale zu präsentieren, hat das Regieteam nicht gereizt. Und so fungiert die oft in Blau getauchte Riesenbühne des Großen Festspielhauses als überdimensionierter Außen- und Innenraum; als Speisesaal und Truppenaufmarschplatz; als Gästezimmer und, ja, auch als gynäkologische Praxis. Und wenn es zu unübersichtlich wird, sind wir – etwa bei der Ermordung Duncans – per Video dabei.
Premiere: Samstag, 29. Juli 2023, 18 Uhr, Großes Festspielhaus
Weitere Vorstellungen:
6., 10., 14., 19. und 24. August 2023.
Sämtliche Vorstellungen sind ausverkauft.
BR-KLASSIK überträgt die Premiere am 29. Juli im Videostream – zeitversetzt um 21:45 Uhr.
Alle weiteren Termine sowie viele weitere Informationen rund um die Salzburger Festspiele finden Sie in unserem ausführlichen Dossier.
Asmik Grigorian singt die Lady Macbeth | Bildquelle: © Algirdas Bakas Mit Asmik Grigorian und Vladislav Sulimsky stehen keine Monster auf der Bühne. "Humanizing" ist das Zauberwort der Regie, Vermenschlichung. Krzysztof Warlikowski will hinter den Mördern die Menschen freilegen und beschreibt die Geschichte als einen Höllentrip, der mit der ersten Arie der Lady beginnt. Und den er einfach noch ein wenig hinauszögern will. Asmik Grigorian ist froh, dass Warlikowski ihrer Lady eine Vorgeschichte gibt: Sonst müsste sie sich diese Geschichte selbst ausdenken, denn sie habe noch nie an das Böse geglaubt, das aus dem Nichts komme. Alles im Leben habe seinen Grund – auch Finsteres. Die Vorgeschichte der Macbeths ist die Kinderlosigkeit. Die damit verbundene Frage, wem man dann die Macht weitergeben kann, bringt das Mordkarussell in Schwung.
Musikalisch ist Verdis früher "Macbeth" ein großer Wurf – mit pathetischen Chören, suggestiven Hexenszenen sowie Arien und Duetten abseits der damaligen Opernkonvention: ganz ohne Liebesschwüre, aber dafür mit einem fiebrig-verzweifelten Flüsterduett und (kurz vor Schluss) mit einer packenden Nachtwandelszene der Lady am Rande der Singbarkeit. Mit der Musik von Verdi ist Asmik Grigorian – als Tochter eines Sängerpaars – aufgewachsen. "Verdi hat mich mein Leben lang begleitet. Allerdings habe ich noch nie eine Verdi-Partie mit so vielen Koloraturen gesungen. Und bei der Vorbereitung ging es mir so, wie es mir immer geht: Ich habe Panik gekriegt. Aber dann sage ich mir immer: Entweder ich gewinne – oder es ist ein Lernprozess."
Für seine Protagonistin hat sich Verdi eine – wie er in einem berühmten Brief schreibt – "hässliche Stimme" gewünscht. Mit der kann Asmik Grigorian nicht dienen. Und sie werde ihre Stimme auch nicht künstlich hässlich machen, meint sie. Das werde die vertrackte Partie ganz von selbst erledigen.
Sendung: "Leporello" am 27. Juli 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Samstag, 29.Juli, 01:14 Uhr
Kern Maria
Oper Salzburg Festspiele
GÄNSEHAUT....