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Musikgenuss trotz Schwerhörigkeit Hörgeräte, Induktionsanlagen, Bluetooth & Co

Wie können schwerhörige Menschen Musik genießen? Heutzutage gibt es eine Reihe technischer Hilfsmittel. Die Hörgeräte werden immer besser, und auch in Konzertsälen und Opernhäusern wird nachgerüstet. Neben induktiven Höranlagen gibt es auch die Möglichkeit, die Musik über Bluetooth direkt ins Hörgerät zu übertragen – auch wenn sich diese neue Technik bei Veranstaltern noch nicht durchgesetzt hat.

Frau mit Hörgerät | Bildquelle: picture alliance / dpa | Wolfgang Kumm

Bildquelle: picture alliance / dpa | Wolfgang Kumm

"Musikhören hat eigentlich immer schon eine relativ große Rolle gespielt in meinem Leben, weil ich gerne auf Konzerte gegangen bin," erzählt Gabi Peter. Sie trägt seit über 30 Jahren Hörsysteme. Mit Ende 20 wurde sie aufgrund einer Erkrankung schwerhörig. Vor allem die hohen Frequenzen kann sie ohne Hörsysteme nicht mehr hören. "Wenn ich meine Hörgeräte nicht trage, dann hört sich alles sehr dumpf und basslastig an. Aber wenn dann die hohen Töne mit den Hörgeräten wieder da sind, hat man wieder das natürliche Hören."

Induktive Höranlagen im Konzertsaal

Man sieht einen schwarzen Konzertsaal mit eingepackten Sitzen und Bauarbeitern auf der Bühne. | Bildquelle: Mónica Garduño In der Isarphilharmonie (Gasteig HP8) beispielsweise wurde eine induktive Höranlage eingebaut. | Bildquelle: Mónica Garduño Wie Musik für schwerhörige Menschen klingt, ist individuell verschieden. Die modernen Hörsysteme können da jedenfalls eine ganze Menge ausgleichen. Auch in den Theatern, Konzert. oder Opernhäusern hat sich technisch in den letzten Jahrzehnten viel getan. Teilweise sind dort induktive Höranlagen fest im Boden verbaut. Durch das Bedienen eines Schalters am Hörgerät können Schwerhörige auf diese Induktion umstellen und bekommen dann das Signal von der Bühne direkt ins Ohr. Allerdings sind noch immer nicht alle Einrichtungen mit Induktionsanlagen ausgestattet – oder diese funktionieren nicht richtig, sagt Werner Hagedorn vom Landesverband Bayern der Schwerhörigen und Ertaubten: "Die Hauptschwierigkeit ist, dass in den Ankündigungen dieser Häuser oft vergessen wird, auf die induktive Hörunterstützung hinzuweisen. Und wenn das in den Flyer oder in den Ankündigungen nicht drin steht, dann geht da auch keiner hin. Außerdem sind solche Anlagen oft auf Plätzen, die etwas teurer sind. Die sind häufig vorne und werden aber nicht verbilligt. Und das ist für viele finanziell nicht möglich." Denn die wenigsten Schwerhörigen besitzen einen Schwerbehindertenausweis, der zu vegüngstigten Tickets verhelfen würde.

Inklusionsmaßnahmen am Staatstheater Augsburg

Inklusion ist ein großes Thema am Staatstheater Augsburg. Auch für Menschen mit Höreinschränkungen gibt es während der Vorstellungen zusätzliche Angebote – wie beispielsweise Gebärdensprache, Übertitel oder auch Untertiteln auf dem Handy. Derzeit verfügt das Staatstheater Augsburg über drei Interimsspielstätten, die alle mit Induktionsanlagen ausgestattet sind. Das alte Theatergebäude wird derzeit saniert. Im Rahmen dieser Sanierung soll auch dort eine induktive Höranlage eingebaut werden. "Da wird es auf jeden Fall auch eine geben", sagt David Ortmann vom Staatstheater Augsburg. "Wir sind jetzt eher schon so ein bisschen in dem nächsten Schritt, dass wir überlegen: Was passiert in dem Moment, wo sich die Technik weiterentwickelt? Viele moderne Geräte haben gar nicht mehr diese Induktionsschleife, die funktionieren über so eine Bluetooth-Technologie, und da gibt es noch keine Standards, die es uns als Theater generell Veranstaltern ermöglichen, einfach verstärkten Ton zu senden. Wir hoffen, dass sich da jetzt auch bald die Technik bei den Veranstaltern weiterentwickelt, damit wir eben die moderneren Geräte beschicken können."

Die Zukunft: Hörgeräte mit Bluetooth

Neuere Hörsysteme, die über Bluetooth funktionieren, können mehr als bisherige Hörgeräte. Während bei den meisten herkömmlichen Geräten der Fokus auf der Sprachverständlichkeit liegt, können besonders hochwertige Systeme beispielsweise auch klassische Musik erkennen. Alles einstellbar über eine Handy-App. Eine solche nutzt auch Michael Hutter. Er ist 77 Jahre alt und von Geburt an schwerhörig. Über die App kann er – je nach Situation – verschiedene Programme auswählen: Automatik, Induktion, Telefon, Restaurant... Wählt er die Einstellung "Musik", werden Sprachegeräusche unterdrückt, die Musik hingegen verstärkt. Mit dem Ergebnis ist Michael Hutter zufrieden. "Viel besser" im Vergleich zu Induktion, sagt er. Dabei war er anfangs skeptisch gegenüber der Bluetooth-Technik: "Wie das gekommen ist vor zehn Jahren, da hab ich gelächelt. Aber jetzt bin ich begeistert."

Klicktipp

Lesen Sie hier ein ausführliches Interview mit Eberhardt Schmidt, dem Präsidenten der Bundesinnung für Hörakustik.

Hörgerät | Bildquelle: picture alliance / Shotshop | Martin G. Dr. Baumgärtner Hörgerät | Bildquelle: picture alliance / Shotshop | Martin G. Dr. Baumgärtner Noch gibt es in Theatern und Konzertsälen keine einheitliche Verordnung für diese Übertragungsanlagen. Qualitativ ist die Bluetooth-Technik aber deutlich besser als Induktion, sagt Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker: "Induktive Übertragungen haben eine Übertragung bis vielleicht drei, maximal vier KHz. Und hier können Sie ganz normal die maximale Übertragungsqualität des Hörsystems nutzen. Beim einen System sind es 6.000 oder 7.000 Hz. Es gibt aber auch Hörsysteme, die können bis 8.000 oder 9.000 Hz übertragen. Da hängt es eher davon ab, was für ein Hörsystem ich habe, mit welcher Qualität. Aber eigentlich haben wir die gleichen Übertragungsqualitäten, so wie man das aus dem Headset herauskennt."

Die Verbindungstechniken in den Apps und Hörsystemen werden immer besser.
Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker

Allerdings sind diese hochwertigen Hörsysteme mit High Fidelity Sound keine Kassenleistung. Und es sind auch noch nicht alle Schwerhörigen im Umgang mit Smartphones so vertraut. Dennoch ist Eberhard Schmidt zuversichtlich was die neue Bluetooth-Technik betrifft: "Das ist die Zukunft. Und ich glaube, das dauert noch ein, zwei Jahre und dann werden auch unsere Hörgeräte-User zunehmen die Smartphones hier im Alltag nutzen. Und auch diese Verbindungstechniken in den Apps und den Hörsystemen wird auch immer besser werden."

Sendung: "Leporello" am 18. Oktober 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Freitag, 20.Oktober, 13:42 Uhr

Chris

Hörgerät

Es gibt noch mehr und z. T. Bessere Möglichkeiten:
Da ich mit meinen Hörgeräten und den Einstellungen nie ein gutes hörverständnis erlebt habe, habe ich mir nun air pods gekauft, meine Hörnerven eingegeben und siehe da, es klappt besser als mein den Einstellungen der Akustiker! Dass in Deutschland die Software zum einstellen nicht verfügbar ist ( in anderen Ländern schon), hat sicher nicht nur mit Sicherheitsgründen zu tun, sondern mit Lobbyismus der Hersteller und Akustiker. Viele Menschen tragen ihre Hörgeräte nicht, weil es keine Verbesserung gibt.

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