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Star Wars Die besten Soundtracks ohne John Williams

Am 5. Juni startet die neue Star-Wars-Serie "The Acolyte" auf Disney+, mit Musik von Michael Abels. Es ist nicht das erste Mal, dass die Weltraumsaga ohne seinen Hauptkomponisten John Williams auskommen muss. Doch kann Star Wars ohne Williams funktionieren? Unbedingt! Hier ist eine Liste der besten Star-Wars-Soundtracks aus Film, Serie und Games, die nicht vom Maestro stammen.

Stormtroopers bei einem Disney-Event in Las Vegas, 2013.  | Bildquelle: dpa/ Eric Jamison/Invision/AP

Bildquelle: dpa/ Eric Jamison/Invision/AP

Michael Giacchino: "Rogue One: A Star Wars Story“ (2016)

"Rogue One" (2016) war kein leichter Job für Michael Giacchino: Er war der erste Komponist, der nach John Williams die Musik für einen großen Blockbuster aus dem Star-Wars-Universum schrieb (sieht man mal vom Clone-Wars-Kinofilm und den Ewoks-Fernsehstreifen ab). Und er hatte nur viereinhalb Wochen Zeit dafür. Giacchino, selbst ein leidenschaftlicher Star-Wars-Fan der ersten Stunde, zögerte, den Auftrag anzunehmen. Doch dann konnte ihn sein Bruder überzeugen: "Du hattest dir doch schon vorgestellt, deinen eigenen Star-Wars-Score zu schreiben, als du 10 Jahre alt warst!"

Das Ergebnis spricht für sich: Mit "Rogue One" hat Giacchino einen wunderbar großorchestralen Score geschaffen, der liebevoll Altes mit Neuem verbindet. Kenntnisreich bewegt sich Giacchino in der Musiksprache von John Williams, zitiert bekannte und weniger bekannte Motive, übernimmt die Art, wie der Altmeister orchestriert, Instrumente verwendet oder Akkorde setzt, und baut daraus sein eigenes Themenmaterial. So ist das Thema für Hauptfigur Jyn Erso zu 100% Giacchino. Und doch klingt es seltsam vertraut, als wäre es von Anfang an Teil des Star-Wars-Klangkosmos' gewesen.

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Michael Giacchino - Jyn Erso & Hope Suite (From "Rogue One: A Star Wars Story"/Audio Only) | Bildquelle: DisneyMusicVEVO (via YouTube)

Michael Giacchino - Jyn Erso & Hope Suite (From "Rogue One: A Star Wars Story"/Audio Only)

Ludwig Göransson: "The Mandalorian" (seit 2019)

Anders aber nicht weniger genial klingt Star Wars mit Ludwig Göransson in "The Mandalorian" (seit 2019) auf Disney+. Die Serie handelt von den Abenteuern des Kopfgeldjägers Din Djarin, der in den Außenbezirken des Star-Wars-Universums sein eigenes Ding dreht. Entsprechend löst sich Göransson von John Williams und experimentiert an einer eigenen Soundidentität. Statt spätromantischen Partituren sind nun Töne zu hören, die eher einem Ennio Morricone-Italo-Western entstammen könnten.

Der Charakter des wandernden Weltraum-Pistoleros verdichtet sich in dem einsamen Pfeifen einer einzelnen Bassblockflöte, gleich zu Beginn des Titelthemas. Stück für Stück legen sich weitere Texturen aus Percussion, Gitarre, Klavier und elektronischen Verzerrungen darauf. Sie lassen einen komplexen Klangkörper entstehen, der sich schließlich in dröhnenden Bläserfanfaren entlädt, die mehr an Bill Conti ("Rocky", "Karate Kid") erinnern als an John Williams. Ein genialer Ohrwurm und jetzt schon absolut Kult!

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The Mandalorian | Bildquelle: Ludwig Göransson - Topic (via YouTube)

The Mandalorian

Stephen Barton und Gordy Haab: "Star Wars Jedi: Fallen Order" (2019)

So gut es tut, abseits des John-Williams-Sounds neue Klangräume des Star-Wars-Universums zu erschließen, so schön ist es doch zugleich, in bekannte Gefilde zurückzukehren. Das gilt nicht nur für Kinofilme oder Serien, sondern auch für Videospiele. Ein Score, der sich in den letzten Jahren besonders hervorgetan hat, ist Stephen Bartons und Gordy Haabs preisgekrönte Musik zum Spiel "Star Wars Jedi: Fallen Order" aus dem Jahr 2019.

Aufgenommen mit dem London Symphony Orchestra und dem Bach Choir of London in den Abbey Road Studios, setzt die epische Musik auf opulente Actionpassagen, eingängige Leitmotive und durchweg klassische Sinfonik. Dabei treiben die Komponisten den typischen Williams-Sound gelegentlich in dunklere Gefilde. Etwa beim thematischen Material zur Hauptgegnerin des Spiels, der skrupellosen Second Sister. Sie ist eine gefallene Jedi-Schülerin, die für das Imperium Jagd auf Jedis macht. Tritt sie in Erscheinung, bewegen wir uns musikalisch im Gothic-Horror. Durch Einfälle wie diesen bleibt das mehr als dreistündige Soundtrackalbum abwechslungsreich und durchweg ein spannendes Hörerlebnis, nicht nur für Star-Wars-Fans:

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Fight and Flight | Star Wars Jedi: Fallen Order OST | Bildquelle: Original Soundtrack (via YouTube)

Fight and Flight | Star Wars Jedi: Fallen Order OST

Joel McNeely: "Star Wars: Shadow of the Empire" (1996)

Mit "Star Wars: Shadow of the Empire" aus dem Jahr 1996 schrieb Joel McNeely den Soundtrack zu einem Film, der nie gedreht wurde: "Shadow of the Empire" war ein spannendes Multimedia-Projekt, um die Wartezeit zwischen der alten und der neuen Trilogie zu überbrücken. Die Geschichte, die sich zwischen "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" ansiedelt, wurde über mehrere Plattformen erzählt: ein Buch, eine Comicreihe, Actionfiguren, Sammelkarten und McNeelys Soundtrack.

Jeder Track des 50-minütigen Albums steht für einen anderen Ort, eine neue Person oder ein Ereignis innerhalb der Geschichte. McNeely hatte komplette Freiheit, diese auf völlig eigene Weise zu vertonen. "Shadow of the Empire" klingt wie das verlorene Album zur alten Star-Wars-Trilogie. McNeely, der nach seiner Musik zur Serie "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" (1992-1996) als möglicher Williams-Nachfolger auf sich aufmerksam machte, destilliert den markanten Sound des Maestros und setzt ihm noch eine Schippe drauf. So treibt er im Stück "Xizor’s Theme", welches dem Schurken der Geschichte gewidmet ist, den Strawinsky-Einfluss von Williams sehr viel weiter, als es der Maestro je tun durfte. Ein echter Geheimtipp!

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Xizor's Theme | Bildquelle: Joel McNeely - Topic (via YouTube)

Xizor's Theme

John Powell: "Solo – A Star Wars Story" (2018)

"Solo – A Star Wars Story" (2018) ist der zweite und bisher letzte Star-Wars-Spin-Off-Film der Disney-Ära. Eine turbulente Produktion, bei der während des Drehs die Regisseure gefeuert wurden und das Endprodukt an den Kinokassen floppte. Die Musik bleibt für Fans jedoch ein Triumph: Nicht nur, dass Komponist John Powell eines seiner besten Arbeiten ablieferte, er konnte sogar John Williams überzeugen, ein Thema für Hauptfigur Han Solo zu schreiben (in den alten Filmen teilte er sich lediglich ein Liebesthema mit Prinzessin Leia). Powells Score lebt von dem Respekt, den er für sein Idol hegt. Er war der Padawan, sagte Powell einmal über seine Arbeit, und Williams sein Yoda.

Neben einem beeindruckenden Set an eigenen Leitmotiven – darunter ein längst überfälliges Musikthema für Chewbacca! – bleiben gerade die Momente im Gedächtnis, in denen das neue Han-Thema, Powells Musikeinfälle und die alten Williams-Themen aufeinandertreffen. Bestes Beispiel ist das Musikstück "Reminiscence Therapy", welches den legendären Kessel-Flug des Millennium Falcons begleitet. Das Stück eröffnet mit dem Todesstern-Motiv aus "Eine neue Hoffnung", nur, um über das Han-Thema schließlich in ein Best-Of-Remix der fetzigsten John-Williams-Actionmotive aus "Eine neue Hoffnung" ("Tie Fighter Attack") und "Das Imperium schlägt zurück" ("The Asteroid Field") auszubrechen. Einer der besten Star-Wars-Stücke seit Langem!

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John Powell - Reminiscence Therapy (From "Solo: A Star Wars Story"/Audio Only) | Bildquelle: DisneyMusicVEVO (via YouTube)

John Powell - Reminiscence Therapy (From "Solo: A Star Wars Story"/Audio Only)

Kevin Kiner: "Ashoka" (seit 2023)

Wenn man sich mit neuen Star-Wars-Geschichten der letzten Jahre beschäftigt, kommt man an zwei Namen nicht vorbei: Dave Filoni und Kevin Kiner. Der Filmemacher und der Komponist zeichnen sich für die überaus beliebten Animationsserien „Star Wars: The Clone Wars" (2009-2020), "Star Wars: Rebels" (2014-2018) und "Star Wars: Tales" (seit 2022) verantwortlich, die der Star-Wars-Saga neue Impulse gaben. Eines der größten Beiträge ist die Figur der Ahsoka Tano, der ehemaligen Jedi-Schülerin von Anakin Skywalker, die 2023 ihre eigene Serie auf Disney+ bekam. Natürlich komponierte Kiner auch für "Ahsoka" die Musik und stellte wieder einmal sein sinfonisches Talent unter Beweis. Nicht umsonst ist er der Komponist, der nach Williams am meisten Musik für Star Wars geschrieben hat.

Für "Ahsoka" griff Kiner auf seine bekannten Musikthemen aus "Clone Wars" und "Rebels" zurück, schrieb einige neue Leitmotive und bewies einmal mehr ein Händchen für Instrumentierung und dem effektiven Einsatz der Klangfarben des Orchesters. Die Serie inszeniert ihre Hauptfigur als umherstreifende Ronin. Musikalisch übersetzt dies Kiner mit einem japanisch anmutenden Klangbild, gekreuzt mit pulsierenden Cello-Rhythmen. Besonders eindrucksvoll lässt sich das in den End Credits nachhören, welches Ahsokas Thema mit den Themen der anderen beiden starken Frauenfiguren aus der Serie verknüpft: Sabine Wren und Hera Syndulla.

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Kevin Kiner - Ahsoka - End Credits (From "Ahsoka"/Visualizer Video) | Bildquelle: DisneyMusicVEVO (via YouTube)

Kevin Kiner - Ahsoka - End Credits (From "Ahsoka"/Visualizer Video)

Meco Monardo: "Star Wars and Other Galactic Funk" (1977)

Wie schnell sich Star Wars zum Popkultur-Phänomen entwickelte, zeigt sich in diesem kuriosen Musikalbum aus dem Jahr 1977. Es kam nur einige Monate nach der Premiere des Films heraus: "Star Wars and Other Galactic Funk". Es waren die 70er-Jahre und natürlich hat Star Wars sein eigenes Disco-Cover für dieses Album bekommen. "Ich wollte diese Musik nehmen und zu ihr tanzen", war die Reaktion des US-amerikanischen Musikkünstlers Meco Monardo auf den Sci-Fi-Film. Also konzipierte er "Star Wars and Other Galactic Funk", welches Williams' Score als Jazz-Fusion-Album adaptierte und mit Soundeffekten aus dem Film vermischte.

Die aus dem Album entstandene Single "Star Wars Theme/Cantina Band" belagerte wochenlang die Hitlisten und ist heute ebenso legendär wie das berüchtigte "Star Wars Holiday Special". Erst in Kombination mit dem Musikvideo aus der holländischen Musiksendung "TopPop" entfaltet das Stück seine wahre Wirkkraft: Da Meco nicht persönlich auftreten und den Song performen konnte, sah man in der Sendung ein psychodelisches Space-Cowboy-Ballett zur Musik tanzen. Die Vollendung eines abgespaceten Gesamtkunstwerks.

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Meco - Star Wars Title Theme/Cantina Band (Ballet by Penney de Jager) • TopPop | Bildquelle: TopPop (via YouTube)

Meco - Star Wars Title Theme/Cantina Band (Ballet by Penney de Jager) • TopPop

Sendung: "Cinema - Kino für die Ohren", immer sonntags ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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