Kostenloser Musikunterricht für Kinder an Brennpunktschulen: 2009 wurde das Projekt "Superar" in Wien gegründet - von der Caritas, den Wiener Sängerknaben und dem Konzerthaus Wien. Inzwischen profitieren 4500 Kinder in sieben Ländern von dem Projekt, seit einem Jahr ist dank der Caritas auch München mit dabei. Nun steht der erste große Auftritt in der Isarphilharmonie an. Die Proben laufen auf Hochtouren.
Bildquelle: Mehmet Ismail Birinci
Montagmorgen. In den 2. Klassen der Grundschule am Pfanzeltplatz in München ist die Stimmung gut, denn heute ist Chorprobe. Es ist Endspurt. Das große Jahreskonzert mit traditionellen Volksliedern, Klassik und Pop steht kurz bevor. Die Kinder singen in neun verschiedenen Sprachen – für einige ist es jeweils ihre Muttersprache. Darin sieht Chorleiter Azhar Kamal ein riesiges Potenzial: "Diese Kinder kriegen auf einmal das Gefühl: Ich verstehe eine andere Sprache, ich komme zwar woanders her, aber es ist positiv konnotiert. Die können auf einmal aufstehen und erklären, was bestimmte Wörter bedeuten", so Kamal.
Die Chorproben sind ein Projekt der Organisation Superar – lateinisch für "überwinden". Im Vordergrund steht das gemeinsame Singen als Erfolgserlebnis – unabhängig von sozialem oder kulturellem Hintergrund. Die Kinder erleben dabei eine Auseinandersetzung mit Musik, die vor allem einen Zweck hat: Sie soll Spaß machen.
Superar arbeitet mit professionellen Musiker: innen und Schulen zusammen und bietet Kindern und Jugendlichen kostenlosen Zugang zu kultureller Förderung. Insgesamt arbeitet Superar derzeit mit über 4500 Kindern und Jugendlichen in sieben europäischen Ländern. Gegründet wurde das Projekt 2009 in Wien: Von der Caritas, den Wiener Sängerknaben und dem Konzerthaus Wien. Informationen über das Projekt finden Sie hier.
Lotta (7) singt im Chor und freut sich, dass sie so viel Neues lernt. Sie erzählt stolz: "Ich mag den Chor, weil ich ganz viele neue Lieder lerne und jetzt kann ich sie auch schon auswendig." Ihr Chorkollege Rafael (7) ist vor allem dankbar: "Ich bin einfach glücklich, dass jeder hier so gut singen kann, und dass ich ein schönes Leben habe." Gülnaz (7) findet: "Wenn wir unsere Stimme zeigen, zeigen wir unsere schönste Seite."
Bildquelle: Mehmet Ismail Birinci Die Arbeit von Superar reicht weit über das Klassenzimmer hinaus. Mehmet Ismail Birinci ist Standortleiter von Superar München und erklärt: Die Kinder sollen auf die Bühne – und zwar auf die ganz großen. Das mache das Projekt einzigartig. "Die Jahreskonzerte finden in der Regel immer in den Stätten der musikalischen Hochkultur statt – also nicht irgendwie versteckt, sondern wirklich auf den großen etablierten Bühnen", erklärt Birinci. Er nennt dafür zwei Gründe: Die Kinder verdienten diese Bühnen. Und auch die Eltern sollten so Zugang zu den Kulturstätten bekommen.
Für viele Kinder ist das Konzert ein großer Schritt. Sie haben erst seit wenigen Wochen Chorunterricht an der Schule. Chorsänger Max (7) beschreibt: "Wenn ich an das Konzert denke, dann werde ich ganz schön verrückt." Kollegin Emily (7) ist etwas entspannter und verkündet: "Ich fühle mich eigentlich ganz wohl, wenn ich an das Konzert denke."
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Bildquelle: Mehmet Ismail Birinci Für alle Beteiligten ist Superar ein Herzensprojekt. Auch die Lehrer:innen sind bei den Proben dabei und unterstützen. Ihr Feedback bestärkt Projektleiter Birinci: "Es gab Rückmeldungen, dass genau die Kinder, die im Unterricht wahnsinnige Probleme haben, im Chorunterricht die Motiviertesten sind. Plötzlich kommen Talente und Stimmen raus, die man so nicht erwartet hätte." Daran zeige sich, dass musikalische Bildung viele positive Effekte habe. Auch Chorleiter Kamal hat eine große Vision: Musik ganz ohne Grenzen, Druck und unabhängig von finanziellen Möglichkeiten.
Beteiligt: Münchner und Salzburger Superar-Chorkinder, Superar-Kammerorchester aus Wien, Superar-Tutor:innen aus München.
Donnerstag, 21.11.2024
Beginn: 18:00 Uhr
Isarphilharmonie, Großer Saal
Gasteig HP8, Hans-Preißinger-Straße 8
Sendung: "Allegro" am 20. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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