BR-KLASSIK

Das Theater Hof feiert am Samstag Premiere der Oper "Anna Karenina". Der dicke Wälzer von Leo Tolstoi mit fast 1.000 Seiten kommt auf schlanke zweieinhalb Stunden Aufführung. Ein Blick hinter die Kulissen.

"Anna Karenina" ist ein Stück Weltliteratur aus der Feder von Leo Tolstoi. Die gleichnamige Oper des US-Amerikaners David Carlson zeichnet die Geschichte der starken und schönen Anna Karenina nach, die im Lauf des Stückes auf tragische Weise nach und nach den Halt verliert. Am 2. März wird das Musiktheater erstmals in Europa aufgeführt: am Theater Hof.

"Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich." Der berühmte erste Satz "Anna Karenina" leitet, per Beamer auf den Vorhang geworfen, Carlsons Oper ein. Und das Zitat lässt ahnen, dass diese Geschichte, zumindest für einen Teil der Protagonisten, nicht gut ausgeht.

Inga-Lisa Lehr verkörpert die tragische Figur Anna Karenina. Die große Partie bringt sie, selbst Mutter von zwei Jungs, an ihre emotionalen Grenzen. "Es geht mir sehr nah, da ist der Hals ein bisschen zu. Es gibt ein Bild, wo sie ihr Kind zum letzten Mal sieht. Es ist unglaublich, wenn einem das Kind aus den Armen gerissen wird." Auch das Ende der Oper ist für Inga-Lisa Lehr sehr emotional: "Am Ende ist sie ja schwer krank, da kommen ihr Bruder und ihre Schwägerin noch einmal zu Besuch. Markus Gruber, der meinen Bruder spielt, hält mich dann ganz fest und da kullern doch häufig noch die Tränen."

David Carlsons Oper klingt spätromatisch

David Carlsons spätromantische Tonsprache erinnert an Sergej Prokofjew oder Richard Strauss, aber auch an große Filmmusik, sagt Musikdirektor Ivo Hentschel. "Das hört sich an wie ein großes, romantisches Sinfonieorchester." Mit der Besonderheit ist, dass Carlson mehr auf dunkle Töne setzt. "Was ja auch zum Stoff passt. Die Bratschen haben oft mehr zu tun als die Geigen", so Hentschel. Jeder Figur hat Carlson ein Leitmotiv zugewiesen, das dem Publikum die Orientierung erleichtern soll.

Lothar Krause gestaltet die Bühne für "Anna Karenina" mit hohen, weißen Wänden und großen Türen. | Bildquelle: Harald Dietz Für seine Inszenierung platziert Lothar Krause ein hohes, weißes Kabinett mit hohen Türen auf der Bühne. Die Sängerinnen und Sänger wirken davor verloren und einsam – eine gewollte Wirkung für das, was Krause ein Seelendrama nennt. "Das Werk an sich hat 18 verschiedene Bühnenbilder und so kann sich dieses Kabinett auch immer wieder verändern." Das passiert zum Beispiel durch Möbel oder Vorhänge, die sich öffnen und schließen. "Es gibt auch Szenen die an zwei verschiedenen Orten parallel passieren."

Das Anna-Karenina-Prinzip: Zwischen Glück und Abgrund entscheidet nur ein Element

In Anna Karenina geht es um Liebe, Ehebruch, gesellschaftliche Regeln im Russland des 19. Jahrhunderts und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Jede Figur ereilt ein anderes Schicksal. Zwischen Glück und Abgrund entscheidet nur ein Element. Für Anna Karenina ist es der Verlust ihres Sohnes.

Sendung: "Piazza" am 2. März 2024 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK