Jubel bei Till-Brönner-Fans! Nachdem der Jazztrompeter im April krankheitsbedingt seinen Auftritt in München absagen musste, holt er das Konzert am 16. Juni in der Isarphilharmonie nach. Sein Motto: Spielen und Entspannen.
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BR-KLASSIK: Herr Brönner, auf Ihrer Website sieht man Sie in der Hocke, Sie halten Ihre Trompete auf dem rechten Oberschenkel und schauen nicht in die Kamera, sondern nach unten auf Ihre linke Hand, die den Boden berührt. Das Bild eines weltbekannten und erfolgreichen Musikers, der sich vorgenommen hat, nie die Bodenhaftung zu verlieren?
Till Brönner: Ja, ich bin ein großer Fan davon, Fotos, die zu Promozwecken veröffentlicht werden, zur Interpretation freizugeben. Viel schlimmer wäre es, wenn Sie das Gefühl hätten, da lehnt einfach jemand, der keine Ahnung hat, am Baum oder so was. Alles, was zu Gedanken anregt, ist bei mir herzlich willkommen.
BR-KLASSIK: Sie kommen mit Ihrer Band jetzt in die Münchner Isarphilharmonie. Ist das der richtige Saal für die Musik, die Sie machen? Oder ist das Bild vom verrauchten Jazzkeller, in dem sich hundert Menschen drängen, eh nur noch ein Klischee?
Till Brönner: Das ist kein Klischee. Der Jazzclub ist der Ort, an dem diese Musik ihre wahrscheinlich spannendsten Momente überhaupt in der Geschichte erlebt hat. Er gehört zum Jazz, zu Jazzmusikern und Jazzmusikerinnen, heute aber auch zu Till Brönner dazu. Deswegen gibt es in meinem Leben auch beides. Und zwar regelmäßig.
BR-KLASSIK: Gibt es ein Programm für diesen Abend in der Isarphilharmonie, vielleicht sogar einen roten Faden?
Till Brönner kommt am 16. Juni 2024 in die Münchner Isarphilharmonie. | Bildquelle: Ralf Dombrowski Till Brönner: Der rote Faden ist bei jedem Till-Brönner-Konzert vermessenerweise tatsächlich Till Brönner. Wenn man das Glück hat, nicht nur ein, zwei CDs, sondern ein paar mehr auf dem Markt zu haben, dann sitzen im Publikum immer auch Menschen, die das Gefühl haben, sich für diesen Abend ein bisschen ein kleines Lebensgefühl zu gönnen. Denn nicht wenige von denen im Publikum haben mich schon die letzten Jahre und sogar länger begleitet. Insofern möchten sie auch den "Rundum-Brönner" erleben. Aber ein Jazzmusiker lebt auch von der Spontaneität, sodass wir bei jedem Konzert etwas dabeihaben, das entweder noch nicht auf einer CD erschienen ist oder tatsächlich auch spontan passiert. Sonst könnte man sich einfach zu Hause irgendeinen Tonträger reinwerfen. Und das wäre schade.
BR-KLASSIK: Das heißt, Sie nehmen die Stimmung jedes Konzerts auf und lassen sich auch vom Publikum inspirieren?
Till Brönner: Unbedingt! Es ist wichtig, sich auf den Abend, den Ort und das Datum einzulassen. Es wäre fatal, wenn ich das Gefühl hätte, dort eine Show abzuziehen, von der es mir egal ist, ob sie im Sommer, im Winter, im Norden oder Süden Deutschlands stattfindet. Ich finde es gerade gut, dass im Publikum immer wieder Menschen sitzen, die Lust haben spontan zu reagieren. Es gibt auch Menschen, die irgendwas reinrufen. Darauf nicht zu reagieren, wäre schade. Es ist halt Jazz durch und durch.
BR-KLASSIK: Zum Gehörten etwas zu erzählen, gehört bei Ihnen immer dazu, richtig?
Till Brönner: Das gehört deswegen dazu, weil ich mich dabei wahnsinnig gut entspannen kann. Zwei Stunden am Stück, ohne was zu sagen Trompete zu spielen, das kann man machen. Aber es ist weitaus anstrengender. Ich habe tatsächlich festgestellt, dass den Menschen das ein oder andere einführende Wort bei der Einordnung der Musik hilft, denn es sind ja nicht nur Hardcore-Brönner-Fans im Publikum. Insbesondere, wenn wir etwas machen, das gewagter oder schwieriger zugänglich ist. Wir haben so ein, zwei Stücke, deren Vorgeschichte sich sehr gut eignet, um danach auch die Erwartungshaltung in die richtige Richtung zu steuern. Und den Menschen hinter dem Musiker gibt es ja auch. Wenn ich auf ein Jazzkonzert gehe, stelle ich immer wieder fest, dass über die Jahre das Publikum mit seinen Helden auf der Bühne ergraut. Das ist manchmal auch ein spezielles Publikum, entweder selber künstlerisch oder philosophisch angehaucht oder ein klein wenig esoterisch umweht.
BR-KLASSIK: Und welches Publikum kommt zu Ihren Konzerten?
Till Brönner: Eigentlich ist alles dabei, und das ist eine gute Nachricht. Es geht so los bei 25-Jährigen und endet dann sozusagen "im oberen Bereich". Ich glaube, Menschen, denen Jazz auf der einen Seite und Entspannung auf der anderen Seite wichtig ist, sind bei mir ganz gut angeschrieben.
Sendung: "Leporello" am 13. Juni 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 19.Juni, 10:40 Uhr
Karin Böhm
Till Brönner im Gasteig
Ein unglaubliches Erlebnis! Klanglich und visuell! Till Brönner ist zwar der Boss, aber alle Bandmitglieder gleichberchtigt! Auffallend für mich....
Ein Weltklasse-Künstler im besten Sinne!
KARIN BÖHM