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Geigerin Valerie Steenken in Interview "Oft muss man von null auf hundert umsteigen"

Im Alter von gerade einmal 23 Jahren wurde Valerie Steenken zur Konzertmeisterin des Orquesta Nacional de España in Madrid ernannt. Studiert hat die gebürtige Münchnerin bei Julia Fischer.

Valerie Steenken | Bildquelle: Pablo Rodrigo Studio

Bildquelle: Pablo Rodrigo Studio

Interview

Geigerin Valerie Steenken

BR-KLASSIK: Valerie Steenken, gerade haben sie den Bachelor-Abschluss gespielt, sind jetzt fertig an der Musikhochschule. Haben sie schon gefeiert?

Valerie Steenken: Ja klar, das war jetzt noch einmal ein schöner Abschluss, hier in meine Heimatstadt zurückzukommen und meinen Bachelor fertig zu machen – und so mit Freunden, Familie und Bekannten einen schönen Abschluss zu haben, bevor ich nach Madrid ziehe.

Ich brauche natürlich noch Erfahrung.
Valerie Steenken

BR-KLASSIK: In Madrid sind Sie Konzertmeisterin beim Orchester Nacional de Espana in Madrid. Mit 24 Jahren die jüngste, die es dort je gab. Ist das nicht ein Job, für den man eigentlich viel Erfahrung braucht?

Valerie Steenken: Ja. Aber ich hatte das Glück, dass ich schon als Jugendliche als Konzertmeisterin in Jugendorchestern sehr viel Erfahrung gesammelt habe. Und das hat mir, muss ich sagen, auch viel geholfen. Da war es einfach schon sehr vertraut, wie es ist, da vorne zu sitzen und das Ganze anzuführen. Aber ich brauche natürlich noch viel Erfahrung – und da bin ich dann eben sehr dankbar für diese Chance in einem professionellen Orchester.

BR-KLASSIK: Aber man kann schon sagen, dass das nicht normal ist, direkt von der Bachelor-Prüfung auf die Stelle der Konzertmeisterin zu hüpfen?

Valerie Steenken: Oh ja, das ist nicht ganz üblich und es war auch nicht unbedingt so, wie ich mir das immer vorgestellt habe.

Ich finde es eigentlich total cool, so direkt ins Berufsleben einzusteigen.
Valerie Steenken

BR-KLASSIK: Nehmen Sie uns doch mal ein bisschen mit hinter die Kulissen für die, die nicht im Orchester spielen. Was ist denn so ihre Rolle als Konzertmeisterin? Sie spielen ja im Prinzip das, was die ersten Geigen spielen. Die Noten liegen bei Ihnen auf dem Pult, aber Sie sind die Konzertmeisterin. Was bedeutet das?

Valerie Steenken: Zunächst sitze ich ganz vorne, vor allen anderen ersten Geigen.

BR-KLASSIK: Sie sind diejenige, die die Hand des Dirigenten oder der Dirigentin schüttelt.

Valerie Steenken | Bildquelle: Pablo Rodrigo Studio Die Geigerin Valerie Steenken | Bildquelle: Pablo Rodrigo Studio Valerie Steenken: Genau. Und hier in Madrid bzw. generell in Spanien und auch in anderen Ländern gibt es eine witzige Sache, die man in Deutschland so nicht macht: Das Orchester sitzt schon auf der Bühne, während das Publikum eintritt, und der Konzertmeister kommt dann ganz alleine aufs Podium.

BR-KLASSIK: Wie ein Soloauftritt?

Valerie Steenken: Ja. Und danach kommt der Dirigent rein. Beim Konzert spielt man als Konzertmeister meistens mit den ersten Geigen mit, hat teilweise aber auch Soli, die man alleine spielen muss. Da muss man dann eben mal aus der Gruppe heraus von null auf hundert – also auf Solo – umsteigen.

Es war ein schöner Einstieg.
Valerie Steenken

BR-KLASSIK: Wir erleben Sie das Orchester dort in Spanien? Also wie reagiert das auf Sie als so junge Konzertmeisterin? Unterstützt es Sie?

Valerie Steenken: Ich habe noch nicht so viel mit dem Orchester gespielt, aber bis jetzt waren alle sehr herzlich und haben mich sehr nett willkommen geheißen. Es war ein schöner Einstieg.

BR-KLASSIK: Jetzt spielen sie ein Kammermusikkonzert, unter anderem mit Julia Fischer. Was nehmen Sie aus solcher Zusammenarbeit mit?

Valerie Steenken: Solche Projekte sind für mich wirklich persönliche Höhepunkte, weil ich ja auch einfach sehr lang bei Julia Fischer studiert habe. Sie war einfach immer mein großes Idol und es macht einfach wahnsinnig viel Spaß, mit ihr zu spielen.

Konzert von Julia Fischer und Valerie Steenken

Beim Kammerkonzert am 13. Juli 2023 beim Musikfest am Tegernsee spielt Valerie Steenken – unter anderem mit Julia Fischer – Werke von Mozart und Dvořák. BR-KLASSIK sendet das Konzert am 8. August ab 20.03 Uhr.

BR-KLASSIK: Gerade haben Sie den Bachelor abgeschlossen. Das Berufsleben beginnt, haben Sie gesagt. Haben Sie sich selber jetzt schon einen Plan gemacht, welche Weichen sie stellen wollen? Wird es eher Konzertmeisterin? Oder eine Solokarriere?

Valerie Steenken: Ja, das ist ja immer die große Frage. Also ich habe natürlich schon vor, neben der Stelle dann noch Kammermusik und solistische Sachen zu machen. Ich werde aber, wie ich es bisher eigentlich immer gemacht habe, einfach schauen, wohin es mich verschlägt, denn das kann ich ja auch nicht so genau planen. Und ich bin da eigentlich total offen für alles.

Kommentare (1)

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Mittwoch, 12.Juli, 08:37 Uhr

paul-ludwig voelzing

steenken konzertmeister

wenn man so will, ist toni kroos ja auch konzertmeister in madrid. es wäre sicher interessant zu wissen, was am ende des jahres auf beider konten steht. man hätte dann endlich einmal eine griffige zahl, was unserer gesellschaft kunst wert ist und was kommerz/entertainment.

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