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Lorin Maazels Oper "1984" in Regensburg Big Brother is watching you

Jahrelang schlummerte die Partitur der Oper "1984" von Lorin Maazel in der Vergessenheit. Der Komponist selbst brachte die Oper erst 21 Jahre nach der Entstehung auf die Bühne. Jetzt wird das Werk erstmals in Deutschland aufgeführt. Am kommenden Samstag ist im Theater am Bismarckplatz die mit Spannung erwartete Premiere. Einblicke in die letzten Probenarbeiten.

Bildquelle: Marie Liebig

Vorbericht

Die Oper "1984" von Lorin Maazel in Regensburg

Kaum sind die Tage Alter Musik Regensburg vorbei, erwartet die Stadt bereits das nächste, wenn auch ganz andere, musikalische Highlight: die Oper "1984". Lorin Maazels Stück nach dem weltberühmten Roman von George Orwell erzählt die Geschichte vom "Big Brother". Hinter dem großen Bruder verbirgt sich jedoch kein freundlicher Familiengenosse, sondern ein unerbittlicher Überwachungsstaat, für dessen Erhalt Aufbegehrende erbarmungslos geopfert werden.

Eine Oper als Dystopie

Maazel hat die Oper mit 54 Jahren komponiert, kurioserweise im gleichen Jahr, in dem das Werk ursprünglich spielt: 1984. Es dauerte jedoch bis 2005, bis das Stück seine Uraufführung hatte. Am Pult stand damals der Komponist selbst. An der Mailänder Scala gab es dann noch einige Vorstellungen, bevor die Partitur wieder in der Versenkung verschwand. Maazels Witwe hat diese musikalische Dystopie nun dem Theater Regensburg für die deutsche Erstaufführung zur Verfügung gestellt.

Ein aktueller Klassiker von George Orwell

Greift das Ganze überhaupt noch in unserer Zeit, in unserer Demokratie? Der Regensburger Intendant und Regisseur des Stücks Sebastian Ritschel meint: Ja, unbedingt. "Wir leben in einer Welt, die sehr dominiert ist von digitaler Präsenz, ob wir wollen oder nicht. Tatsächlich sind wir weit weg von einem Überwachungsstaat, aber alle Instrumente liegen auf dem Tisch", sagt Ritschel. "Ich finde, 1984 ist ein sehr aktueller Stoff und insofern bin ich sehr glücklich, dass wir diese Oper jetzt auf die Regensburger Bühne bringen können."

Teamwork für gelingende Premiere

Glücklich zeigt sich der Intendant vor allem darüber, dass in dieser Produktion alle so gut zusammenarbeiten. "Es ist eine großartige Kooperation mit dem Cantemus-Chor, der das mit Bravour meistert. Wir haben außerdem unseren Hauschor, die Solistinnen und Solisten und dann noch die Kolleginnen und Kollegen der technischen Gewerke", sagt Intendant Sebastian Ritschel. Die Inszenierung ist schon allein von der Technik her eine Riesenherausforderung. "Die Szenen funktionieren nur, weil alle, sogar die Kids, bei den Umbauten mitmachen."

"1984" im Theater Regensburg

Die deutsche Erstaufführung von "1984" findet am Samstag, den 3. Juni 2023, um 19:30 Uhr im Regensburger Theater am Bismarckplatz statt. Karten für die Premiere und weitere Vorstellungen gibt es auf der Website.

Bedrohliches Szenario für die Darstellenden

Das Bühnenbild wirkt bedrohlich. Es ist ein großer Käfig mit einer schweren Decke, die sich manchmal senkt und die Darsteller auf der Bühne scheinbar zu zerquetschen droht. Für die Kinder vom Cantemus-Chor, der wiederum zum benachbarten "Haus der Musik" gehört, sind die Proben ein großer Spaß. "Ich finde es cool, dass man ein bisschen gucken kann, wie die arbeiten im Theater", sagt eines der Chorkinder. Und ein anderes ergänzt: "Ich liebe es zu singen. Und mit dem Orchester hört sich das dann richtig cool an."

Vielfältige Klangfarben von Jazz bis Puccini

"1984" von Lorin Maazel am Theater Regensburg | Bildquelle: Marie Liebig Die Oper "1984" von Lorin Maazel nach dem weltberühmten Roman von George Orwell auf der Bühne im Theater Regensburg. | Bildquelle: Marie Liebig Musikalisch und szenisch werden schon die Kleinen zu Schlägern und Mördern aufgebaut in Lorin Maazels Oper zu Orwells "1984". Die Parteisoldaten Winston und Julia erkennen einander als Abtrünnige und verlieben sich, dabei wird die Musik entsprechend einschmeichelnd. Ebenso werden patriotische Töne vom Orchester angeschlagen. Tom Woods, der Kapellmeister, hat mit dieser Partitur des 2014 verstorbenen Dirigenten und Komponisten ordentlich zu tun. Er zeigt sich aber auch von der Vielfalt des Stücks begeistert: "Natürlich gibt es die Jazzstellen und die Straßenmusikstellen. Es gibt auch eine sehr schöne Melodie, das klingt wie Puccini. Da gibt es eine Menge Beeinflussungen. Es sind viele verschiedene Farben drin."

Sendung: "Allegro" am 2. Juni um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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