Er war einer der wichtigsten Saxophonisten des modernen Jazz, spielte mit Miles Davis und begleitete die Rolling Stones auf Tour. Nun ist Wayne Shorter im Alter von 89 Jahren gestorben.
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Wayne Shorter war ein Musiker für existenzielle Augenblicke: Man hört es zum Beispiel im Song "Burn" von Sängerin Norah Jones. In der Mitte des Songs glimmen ganz feine Töne eines Blas-Instruments, die sofort eine magische Aura entfalten. Dieses Blas-Instrument ist das Sopransaxophon von Wayne Shorter. Wenn dieser Musiker spielte weiteten sich die Dimensionen.
"Überirdisch" - mit diesem Wort könnte man die von ungewöhnlicher Intensität aufgeladenen Linien beschreiben, die Wayne Shorter spielte. Und die er außer in seinen vielen großen Jazz-Aufnahmen, die seit den späten 1950er Jahren sein musikalisches Zentrum waren, auch in Einspielungen etwa der berühmten Songschreiberin Joni Mitchell, der subtilen Rockgruppe Steely Dan - und eben der Grammy-Königin von 2003, Norah Jones, verewigt hat. Außerdem begleitete er die Rolling Stones und Carlos Santana auf Tourneen.
Wayne Shorter, geboren 1933 in Newark, New Jersey, wurde weltberühmt mit seinen Aufnahmen, die er mit den "Jazz Messengers" des Schlagzeugers Art Blakey machte. Denen hatte er sich 1959 angeschlossen, er wurde aber fünf Jahre später von dem Trompeter Miles Davis abgeworben für dessen zweites berühmtes Quintett, in dem auch der Pianist Herbie Hancock, der Bassist Ron Carter und der Schlagzeuger Tony Williams spielten. Von da an gehörte er zu den damals bekanntesten Jazzmusikern der Welt.
Anlässlich des Todes von Wayne Shorter widmet BR-KLASSIK dem großen Saxophonisten die Jazztime am Freitag (3.3.) und Dienstag (7.3.), jeweils ab 23:05 Uhr.
1970 machte Shorter den nächsten Schritt: Er gründete zusammen mit dem Keyboarder Joe Zawinul und dem Bassisten Miroslav Vitous die Rockjazz-Band Weather Report, die in den 1970er und 1980er Jahren eine der erfolgreichsten und künstlerisch packendsten Bands eines Jazz wurde, der sich durch Elemente der Rockmusik einem größeren Publikum öffnete. Nach der Auflösung von Weather Report setzte Shorter seine Karriere hauptsächlich mit eigenen Projekten fort. Bis zuletzt war er damit ein Musiker, der Kollegen auf der ganzen Welt beeinflusst und Musikfans staunend zurückgelassen hat. Nicht umsonst gewann Shorter 2003 und 2005 jeweils Grammys für seine aktuellen CDs.
Einen Eindruck davon, wie besonders ein musikalisches Erlebnis mit Shorter sein kann, bekam das Publikum 2012 beim Jazzfest Berlin. Damals war Shorter 79 Jahre alt - und sein Auftritt war so spannend wie ein Hochseilakt. Es fand unter erschwerten Bedingungen statt, denn Wayne Shorters Reisegepäck mit den Saxophonen war bei der Anreise nach Berlin verschollen - und Shorter musste mit geliehenen Instrumenten spielen, die ihm sein Berliner Kollege Peter Weniger zur Verfügung gestellt hatte. Und eine ganze Weile lang machte dieses Konzert einen musikalischen Existenzkampf deutlich, denn schon während die Band spielte, drehte Shorter immer wieder zwischen seinen Solo-Einlagen am Mundstück des geliehenen Tenorsaxophons, das sich offenbar in der Stimmung und im Klang sich einfach nicht den Ansprüchen des Perfektionisten anpassen wollte.
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Herbie Hancock, Wayne Shorter, Dave Holland, and Brian Blade - Full Concert (OFFICIAL)
Doch später wechselte Shorter zum Sopransaxophon - und es entwickelte sich eine Interaktion von allerhöchster Intensität: mit einer Spannung des Aufeinander-Reagierens, wie man sie sonst kaum erleben kann. Eine Musik, in der es kein einziges Klischee gab, denn Klischees, also abgegriffene Floskeln vermied Shorter strikt - und schuf dagegen viele einzigartige Augenblicke. Jeden Ton wollte Shorter so klingen lassen, als sei er wirklich in diesem Moment erfunden worden, und genau das spürte man: unbedingt Preiswürdige Musik! Als "einen, der stets ungewöhnliche Wege gesucht hat", zeichnete das Komitee des Polar Music Prize Wayne Shorter im Jahr 2017 aus.
Wie die New York Times von Shorters Agentin erfahren hat, ist der grandiose Saxophonist am Donnerstag im Alter von 89 Jahren verstorben.
Sendung: "Allegro" am 3. März ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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