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Zehn Jahre Münchner Knabenchor Strumpfsockig zur Weltklasse

Einige Knabenchöre gehören zum Weltkulturerbe. Der Münchner Knabenchor ist dafür viel zu jung. Das Niveau ist dort aber trotzdem hoch. Und die Chorerfahrung hält für die Jungs sowieso viel mehr bereit als bloße Exzellenz.

Der Münchner Knabenchor | Bildquelle: Münchner Knabenchor

Bildquelle: Münchner Knabenchor

Ein kleiner, enger Probenraum in Obersendling in München. Darin Podeste, darauf: Jungs und junge Männer. Etwa Julius. Der macht sich gerade warm für die Probe und klingt gar nicht mehr wie ein Knabe, wenn er singt. Julius singt im Tenor. Vor einem Jahr, mit 14, war er noch als Altstimme mit dem Münchner Knabenchor auf Welttournee. Dann der Stimmbruch. Danach kam er, wie bei den meisten Knabenchören üblich, als Männerstimme zurück.

Geprobt wird in Strümpfen

Dann beginnt das Einsingen für den ganzen Chor. Chorleiter Ralf Ludewig spielt am Klavier und vor ihm stehen 30 junge Sänger im Halbkreis – sockig wohlgemerkt! Nicht, weil man so besser singt, sondern damit die Dreckbatzen draußen bleiben. Vor der Probe spielen die Jungs nämlich gerne noch eine Runde Fußball auf der Wiese. Bei den Konzerten herrscht natürlich andere Kleiderordnung. "Wir haben schwarze Pullover und auf der Brust haben wir ein Zeichen von uns, das Logo", erklärt der zwölfjährige Sopran Michi. Dazu gehören eine schwarze Hose und schwarze Schuhe. Und ein weißes Hemd mit Kragen.

Peking, Hamburg, Atlanta: Der Münchner Knabenchor ist gefragt

Michi ist schon seit sechs Jahren dabei, also ein alter Hase. Insgesamt zählt der Chor circa 65 Knaben, von denen aber nicht alle im Konzertchor sind. Die Jüngsten werden behutsam herangeführt, bis sie irgendwann mitdürfen in die großen Konzertarenen der Welt: nach Peking, in die Elbphilharmonie oder in die Atlanta Symphony Hall. Auftritte in solchen Häusern sind nicht selbstverständlich für einen Chor, den es erst seit zehn Jahren gibt. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kindern und der Verwaltung sei wichtig, betont Chorleiter Ralf Ludewig: "Die schönste Stimme hilft nichts, wenn die Eltern nicht dahinterstehen." Und dann müsse man einfach "sehr sehr effektiv arbeiten, weil wir einfach wenig Zeit haben". Das unterscheide den Münchner Knabenchor auch von den Internatsknabenchören, wo die Kinder 24 Stunden unter einem Dach leben.

Erfahrung durch den Tölzer Knabenchor

Bis 2014 hat Ralf Ludewig noch den Tölzer Knabenchor geleitet und weiß deshalb, wie man einen Weltklassechor führt. Sein Ziel für die nächsten Jahre ist es, das Niveau beim Münchner Knabenchor zu halten und weiterhin auf ein breit gefächertes Repertoire zu setzen, denn allein von der "Alten Musik" könne man aus finanzieller Sicht nicht mehr leben – zumindest als Knabenchor, meint die Chormanagerin Angelika Rückert. Das Interesse an Rock, Pop, Filmmusik oder Musical sei bei den meisten auch erst einmal größer. Aber: "Wenn sie dann bei uns sind – mit der Zeit – ist ihnen die alte Musik doch wichtiger, weil sie dieses unheimliche Niveau auch sehr schätzen", erzählt Rückert.

Konzertreisen: einmalige Erlebnisse

Das ist im Probenraum hör- und spürbar, als sie an einer Stelle aus Bachs "Magnificat" feilen. Keiner klebt mit den Augen in den Noten, alle schauen konzentriert zum Chorleiter. Logisch, dass diese Anspannung nach den Proben oder Konzerten einfach mal raus muss. "In China sind wir nach solchen Konzerten immer mit dem Bus zurückgefahren. Da sind dann alle aufgedreht und haben irgendwelche Kinderlieder oder so was gesungen beziehungsweise geschrien - keine Konzertlieder, und es war eine tolle Stimmung", schwärmt Chorknabe Michi.

Sendung: Allegro am 18. Oktober 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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