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Sakari Oramo im Interview Finnische Sauna beim Kissinger Sommer?

Sakari Oramo dirigiert zum Auftakt des Kissinger Sommers gleich drei Konzerte: Neben dem BBC Symphony Orchestra auch ein Riesenorchester, das er noch gar nicht kennt. Im Interview mit BR-KLASSIK verrät der finnische Dirigent auch, welche Art Kur ihn im malerischen Bad Kissingen reizen würde.

Sakari Oramo | Bildquelle: © Benjamin Ealovega

Bildquelle: © Benjamin Ealovega

BR-KLASSIK: Sakari Oramo, zum Kissinger Sommer kommen Sie mit Ihrem eigenen Orchester, dem BBC Symphony Orchestra. Außerdem dirigieren Sie dort aber auch ein Orchester, das Sie noch gar nicht kennen. "Symphonic Mob" steht über diesem Konzert. Was erwartet uns da?

Sakari Oramo: Das ist spannend. Symphonic Mob ist ein Konzept, das schon häufig gemacht wurde, in verschiedenen Städten und Ländern in Europa. Es ist eine Art Pop-Up-Symphonieorchester. Wie mir gesagt wurde, besteht es aus – ich weiß gar nicht wie vielen – Amateurmusikern. Die sind wohl so zwischen acht und 88 Jahren alt, oder gar mehr und werden zusammen mit dem BBC Symphony Orchestra spielen. Wir haben ein wunderbares Repertoire mit Musik von Wagner, Grieg, Prokofjew und Brahms vorzubereiten. Und das alles geschieht draußen im Kurgarten von Bad Kissingen.

Symphonic Mob mit Amateurmusikern

BR-KLASSIK: Das heißt, das Orchester sammelt sich im Freien und dann geht's los?

Sakari Oramo: Genau, dann wird losmusiziert. Es ist sehr spannend und auch eine erfrischende Abwechslung für Musikerinnen und Musiker, die ja sonst intensiv jeden Tag mit ihrem Repertoire arbeiten.

Eis, Fango oder Sauna?

BR-KLASSIK: Wenn Sie Kurgast in Bad Kissingen wären, welche Kurbehandlung käme Ihnen denn gelegen? Sind Sie mehr der Eis-Fan wie Ihr Dirigentenkollege Kent Nagano oder eher Fango?

Sakari Oramo: Ich würde eher die Sauna wählen – als Finne. (lacht) Eis bekommen wir in Finnland genügend im Winter.

Eröffnungskonzert beim Kissinger Sommer

BR-KLASSIK: Zum ersten Konzert mit dem BBC Symphony Orchestra bringen Sie Musik von Carl Maria von Weber, Kurt Weill und Felix Mendelssohn Bartholdy mit. Wie ist es zu dieser Kombination gekommen? Was verbindet die drei Komponisten oder die drei Werke, die wir da hören?

Arkadenbau am Kurgarten in Bad Kissingen, Franken, Bayern, Deutschland, Europa | Bildquelle: picture alliance / imageBROKER | Andreas Mechmann Im Kurgarten von Bad Kissingen soll am 23. Juni 2024 der Symphonic Mob stattfinden. Sakari Oramo dirigiert. | Bildquelle: picture alliance / imageBROKER | Andreas Mechmann Sakari Oramo: Das ist eine Sandwich-Struktur. Webers "Oberon"-Ouvertüre und Mendelssohns "Sommernachtstraum" haben ja dieselbe Quelle, nämlich William Shakespeare. Wir haben zwei Komponisten aus Deutschland, die beide englisches Material verarbeiten. Das ist die eine Verbindung, und hinzu kommt von Kurt Weill dieses unglaubliche intensive Stück "Der neue Orpheus" für Sopran und Geige. Anu Komsi wird singen, den Violinpart spiele ich selbst. Außerdem werde ich ein kleineres Orchester dirigieren. Das Stück handelt von Orpheus, der plötzlich im Berlin der 1920er-Jahre auftaucht.

BR-KLASSIK: Mussten Sie verstärkt üben in letzter Zeit, Herr Oramo? Wie schaffen Sie es, dass die Geige neben Ihrer Dirigenten-Tätigkeit nicht zu kurz kommt?

Sakari Oramo: Ich habe schon verstärkt geübt, einige Monate lang. Das mache ich ja regelmäßig: zwei, dreimal pro Jahr. Seit ich fünf Jahre alt bin, habe ich Geige geübt. Das muss dann schon auch bleiben.

Vilde Frang spielt Elgars Violinkonzert

BR-KLASSIK: Herr Oramo, was macht das Violinkonzert von Edward Elgar so besonders, das Sie im zweiten Konzert präsentieren werden? Da spielt Vilde Frang als Solistin. Was ist das für ein Konzert?

Vilde Frang | Bildquelle: Marco Borggreve Vilde Frang spielt am 22. Juni 2024 beim Kissinger Sommer das Violinkonzert von Edward Elgar. | Bildquelle: Marco Borggreve Sakari Oramo: Das ist ein ganz besonderes Werk – auch im Rahmen der romantischen Violinkonzerte. Es wurde für Fritz Kreisler geschrieben, und er hat das auch uraufgeführt. Das Stück wurde aber sehr berühmt durch eine frühe Aufnahme von Yehudi Menuhin, der damals, glaube ich, 14 Jahre alt war. Es ist sehr virtuos, aber das Hauptmotiv des Stückes ist Trauer. Trauer über eine verlorene Liebe, über die man sehr wenig weiß. Es kann sein, dass es da etwas Autobiografisches gibt. Auf jeden Fall hat dieses Werk eine ganz besondere Atmosphäre, es herrscht tiefe Dunkelheit. Und gleichzeitig hat die Geigenstimme aber auch diese unglaublich schöne musikalische Virtuosität drin.

Kissinger Sommer – Eröffnungskonzert

21. Juni 2024, 19.30 Uhr
Max-Littmann-Saal, Bad Kissingen

BBC Symphony Orchestra
Damen der BBC Singers, Sofie Jeannin
Sakari Oramo, Dirigent und Violine
Anu Komsi, Sopran
Susan Zarrabi, Mezzosopran
Martina Gedeck, Sprecherin

Carl Maria von Weber: Ouvertüre zur Oper "Oberon"
Kurt Weill: "Der neue Orpheus" – Kantate für Sopran, Solo-Violine und Orchester
Felix Mendelssohn Bartholdy: "Ein Sommernachtstraum"

BR-KLASSIK sendet den Mitschnitt des Konzerts am 4. Juli 2024 um 18.05 Uhr in der Festspielzeit.

Sendung: "Allegro" am 20. Juni 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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