Bayreuther Festspiele
24. Juli - 27. August 2024
Seine Kreativität kennt keine Grenzen. Was er anpackt, gelingt - und wenn nicht, ist es trotzdem spannend. Der Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin ist bekannt für seine ausgefallenen Ideen. Barrie Kosky ist schrill, witzig, modern und kontrovers. Aber niemals langweilig. Und zu Wagner hat er eine ganz besondere Beziehung.
Bildquelle: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann
Traditionell sind es Sänger und die großen Hits, die das Publikum in die Oper locken. Doch längst haben sich auch Regisseure mit mal kontroversen, mal populären Konzepten zu wahren Publikumsmagneten entwickelt. Darunter Barrie Kosky, ein Australier mit jüdischen Wurzeln, dessen Inszenierungen Spannung, Spiel und Diskussion versprechen. Und der damit eine Marke auf der Opernbühne geschaffen hat: Wo Kosky draufsteht, ist auch Kosky drin. Egal ob das Bühnenwerk bekannt ist oder nicht.
"Die Zauberflöte" - Szenenbild aus Barrie Koskys Inszenierung von 2012 | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch Seit fünf Jahren ist Barrie Kosky Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin. Seinen Einstand feierte er mit Mozarts "Zauberflöte" und überraschte mit einer neuartigen wie auch umstrittenen Verbindung von Liveauftritt und Video-Performance, inklusive eingespielter Stummfilmszenen statt gesprochener Dialoge. Mit dieser Idee wurde Koskys "Zauberflöte" zu seinem größten Publikumserfolg und einem Export-Schlager. Inzwischen haben mehr als 250.000 Zuschauer die Vorstellung besucht - auf drei Kontinenten.
Ich bin kein Machtintendant. Ich bin ein Teammensch.
Ende 2013 wird die Komische Oper zum "Opernhaus des Jahres" gewählt, 2015 folgt die Auszeichnung mit dem International Opera Award in der Kategorie "Ensemble des Jahres", 2016 schließlich wird Kosky zum "Regisseur des Jahres" ernannt. Auch die Auslastung der Komischen Oper Berlin gibt Kosky recht: 2014 liegt sie bei 86 Prozent, 2016 bei 90,7 Prozent. Fragt man Barrie Kosky nach seinem Erfolgsrezept, wehrt der Intendant ab - er wolle seinen Erfolg nicht selbst erklären. Formuliert aber dann doch ein Credo: "Ich bin kein Machtintendant. Ich bin ein Teammensch."
"Ich habe eigentlich nichts erneuert, sondern mich gefragt: Was ist die DNA dieses Hauses?", sagt Kosky über seine Arbeit an der Komischen Oper. Das Besondere dieses Hauses sei für ihn nicht die deutsche Sprache und auch nicht das Regie-Theater - es spiegele sich stattdessen in seinem "Ensemble, der Spielfreude und der darstellenden Virtuosität". Zudem sieht Kosky zwei Grundpfeiler seiner Arbeit in Berlin: die Felsenstein- und die Metropoltheater-Tradition.
Für den Gründer der Komischen Oper Berlin, Walter Felsenstein, war Operette Chefsache. Trotzdem standen bei ihm auch Janáček und Mozart auf dem Programm. Und dieser Grundidee fühlt sich auch Kosky verpflichtet. Felsensteins Programmplanung sah keine Komponisten-Hierarchie vor. Für ihn galt die Devise: Mittwoch Janáček , Donnerstag Mozart und Freitag Offenbach oder Johann Strauss. Deswegen ist für Kosky "Felsenstein der größte Anti-Snob aller Zeiten."
Barrie Kosky mit dem BR-KLASSIK Operetten-Preis "Frosch des Jahres" 2016 | Bildquelle: Komische Oper Berlin Die große Zeit des Metropoltheaters - heute die Komische Oper - war die Zeit vor der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933. Es sind die eher unbekannten, verstaubten Stücke aus dieser Epoche, die Koskys Interesse wecken. Die Operette hatte ihren festen Platz im Revue-Theater und erlebte in den 20er und 30er Jahren eine radikale Veränderung. Nach der ungarischen, der Wiener und der französischen Operette kam die Jazz-Operette. Leider sind diese musikalischen Unikate mit der Nazi-Herrschaft vom Programm verschwunden und in Vergessenheit geraten.
Als Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper will Barrie Kosky die Operetten-Tradition in Berlin wiederbeleben und an die alten Erfolge des Metropoltheaters anknüpfen. 2013 löst er dieses Versprechen mit Paul Abrahams "Ball im Savoy", einer 1932 uraufgeführten Jazz-Operette, ein. Es folgen Stücke von Oscar Straus: "Eine Frau, die weiß, was sie will" und "Die Perlen der Cleopatra". Für letztere wird Barrie Kosky 2016 mit dem BR-KLASSIK Operetten-Preis "Frosch des Jahres" ausgezeichnet.
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"Der Jahrmarkt von Sorotschinzi", 2017
Oper von Modest Mussorgskij | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: © Monika Rittershaus
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"Die Perlen der Cleopatra", 2016
Operette von Oscar Strauss | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: Iko Freese
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"Macbeth", 2016
Oper von Guiseppe Verdi | Inszenierung: Barrie Kosky am Opernhaus Zürich | Bildquelle: © Monika Rittershaus
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"Carmen", 2016
Oper von Georges Bizet | Inszenierung: Barrie Kosky an der Oper Frankfurt | Bildquelle: Monika Ritterhaus
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"Eugen Onegin", 2016
Oper von Peter Tschaikowski | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: Iko Freese
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"Les Contes d'Hoffmann", 2015
Oper von Jacques Offenbach | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"Moses und Aron", 2015
Oper von Arnold Schoenberg | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"Der feurige Engel", 2015
Oper von Sergej Prokofjew | Barrie Kosky inszeniert an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Wilfried Hösl
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"Castor et Pollux", 2014
Oper von Jean Philippe Rameau | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"Die schöne Helena", 2014
Buffo-Oper von Jaques Offenbach | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / ZB
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"West Side Story", 2013
Musical von Jerome Robbins (Idee), Leonard Bernstein (Musik) | Inszenierung: Barrie Kosky und Otto Pichler an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"Die Zauberflöte", 2012
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart | Inszenierung: Barrie Kosky und Suzanne Andrade an der Komischen Oper Berlin mit Animationen im Bühnenbild | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"L’incoronazione di Poppea", 2012
Oper von Claudio Monteverdi | Dritter Teil der Monteverdi Trilogie | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"Il ritorno d’Ulisse in patria", 2012
Oper von Claudio Monteverdi | Zweiter Teil der Monteverdi Trilogie | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"L’Orfeo", 2012
Oper von Claudio Monteverdi | Erster Teil der Monteverdi Trilogie | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"Rusalka", 2011
Oper von Antonin Dvorák | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"Die Walküre", 2010
Oper von Richard Wagner | Inszenierung: Barrie Kosky am Staatstheater Hannover | Bildquelle: © Thomas M. Jauk
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"Rigoletto", 2009
Oper von Giuseppe Verdi | Inszenierung: Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eventpress Hoensch
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"Lohengrin", 2005
Oper von Richard Wagner | Barrie Kosky inszeniert an der Staatsoper in Wien | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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"Le Grand Macabre", 2003
Oper von György Ligeti | Inszenierung: Barrie Kosky | Bildquelle: picture alliance / ZB
Barrie Koskys thematische Bandbreite reicht vom Barock bis zum Broadway. Auf sein Arbeitskonto gehen, neben den fünf Operetten, die er in den letzten Jahren an der Komischen Oper auf die Bühne gebracht hat, über 100 Operninszenierungen. Unter denen finden sich auch Opern von Richard Wagner. Mit ihm verbindet Kosky eine Art Hassliebe: Er erkenne den Antisemitismus in den Stücken, sagt er - und verzichtet zumindest in Berlin darauf, Wagner-Opern zu inszenieren. Doch die Herausforderung Bayreuth nimmt Kosky an - und wird 2017 "Die Meistersinger von Nürnberg" bei den Festspielen inszenieren.
Es ist kompliziert...
"Ich habe acht Mal in meinem Leben Wagner inszeniert, ich bin fertig mit dem Mann. Und dann soll ich als australischer Jude in Bayreuth das problematischste aller Wagner-Stücke machen - nein! Aber inzwischen traue ich mir das zu, und ich habe eine Idee, die zwar kritisch ist, aber auch neu.
"In den letzten drei Jahren habe ich gegen diese komplizierte Beziehung gekämpft und dann akzeptiert, dass sich dieses Problem nicht lösen wird."
Die "Meistersinger"...
"Es gibt viele Überraschungsmomente und man endet in diesem Werk nicht wie man anfängt. Die 'Meistersinger' sind für mich ein Werk mit vielen Themen und widersprüchlichen Fragen."
Koskys Wagner-Woche...
"Montag: Was für eine geniale Musik.
Dienstag: Was ist das für ein blöder Text. Warum hatte er keinen besseren Autor?
Mittwoch: Das ist so eine kluge Szene.
Donnerstag: Ich hasse sie. Ich hasse ihn.
Freitag: …?"
Thema in der Sendung "Meine Musik" am 8. April 2017, 11.05 Uhr auf BR-KLASSIK - Annika Täuschel im Gespräch mit Barrie Kosky