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Frau mit zwei Seiten Alma Schindler beendet ihre Tagebuch-Suiten

Wien 16. Januar 1902 Alma Schindler beendet ihre Tagebuch-Suiten. Sie ist 23, Jahre alt und seit drei Wochen mit Hof Operndirektor Gustav Mahler verlobt. Doch das vermeintliche Glück hat zwei Seiten.

Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO/Austrian Archives | Anonym

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"Er will mich anders, ganz anders … auch ich will es. Aber wenn ich allein bin, kommt mein zweites eitles und schlechtes Ich und begehrt Auslass." Alma ist gespalten, was diesen Mann angeht, was ihr Leben, ja sogar ihre Ansichten betrifft. Ihre Launen, ihre Verliebtheit schwanken von einem Extrem ins andere. Seit Jahren geht das so.

Ich bin nur neugierig, welche von meinen beiden Seiten siegen wird.
Alma Mahler-Werfel

Alma Mahler-Werfel bezeichnet sich als "Halbnatur"

Mal ist sie dominant und herrschsüchtig, mal sehnt sie sich nach Unterwerfung, mal gibt sie sich prüde, mal kann sie ihre Sehnsucht nach Sexualität nur schwer zurückhalten. Und das Schlimmste: "Dass ich eine Halbnatur bin." Künstlerisch talentiert und belesen, aber oberflächlich, intelligent, aber sprunghaft. "Ich möchte etwas sein und werden, und das ist unmöglich. Mir fehlte die Begabung nicht, mir fehlt nur der Ernst."

Salongeschichten statt Kompositionen

Dabei nimmt Alma seit Jahren Kompositionsunterricht, hat Lieder und Klavierstücke geschrieben. Doch ihr Tagebuch füllt sie vor allem mit Männer- und Salongeschichten. Da ist die heimliche Liebe zu Gustav Klimt, die Schwärmerei für den Burgtheaterdirektor Max Burkhard und den Architekten Joseph Maria Olbrich. Das Verhältnis mit ihrem Kompositionslehrer Alexander Zemlinsky, der sie zwar für begabt hält, doch letztlich die begehrenswerte Frau der Künstlerin vorzieht.

Ich hasse mich, weil ich so oberflächlich bin.
Alma Mahler-Werfel

Die Männer liegen ihr trotzdem zu Füßen. Alma kann sie sich aussuchen. Und seit sie begreift, dass es eher schlecht um ihren eigenen Ruhm bestellt ist, müssen es wenigstens die Partner Stärke, Talent und Ruhm vorzuweisen können. "Sich unterzuordnen – das Weib. Zu herrschen – der Mann", schreibt sie.

Gustav Mahler stellt harte Bedingungen

Gustav Mahler ist so ein Herrschender, und er hat harte, sehr harte Bedingungen gestellt. Verzicht auf alle Oberfläche, alle Konventionen, alle Eitelkeit und Verblendung, keine Kompositionen mehr und nur ein Beruf: ihn glücklich machen. Alma fügt sich freiwillig. mit ihrem letzten Tagebucheintrag vor der Hochzeit legt sie sich fest: "Ich muss die andere bannen, die, die bis jetzt geherrscht hat. Sie muss hinab."

Ich muss alles mit mir geschehen lassen.
Alma Mahler-Werfel

Almas Fünf Lieder (1910)

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Alma Mahler - Fünf Lieder | Wiebke Lehmkuhl | WDR Sinfonieorchester | Bildquelle: WDR Klassik (via YouTube)

Alma Mahler - Fünf Lieder | Wiebke Lehmkuhl | WDR Sinfonieorchester

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