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Der Komponist Alois Hába Feminist und Antikapitalist

Wisowitz, 21.6.1893: Der tschechische Komponist und Musiktheoretiker Alois Hába wird geboren. Draußen: Kühe, Pferde, Feld und Wiesen. Drinnen: Volksmusik. Familie Hába ist musikbegeistert. Vater Frantisek, eigentlich Schuster, spielt für sein Leben gern in der Dorfkapelle Klarinette. Der kleine Alois ist oft mit dabei. Oder hängt mit der Nase in Märchenbüchern.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Und die Faszination der Märchen lässt ih nicht los: "Und in einem Märchen hat mich ganz besonders interessiert, dass ein Prinz in der Luft durch ein Wesen der geschwind getragen worden ist zu einer Prinzessin irgendwo. Und diese Geschwindigkeit der Bewegung hat mich enorm innerlich ergriffen", so Alois Hába. 60 Jahre später verfolgt er die raketenhafte Geschichte des Kosmonauten Juri Gargarin. Der erste Mensch im Weltall. Hába, noch immer fasziniert von schnellen Bewegungen, schreibt sein Gargarinisches Quartett.

Entwicklung eigener Tonsysteme

Es ist schon sein 13. Streichquartett. Einiges liegt da bereits hinter ihm: Krieg beispielsweise. Hába kehrt heim als Pazifist, wird später von den Nazis als entartet verunglimpft, mit Aufführungsverbot belegt. Dennoch, sein Output bleibt riesig, Hábas Forscherdrang phänomenal.

Er entwickelt verschiedene Tonsysteme und eigene Theorien, schreibt mit Ende 20 die ersten Stücke für Vierteltonklavier – und drei Jahre später, 1925, baut August Förster sogar das erste von Hába konzipierte Instrument. Und auf diese Art entstanden dann Vierteltonpianos, Sechsteltonharmoniums, Vierteltonharmoniums. Töne wie überm Meer flirrendes Sonnenlicht.

Oper "Die Mutter"

Und Hába hat noch größere Pläne: eine vierteltönige Oper. Eine, die inhaltlich da beginnt, wo die anderen enden. In "Die Mutter" erzählt er die Geschichte des Danach: Was passiert nach dem Tod der ersten Frau, nach der Hochzeit mit der zweiten? Eine Oper über eine Frau, die sich von den Zwängen eines patriarchal bestimmten Lebens befreit. 1931. Hába, der Feminist. Und auch: Hába, der Antikapitalist, der über seine Oper schreibt: "Sie behandelt die durch Arbeitslosigkeit ausgelöste Krise, das Ausscheiden des Menschen aus dem tätigen Leben. Erst wenn die Menschen aus der täglichen Hast heraus sind, haben sie Zeit über sich selbst, über das eigene Schicksal und den Sinn des Lebens nachzudenken."

Erst wenn die Menschen aus der täglichen Hast heraus sind, haben sie Zeit über den Sinn des Lebens nachzudenken.
Alois Hába

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Alois Hába - Six compositions for sixth-tone harmonium, op. 37 | Bildquelle: Miroslav Beinhauer (via YouTube)

Alois Hába - Six compositions for sixth-tone harmonium, op. 37

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Sendung: "Allegro" am 21. Juni 2024 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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