Ein paar Jahrhunderte alt und immer noch lebendig – ob von Originalklang-Musikern gesungen und gespielt oder von einem italienischen Cantautore: Die Villanella erzählt immer noch vom Leben auf dem Lande.
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Das italienische Wort vilano bedeutet derb, rüpelhaft oder bäuerisch. Seit dem 16. Jahrhundert bezeichnet man Lieder aus dem südlichen Italien als Villanella (zu deutsch: Bauernmädchen), die das ländliche Leben beschreiben, sehr bald auch in parodistischer Form. Die Villanella, auch Canzone, Villanesca oder Canzone alla Napoletana ist ein Strophenlied mit dreistimmigem Satz. Die Strophen bestehen aus acht Versen. Sie sind paarweise geordnet nach dem Reimschema AB AB AB CC. Dazu kommt noch das besondere und zugleich markante der Villanella: Nach jedem Verspaar wird dieselbe Refrainzeile wiederholt.
Die Villanella zeigt einfache Harmonieverläufe. Typisch ist auch die Verwendung von Quintparallelen. 1537 erscheinen in Venedig die ersten Villanellen in gedruckter Form; zwar noch von einem anonymen Autor, doch bald schreiben bekanntere Komponisten in ganz Italien Stücke in Villanellform: Adrian Willaert, Luca Marenzio, Orlando di Lasso. So wird das Liedchen auch in Deutschland beliebt und findet Eingang in Sammlungen von Hans Leo Hassler, Leonhard Lechner oder auch Johann Hermann Schein.
In England wurde die literarische von der musikalischen Gattung getrennt. Der Begriff Villanell steht dort für eine Gedichtform, die im späten 19. Jahrhundert populär wurde und meist Landschaftsbeschreibungen zum Inhalt hat. In ihrer Heimat dagegen ist die musikalische Villanella bis heute lebendig und wird von den italienischen Liedermachern gepflegt, wie eine Interpretation von Angelo Branduardi aus dem Jahr 2009 zeigt, der "Segui dolente core" von Andrea Falconieri in seinem Repertoire hat - eine Villanelle aus einem 1623 erschienenen Druck.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 17. Mai 2015, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK