Stuttgart, 13. Dezember 1761: Der Pianist und Klavierbauer Johann Andreas Streicher wird geboren. Eine fundierte musikalische Ausbildung hatte er nicht. Trotzdem wurde Johann Andreas Streicher in Wien ein angesehener Klavierlehrer, Komponist und Klavierbauer. Instrumente aus der "Streicher"-Manufaktur waren begehrt.
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Lange haben Johann Andreas Streicher und seine Frau Maria Anna an diesem Klang getüftelt. Und endlich ist er fertig: der neue Hammerflügel. Mit der verbesserten Mechanik soll das Instrument singen wie eine menschliche Stimme. Der Tastenweg ist kurz, der Anschlag leicht, der Klang zart und geschmeidig.
Im Wiener Musikleben haben Instrumente aus dem Hause Streicher längst ihren festen Platz. Dass Johann Andreas Streicher mit seiner Frau hierher nach Wien gezogen ist, war goldrichtig. Überhaupt: Was wäre er bloß ohne seine Nanette? Vor der Hochzeit musste er sich noch in Mannheim und München als Klavierlehrer durchgeschlagen. Aber dann kam die Pianistin Maria Anna Stein in sein Leben, von allen nur Nannette genannt. Ihr Vater war ein bekannter Klavierbauer in Augsburg. Und dieses Geschäft hat sie nun geerbt und erfolgreich nach Wien verlegt. Der Firmenname "Nannette Streicher, née Stein" ist inzwischen international bekannt.
Doch die Streichers belassen es nicht beim Klavierbau. Sie mischen kräftig mit im Wiener Musikbetrieb, mit einem eigenen Konzertsaal. Regelmäßig finden hier Uraufführungen statt. Ludwig van Beethovens Musik hat es Streicher besonders angetan. Er setzt sich dafür ein, dass Beethovens Oeuvre in einer Gesamtausgabe erscheint. Auch Beethoven hält große Stücke auf Streicher: "Ich freue mich, dass Sie von den wenigen sind, die einsehen und fühlen, dass man auf dem Klavier auch singen könne, sobald man es nur fühlen kann." Beethoven bestellt 1810 auch ein Instrument bei Streicher.
Trotz Klavierbau-Firma hat Streicher das Unterrichten nicht aufgegeben. Und er komponiert leidenschaftlich gern. Für seine Schülerinnen und Schüler schreibt er zahlreiche Werke. Seine Lieblingsinterpretin aber ist Nannette. Als sie eine seiner Sonaten bei einer Privatakademie vorspielt, sitzt auch Joseph Haydn im Publikum – und applaudiert begeistert.
Es ist schon paradox, denkt Streicher manchmal. Er, der mittellose Maurersohn aus Stuttgart, der im Waisenhaus gelebt und sich das Klavierspiel größtenteils selbst beigebracht hat, ausgerechnet er beeinflusst nun mit seiner Frau die Wiener Musikwelt – und das Klangempfinden einer ganzen Epoche.
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100 Meisterwerke - Hammerfluegel - Johann Baptist Streicher
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Sendung: "Allegro" am 13. Dezember 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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