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Testament von Anton Bruckner Begräbnis für eine "Leiche erster Klasse"

Wien, 10. November 1893: Anton Bruckner verfasst sein Testament. Denn der Tod wird kommen. Eigentlich beschäftigt er Bruckner schon sein ganzes Leben. Friedhöfe faszinieren ihn, Exhumierungen ebenfalls und auch Hinrichtungen lässt er sich nicht entgehen. Kein Wunder, dass Anton Bruckner auch seine eigene Beerdigung bis ins Detail plant – und testamentarisch festhält. So wünscht er unter anderem einbalsamiert zu werden. Schließlich wird er mal eine "Leiche erster Klasse" sein.

Anton Bruckner nach der Verleihung des Franz-Joseph-Ordens | Bildquelle: picture alliance / akg

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Es ist ein trüber Novembertag, an dem Anton Bruckner noch trübere Gedanken quälen. Er weiß, dass er seine 9. Symphonie nicht mehr vollenden wird. Herzproblemen machen ihm zu schaffen, Niereninsuffizienz und Wassersucht. Bruckner macht sich Gedanken über’s Sterben. Das ist an sich nichts Besonderes. Alles, was mit dem Tod zu tun hat, fasziniert Bruckner. Es zieht ihn geradezu magisch an.

Grusel-Ausflüge auf den Friedhof

Ständig drückt sich Bruckner auf Friedhöfen herum, taucht bei Exhumierungen auf und verfolgt Hinrichtungen. Kein Wunder also, dass ihn auch sein eigenes Ende beschäftigt. Und so legt Bruckner am 10. November 1893 genauestens fest, was nach seinem Tod mit ihm zu geschehen habe. Vor allem möchte Bruckner, dass sein Leichnam an den Ort zurückkehrt, wo er schon als Sängerknabe und später als Lehrer und Organist tätig war: St. Florian.

Auszug aus Anton Bruckners Testament

"Ich wünsche, daß meine irdischen Überreste in einem Metallsarge beigesetzt werden, welcher in der Gruft unter der Kirche des regulierten lateinischen Chorherrenstiftes St. Florian und zwar unter der großen Orgel frei hingestellt werden soll, ohne versenkt zu werden, und habe hierzu die Zustimmung schon bei Lebzeiten seitens des hochwürdigen Herren Prälaten genannten Stiftes eingeholt."

Einbalsamierung und Nobel-Transport

Seine Orgel! Unzählige Stunden hat Bruckner auf dieser Orgel im Chorherrenstift von St. Florian improvisiert. Unter den gewaltigen Klängen der Orgel hat er das Kirchenschiff erzittern lassen. Hier will er auch mal ruhen. Damit das klappt, soll sein Leichnam für den Transport einbalsamiert werden.

Auszug aus Anton Bruckners Testament

"Mein Leichnam ist daher zu injizieren, zu welchem Liebesdienste Herr Professor Paltauf sich bereit erklärt hat, und ist alles ordnungsmäßig zu veranlassen (Leiche 1. Klasse), damit die Überführung und Besetzung in der von mir bestimmten Ruhestätte in St. Florian in Ob. Österreich bewirkt werden könne."

Drei Jahre später stirbt Bruckner. Und es kommt, wie er es sich gewünscht hat: Seine letzte Ruhe findet Bruckner in der Stiftskirche von St. Florian unter der großen Orgel.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 10. November 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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