Dresden, 05. Februar1817: So recht will es für Carl Maria von Weber am Hoftheater in Dresden nicht laufen, scheint es wenige Wochen nach seinem Antritt als Musikdirektor. Nun lädt der Komponist zu Austern und Champagner ein. Mit Erfolg?
Bildquelle: Karl Laux: "Carl Maria von Weber", Leipzig 1978
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Vor nicht einmal drei Wochen hat Carl Maria von Weber seinen Posten als Musikdirektor am Hoftheater angetreten. Und es läuft erst Mal gar nicht nach seinem Geschmack. Allein der konservative Dresscode als Höfling: Grüner Rock, weiße Kniebundhosen, Schnallenschuhe, Dreispitz, Degen. Dann das Ensemble, insbesondere die Solisten. Das Niveau lässt zu wünschen übrig. Auch organisatorisch gestaltet sich der Probenalltag recht mühsam: Es fehlt an Notenmaterial, das aus den Partituren herausgeschrieben werden müsste. Dazu kommt: Seine Verlobte Caroline bombardiert ihn mit übellaunigen Briefen. Dauernd ist sie misstrauisch und eifersüchtig. Sie denkt, er schreibe nur die halbe Wahrheit, habe Geheimnisse vor ihr.
Und dann dieser Hofkapellmeister Francesco Morlacchi. Sein Chef. Er bevorzugt italienisches Repertoire, wo Weber doch die deutschsprachige Oper voranbringen möchte. Morlacchi komponiert geschmäcklerisch simpel. Nicht ohne Ironie bringt Weber das Urteil über eine von Morlacchis Opern auf den Punkt: "Ja sehr viel Hübsches" …
Webers erste Premiere, er dirigiert "Joseph" von Etienne Mehul, wird ein Erfolg beim Dresdner Publikum, obwohl oder vielleicht weil er einiges in der Partitur umbaut. Die Kritiker betrachten Webers Vorpreschen mit Argusaugen: "Den Maria W. kenne ich. Alles weiß er von der Musik, nur die Musik nicht. Er verdirbt, er und noch ein paar andere so gebildete Skribanten, jetzt auch noch Dresden!"
Und Carl Maria von Weber? Der denkt: Ein gutes Mahl hat schon immer die Gemüter besänftigt. Also lädt er an diesem 5. Februar großzügig in den "Goldenen Engel". "Austern und Gefrorenes fehlten nicht, Burgunder, Rheinwein und Champagner bloß und löste alle Zungen und Herzen!"
Wen er für sich gewinnen musste, den gewinnt Weber an diesem Tag auch für sich. Einen Wermutstropfen hat das Essen aber dennoch: 52 Reichstaler und 6 Groschen legt Weber für die Delikatessen auf den Tisch. Diese recht stattliche Summe bei 125 Talern Monatsgehalt verschweigt er seiner Caroline lieber.
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ROBERTO ALAGNA MEHUL JOSEPH "Vainement pharaon"
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Sendung: "Allegro" am 05. Februar 2025 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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