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07. Dezember 1824 – Skandal um "Freischütz" in Paris Pech für Weber!

Paris, 7. Dezember 1824. Erstmalig wird Carl Maria von Webers Oper "Der Freischütz" in Paris auf die Bühne gebracht. In Deutschland ist das Werk ein voller Erfolg. Doch in Paris – zumindest zuerst – überhaupt nicht. Webers Schuld ist das jedoch nicht.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Pfiffe, Buhs und Schimpfworte – man könnte sagen: "Es läuft nicht" im Théâtre de l’Odéon. Und was da nicht läuft, ist "Der Freischütz". Doch Moment, das stimmt so nicht: "Robin des Bois ou Les trois balles", das ist es, was nicht läuft. Also es geht um Oper. Genauer gesagt, es geht um die französische Bearbeitung und Übersetzung der deutschen Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber. "Robin vom Walde oder Die drei Kugeln" heißt das Ganze hier in Frankreich. Und das Publikum ist nicht d'accord. Was wiederum Castil-Blaze sehr recht geschieht. 

Der Dilettant will Künstler sein

Castil-Blaze ist ein Advokat und ein Musikschriftsteller, und er tut zunächst viel für die Oper in Frankreich. Er sorgt dafür, dass auch deutsche und italienische Werke aufgeführt und bekannt werden. So weit, so gut. Aber dann will er selber auch Künstler sein. Er will mitmachen. Da er aber kein Künstler ist, stiehlt er fremde Werke. Er schreibt andere Opern um, für die französische Bühne. Aber eben nicht irgendwelche Werke, was schon schlimm genug wäre, nein: Castil-Blaze bearbeitet Mozart und Rossini und: Carl Maria von Weber.

Diebstahl geistigen Eigentums

Die Handlung ist haarsträubend verstümmelt. Und spielt plötzlich in Schottland. Das Publikum lacht und spottet und pfeift – zumindest in den ersten drei Vorstellungen. Dann jedoch hat das Plagiat Erfolg! Und zwar ziemlich. Und Castil-Blaze auch. Er verdient sehr gut mit dem Werkklau. Und genau das ist es: Diebstahl von geistigem Eigentum! Denn Castil-Blaze versäumt es, Carl Maria von Weber und seinen Librettisten Friedrich Kind um ihre Einwilligung zu Bearbeitung und Aufführung zu bitten. Und er beteiligt sie natürlich auch nicht an den Gewinnen. Für viele Opernhäuser ist dieses Arrangement sehr willkommen, denn die "Fake-Opern" sind günstiger zu kriegen. Weil Blaze es nämlich so macht!

Webers Name überlebt

Und so ist Carl Maria von Weber doppelt gekniffen. Natürlich schreibt er an Castil-Blaze. Er bittet, er zürnt, er droht – und bekommt keine Antwort. Und dennoch: Es ist sein Name, Carl Maria von Weber, der für immer mit dem "Freischütz" verbunden sein wird. Mit einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Opern überhaupt.

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Eschenbach | Carl Maria von Weber: Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz“ | SWR Symphonieorchester | Bildquelle: SWR Classic (via YouTube)

Eschenbach | Carl Maria von Weber: Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz“ | SWR Symphonieorchester

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Sendung: "Allegro" am 07. Dezember 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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